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Barrie Kosky, Intendant und Chefregisseur der Komischen Oper Berlin, ist gespannt, was er von Games-Expert:innen lernen kann.

© dpa/Jörg Carstensen

Digitalprojekt „Spielräume!“: Opern-Intendent Barrie Kosky: „Ein Abenteuer, bei dem die Reise zählt“

Die Komische Oper Berlin macht beim Digitalprojekt „Spielräume!“ mit. Intendant Barrie Kosky über Computerspiele und seine Sehnsucht nach Stimmengewirr im Foyer.

Der deutsch-australische Opern- und Theaterregisseur Barrie Kosky, 54, ist seit 2012 Intendant der Komischen Oper Berlin.

Herr Kosky, was versprechen Sie sich vom Digitalprojekt „Spielräume!“, das die Komische Oper seit 2020 zusammen mit dem Berliner Ensemble sowie Games- und Digital-Expert:innen betreibt?

Am Anfang habe ich kaum etwas verstanden, ich habe ja schon Probleme, mein Handy und mein Laptop zu organisieren. Aber inzwischen bin ich begeistert! Das Projektteam hat vollständige Freiheit. Es ist ein Abenteuer, bei dem weniger das Resultat zählt, sondern vielmehr die Reise mit den jungen Künstler:innen, die sich mit Games und digitaler Technik auskennen.

Und was ist das Ziel dieser Abenteuerreise?

Es geht nicht darum, aus vorhandenen Musiktheaterstücken Games zu machen. Sondern darum zu sehen, was an der Schnittstelle von Oper und Games entstehen könnte. Millionen Menschen spielen Computerspiele und eine riesige Schar junger, hochinteressanter Künstler:innen entwickelt dafür Plots, Bilder, Inszenierungen, Sound und vieles mehr.

Durch die Pandemie ist die Offenheit fürs Digitale so groß wie nie. Besteht die Gefahr, dass die Zahl der Opernbesucher in postpandemischen Zeiten sinkt?

Es ist für mich grundsätzlich eine heilige Pflicht, Menschen ins Theater zu bringen. Ich halte es für Unsinn, dass das Publikum nach der Pandemie nicht mehr zurückkommt, solche ignorante Behauptungen machen mich wütend. Das Theater hat das Radio, den Film, das Fernsehen und das Internet überlebt, 2500 Jahre Tradition sind stark genug. Streamings sind besser als nichts, aber sie sind eine Notlösung – und werden das auch bleiben.“

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Auf der Webseite der Komischen Oper findet sich zur Zeit so gut wie nichts zum Streamen, warum nicht?

Wir hatten 2020 viele Streamingprojekte, aber seit eine gewisse Streamingmüdigkeit herrscht, haben wir dies auf ein Minimum reduziert. Die Neuproduktionen, die wir für die Zeit der Pandemie entwickelt haben, waren für Streamings nicht geeignet, außerdem sind viele Mitarbeiter:innen in Kurzarbeit. Ansonsten sind wir gerade intensiv damit beschäftigt, parallel drei neue Inszenierungen zu proben (Koskys Salzburger „Orpheus in der Unterwelt“ für Anfang Dezember, George Enescus „Œdipe“ vorausichtlich für Ende August und die Corona-Fassung der Kinderoper Michael Endes „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“/d. Red.). Das ganze Haus arbeitet mit täglichen Schnell- und wöchentlichen PCR-Tests und unter strengen Hygieneauflagen. Mit den Proben möchten wir unserem Ensemble und Gastkünstler:innen eine Perspektive geben, künstlerisch und den Freien natürlich auch finanziell.

Und worauf freuen Sie sich am meisten, wenn wieder normaler Spielbetrieb möglich ist?

Auf das Stimmengewirr im Foyer, auf den Klang des sich einstimmenden Orchesters vor Beginn der Vorstellung - und auf die wenigen Sekunden Stille unmittelbar vor dem ersten Schlag des Dirigenten.

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