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Der künstlerische Leiter der Stuttgarter Hymnus-Chorknaben während einer digitalen Chorprobe. 

© Sebastian Gollnow/dpa

Digitale Musikproben: Singen ohne Zeitverzögerung

Chorproben im Internet stoßen schnell an ihre Grenzen. Ab heute gibt es eine verzögerungsfreie Plattform im Netz – ein Projekt angestoßen von einem Berliner Forscher. 

Für die Besprechung mit den Kolleginnen und Kollegen oder den Chat im Freundeskreis sind die derzeit viel genutzten Online-Konferenzdienste praktisch. Doch schon, wer versucht, bei so einer Schaltung gemeinschaftlich „Happy Birthday“ zu singen, lernt die Grenzen der Technik kennen. 

Denn zum einen werden durch die sogenannte „Pegelwaage“ automatisch immer die leiseren Teilnehmer in den Hintergrund gedrängt, und zum anderen führen die minimalen Zeitverschiebungen bei der Übertragung der verschiedenen Kanäle dazu, dass die Stimmen nicht synchron erklingen.

Weil gerade das aber für Chor- oder Ensembleproben unerlässlich ist, hat Julian Klein vom Institut für künstlerische Forschung Berlin das Projekt „Digital Stage“ angestoßen. 

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Beim Hackathon der Bundesregierung wurde die Idee Ende März geboren, mehr als 60 Programmierer und Praktiker aus dem Kulturbereich arbeiten seitdem an dem Projekt, zumeist ehrenamtlich. Parallel versuchen sie, eine Finanzierung auf die Beine zu stellen, Stiftungen und universitäre Einrichtungen als Partner zu gewinnen.

Besonders für Musikhochschulen ist eine solche verzögerungsfreie Onlineplattform zum gemeinsamen Proben im virtuellen Raum interessant – aber das Kommunikationsmittel soll auch Laien zur Verfügung stehen, als kostenfreie Open-Source-Lösung. Die sich mit haushaltsüblicher Technik bedienen lässt. 

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Zunächst sollen bis zu zehn Teilnehmende dabei sein können, in der zweiten Phase dann bis zu 20. Ziel ist es, letztlich auch Aufführungen unter professionellen Bedingungen im Internet möglich zu machen. Mit denen könnten die gerade von allen Einnahmequellen abgeschnittenen freien Gruppen im Idealfalls sogar Eintrittsgeld verdienen.

Ab dem heutigen Montag steht die Testversion allen Interessierten unter www.digital-stage.org zur Verfügung. Ein Hoffnungsschimmer gerade für Chöre, die derzeit unter den Einbahnstraßen-Proben leiden. Die Teilnehmer hören dabei zwar die Anweisungen des Chorleiters, umgekehrt aber kann der das klingende Ergebnis nicht überprüfen. 

Weil die Mikros der Sängerinnen und Sänger wegen der Zeitverzögerungen stumm geschaltet bleiben müssen. Die digitale Bühne könnte da endlich wieder für ein beglückendes Gemeinschaftserlebnis sorgen, für „Netzwärme“. 

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