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Mehr Platz für Flaneure und Fahrräder. Der neue Philharmonie-Vorplatz auf der Tiergartenseite.

© Lichtschwärmer

Die Zukunft des Kulturforums: Nicht nur für Bildungsbürger

Eine Diskussion beim "Philharmonischen Salon" über Perspektiven für das ungeliebte Areal zwischen Philharmonie und Neuer Nationalgalerie.

„Immer versucht, immer gescheitert. Wieder versuchen – besser scheitern.“ Samuel Becketts berühmtes Bonmot passt perfekt zum Berliner Kulturforum. Seit über sechzig Jahren wird nach einer städtebaulichen Lösung für das Areal gesucht. Bisher vergebens.

Und auch die Diskussion zur Zukunft des Geländes, die am Dienstagabend in der Reihe „Philharmonischer Salon“ im Foyer des Kammermusiksaals stattfindet, scheitert zumindest teilweise. Weil es der Moderatorin Anja Herzog nicht gelingt, die vier Herren auf dem Podium zu stoppen, wenn sie immer wieder zu Themen abschweifen, die nur am Rande mit der Frage zu tun haben, wie sich die urbane Ödnis beleben lässt.
Das Ringen um die richtige Gestaltung des Kulturforums hat einfach schon zu viele Wunden bei allen Beteiligten hinterlassen. Am tiefsten sind sie wohl bei Hans Stimmann: Als Senatsbaudirektor von 1991 bis 2006 ist er hier sehr nachhaltig gescheitert. „Dieser Ort“, lautet sein bitteres Fazit, „erinnert allein an die Teilung der Stadt.“
Eine gute Nachricht kann Hermann Parzinger, der Präsident die Berliner Stiftung Preußischer Kulturbesitz, immerhin verkünden: Wenn die Arbeiten zum Museum der Moderne beginnen, wird der neue Scharounplatz nicht mit Baucontainern zugestellt. Die gerade erst vollendeten Flanierflächen rund um die Philharmonie bleiben dem Publikum erhalten.
Einem Publikum, das Nikolaus Bernau als „ausschließlich bildungsbürgerlich“ beschreibt. Der Architekturkritiker ist darum auch dagegen, dass hier noch ein Museum gebaut wird. Welches die Wahrnehmung des Ortes als Hort von Wissenschaft und hehrer Kunst nur noch weiter zementiere.

Klaus Lederer will den gordischen Knoten zerschlagen

Mit der Staatsbibliothek, den Ausstellungshäusern und Scharouns Doppelkonzertsaal flankierten lauter moralische Anstalten das Areal. Allein schon der Name „Kulturforum“, findet Bernau, wirkt als Hemmschwelle für einen Großteil der Berliner. Dem östlich der Mauer aufgewachsenen Linkenpolitiker Klaus Lederer, der den Westberliner Erinnerungsballast nicht mit sich herumschleppt, könnte es jetzt gelingen, etwas zu bewegen. Und zwar mit Hilfe der gemeinnützigen „Kulturprojekte“-Gesellschaft, die auf breitenwirksame Teilhabeprojekte spezialisiert ist.

Es gilt, die Geschichte des Ortes aufzuarbeiten

Der Kultursenator hat Geld besorgt, die Allrounder der „Kulturprojekte“ befragen derzeit die Anrainer nach ihren Wünschen und Ideen. Herauskommen sollen Aktionen, von denen sich tatsächlich die gesamte Stadtgesellschaft angesprochen fühlt. Mobile Streetfood-Stände, die den Mangel an Gastronomie auf dem Kulturforum ausgleichen, wären da zweifellos ein gutes Zusatzangebot. Auch in Sachen Erinnerungsarbeit, findet Lederer, ist noch einiges zu tun. Zu sehr ist das einstige Tiergartenviertel in Vergessenheit geraten, die Entstehung als noble Villenkolonie, die Enteignung der vielen, oft jüdischen Hausbesitzer in der Nazizeit, der Plan, hier ein gigantisches „Haus des Fremdenverkehrs“ für die „Welthauptstadt Germania“ hinzuklotzen

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