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Hier soll das Museum der Moderne entstehen. Im Hintergrund Philharmonie und Kammermusiksaal.

© Kai-Uwe Heinrich

Die Zukunft des Kulturforums: Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Oder doch?

Nicht nur der Bauplatz fürs Museum der Moderne wurde verschoben, auch die Philharmonie wechselte einst den Standort.

Jetzt reden alle wieder nur vom Geld. Sicher, 450 Millionen Euro, das ist ein Batzen. Allerdings ein ehrlicher. Statt eine auf Kante genähte Kostenprognose vorzulegen, hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters von vornherein einen Puffer von 86 Millionen Euro eingeplant. Damit nicht, wie sonst üblich, im laufenden Bauprozess Geld nachgeschossen werden muss, wenn Schwierigkeiten auftauchen oder die Inflation die Kosten treibt.

Warum das Berliner Haus für die Kunst des 20. Jahrhunderts so teuer sein muss, entzieht sich der laienhaften Beurteilung. Das sind Ingenieursfragen, da geht es um eine ausgefeilte Klimatechnik, die hochsensible Gemälde nun einmal brauchen, und um Energieeffizienz. Darüber kann man ohne Fachkenntnisse schwer streiten.

Wohl aber lässt sich ein Bürgerdialog führen über den Standort des Museums und die Ästhetik des Siegerentwurfs von Herzog & de Meuron. Sind fensterlose Ausstellungsräume für die Besucher angenehm, wie sie das Schweizer Architekten- Duo in seiner „Scheune“ vorsieht? Oder fühlt sich der Kunstfreund nicht doch wohler in Sälen, die von oben herab mit Tageslicht versorgt sind, so, wie es der im Wettbewerb unterlegene Stephan Braunfels vorgeschlagen hat?

Sein Projekt allerdings hat er für den Standort in der Sigismundstraße konzipiert, für ein Grundstück also, das hinter der Neuen Nationalgalerie liegt. Dort, argumentiert Braunfels, ließe sich die von den Museumleuten geforderte Ausstellungsfläche komplett oberirdisch realisieren - und damit deutlich günstiger als auf dem Standort an der Potsdamer Straße, wo man jetzt in die Tiefe gehen muss.

Dezenter Anbau oder stolzer Solitär?

Braunfels ist eine tragische Figur: 2013 war er es nämlich, der vorschlug, den ursprünglich vorgesehenen Standort in der Sigismundstraße aufzugeben und den Neubau in die Mitte des Kulturforums zu rücken, zwischen Philharmonie und Neuer Nationalgalerie. Als die Idee von der Kulturstaatsministerin aufgegriffen wurde, war Braunfels aber schon wieder zurückgeschwenkt, hielt nun doch den Platz hinter der Neuen Nationalgalerie für geeigneter.

Dort aber wäre der Neubau nur eine Erweiterung, ein dezenter Anbau, der sich unauffällig gibt, sich optisch wegduckt hinter dem Van-der-Rohe-Meisterwerk – so wie bereits das Kupferstichkabinett, die Gemäldegalerie und das Kunstgewerbemuseum. Monika Grütters dagegen wollte eine neue Landmarke für die Hauptstadt, einen Solitär mit Statement-Architektur. Das hat sie mit der wuchtigen Satteldach-Scheune von Herzog & de Meuron bekommen. Ob es ein Haus wird, das es mit den weltberühmten Nachbarn aufnehmen kann?

Eine wilde Mischung ist auch die Museumsinsel

Andererseits: Auch die Museumsinsel ist ein gewachsenes Konglomerat ästhetisch äußerst unterschiedlich geratener Gebäude. Weder Pergamon- noch Bode- Museum ragen über den architektonischen Durchschnitt ihrer Zeit hinaus. Am Ende wurde doch eine Einheit daraus, ein Ort, der heute von Berlinern wie Touristen gleichermaßen geschätzt wird.

Die Philharmonie übrigens sollte ursprünglich in Wilmersdorf gebaut werden, an der Bundesallee, versteckt hinter dem Joachimsthalschen Gymnasium. Ja, das heute von der UdK genutzte Neorenaissancegebäude sollte sogar als Eingangsbereich fungieren für Scharouns genialen Wurf. Sein Weinberg-Saal hätte sich gewissermaßen im Hinterhof befunden, dort, wo heute die Bar jeder Vernunft auf dem tristen Parkdeck steht.

1956 war der Wettbewerb für diesen Standort ausgelobt worden. Dass die Philharmonie dann aufs Kulturforum verlegt wurde, war ein Glücksfall. So konnte aus einem schlichten Annex der berühmteste Konzertsaal der Moderne werden. Die tatsächlichen Baukosten des 1964 eröffneten Zirkus Karajani überstiegen die ersten Schätzungen übrigens um mehr als das Doppelte.

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