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Das Rang-Foyer der Komischen Oper

© Büro Braunfels

Die Zukunft der Komischen Oper Berlin: Der Affront

Stephan Braunfels sind die eleganten Foyers der Komischen Oper zu verdanken. Warum wurde er dennoch nicht zum Sanierungs-Wettbewerb eingeladen?

Es war im Jahr 2005, als der Architekt Stephan Braunfels bei einer Premierenfeier in der Komischen Oper mit Andreas Homoki ins Gespräch kam, dem damaligen Intendanten des Hauses. „Hübsch hässlich habt ihr’s hier“ zitierte Braunfels damals Heinz Rühmann und meinte damit das arg abgewohnte Foyer des Hauses. Tja, antwortete Homoki, er könne ja gerne mal einen Vorschlag für die Verschönerung machen – nur dürfe das halt nichts kosten.

Der bekennende Musiktheater-Liebhaber Braunfels nahm die Herausforderung an und lieferte einen extrem kostengünstigen Entwurf, der dann auch tatsächlich realisiert wurde. Mit einem raffinierten Kunstgriff verschaffte er der nüchternen Pausenhalle aus den sechziger Jahren neue Eleganz.

Er ließ riesige Spiegel an den Wänden anbringen, die nicht allein die Flanierflächen optisch vergrößern, sondern auch das historische Treppenhaus vervielfältigen und damit in den Mittelpunkt rücken. Und weil die Spiegel in einem Anthrazit-Ton bedampft sind, stellt sich gleichzeitig eine angenehm intime Atmosphäre ein.

Auch die Garderoben, die Kantine und die Toiletten des Hauses hat der klassikaffine Architekt vor 14 Jahren deutlich aufgewertet. Statt eines Honorars versprach ihm Intendant Homoki damals, eine Oper seines Großvaters Walter Braunfels zu inszenieren. Der war in der Weimarer Republik erfolgreich gewesen, bevor er als „Halbjude“ im NS-Staat mit einem Berufsverbot belegt wurde.

Aus dem Plan wurde zwar nichts, die Besucher der Komischen Oper aber haben es Stephan Braunfels zu verdanken, dass man sich vor der Vorstellung und in den Pausen gerne in den Foyers aufhält.

Eine Einladung zum Wettbewerb wäre angemessen gewesen

Als die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung im Sommer einen nichtöffentlichen Realisierungswettbewerb zur Sanierung der Komischen Oper ausschrieb und dafür 15 namhafte Architekturbüros einlud, hätte der von Stephan Braunfels also eigentlich selbstverständlich dabei sein müssen.

Abgesehen von seinem Engagement für das Haus gehört er unzweifelhaft zu den bedeutenden deutschen Baumeistern, dank seiner Münchner Pinakothek wie auch der Berliner Bauten linkerhand des Reichstags, dem Paul-Löbe- sowie dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus.

Das Garderoben-Foyer der Komischen Oper
Das Garderoben-Foyer der Komischen Oper

© Büro Braunfels

Doch Stephan Braunfels wurde nicht gefragt, musste sich – als wäre er ein Unbekannter – um einen der verbleibenden 35 Teilnehmerplätze bewerben. Was er auch tat. Insgesamt gingen 47 freie Bewerbungen ein, die Jury musste also nur einen kleinen Teil der Teilnehmer aussortieren. Als Stephan Braunfels erfuhr, dass er zu den Abgelehnten gehörte, suchte er sich einen Rechtsbeistand, rügte das Verfahren wegen mangelhafter Gleichbehandlung der Antragsteller und bekam von der Vergabekammer des Landes Berlin schließlich auch Recht.

Daraufhin hob die Berliner Stadtentwicklungsverwaltung das gesamte Verfahren auf. Was wiederum Auswirkungen auf den Zeitplan für die Sanierung der Komischen Oper haben könnte. Denn der Wettbewerb muss ja nun neu ausgeschrieben werden, diesmal in offener Form, also ohne Zugangsbeschränkungen.

Ob es dann besser läuft, darf allerdings bezweifelt werden. Denn ein neuer Streit vor Gericht droht. Diesmal könnte es um Wettbewerbsvorteile gehen, die sich mit unterschiedlich langen Bearbeitungszeiten für die Entwürfe begründen lassen. Jene Büros nämlich, die bereits seit dem Sommer an ihren Plänen für eine Sanierung der Komischen Oper samt Erweiterungsbau für Probebühnen und Büros auf dem angrenzenden Grundstück in der Glinkastraße feilen konnten, sind natürlich zeitlich besser dran als jene, die erst jetzt im zweiten Anlauf dazustoßen. Man darf gespannt sein, ob die Stadtentwicklungsverwaltung die neue Ausschreibung so zu formulieren versteht, dass sie rechtssicher ist.

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