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Lise Davidsen wurde 1987 in Südnorwegen geboren.

© Ray Burmiston

Die Sopranistin Lise Davidsen: Ein wunderbarer Konzertabend

In der Berliner Staatsoper Unter den Linden begeistert die norwegische Sopranistin Lise Davidsen bei einem Liederabend mit Werken von Edvard Grieg.

Mit Kostbarkeiten ihrer musikalischen Heimatkunst bezaubert die Norwegerin Lise Davidsen in der Staatsoper Unter den Linden ein Publikum, das sie mit Ovationen empfängt. Denn die Sopranistin hat in den letzten Jahren mit den Wagner-Rollen der Elisabeth und Sieglinde große Bühnen erobert. Jetzt aber leuchtet die Herrlichkeit ihrer Stimme in Berlin in einem Lied-Recital, das vor allem bekundet, wie sehr ihr die Musik von Edvard Grieg am Herzen liegt.

Dass Grieg Gedichte von Heinrich Heine und Goethe vertont hat, ist hierzulande wenig bekannt. Deutschen Dichtern ist das Opus 48 des Komponisten gewidmet, der die norwegische Schule in die Welt getragen hat. Er war mit der deutschen Sprache so vertraut, dass ihm das Worttonverhältnis leicht fiel. Die Lieder besingen mit Heine „liebliches Geläute“ und mit Uhland und Goethe die Rosen im Garten. Es sind Stücke in gedrängter Kürze, akkordisch begleitet, mit kleinen Illustrationen geschmückt.

James Baillieu ist als Pianist eingesprungen

Die Stimme Lise Davidsens hat viele Farben: das Metall der Höhen, weiche Tiefe und das Fließen der Melodie in lyrischer Innigkeit. „Tandaradei“ singt sie mit Walther von der Vogelweide, dessen „Verschwiegene Nachtigall“ Grieg in der geglätteten Übertragung Karl Joseph Simrocks komponiert hat.

In einer kleinen Moderation bedankt sich die Sängerin bei dem Pianisten James Baillieu, der kurzfristig die Begleitung anstelle des erkrankten Leif Ove Andsnes übernommen hat. Er stammt aus Südafrika, ist ein Liedbegleiter mit Erfahrung und ein Poet der Anpassung. In dem norwegischen Zyklus „Das Mädchen aus den Bergen“ Opus 67, Griegs Erzählung einer verlorenen ersten Liebe, antwortet er der Singstimme mit lieblichen Echos und Trillern und malt einen Tanz hüpfender Zicklein. Eine Hauptrolle spielt in den Liedern die Natur, während die Harmonik vom „Tristan“ weiß.

Dass Wagners „Wesendonck-Lieder“ ursprünglich Klavier- und nicht Orchesterlieder waren, gerät leicht in Vergessenheit. Kürzlich sang Camilla Nylund sie mit dem Orchester der Deutschen Oper. Hier erklingen sie nun bei Lise Davidsen und James Baillieu in ihrer ersten Unmittelbarkeit als Ahnung und Entwurf zu „Tristan und Isolde“. So beschließen die „Träume“, die durch das Reich der Nacht in neue Musik führen, einen wunderbaren Konzertabend.

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