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Die Schweizer Musikerin Priya Ragu.

© Warner

Die Schweizer Pop-Musikerin Priya Ragu: Tabla bringt Glück

Mit 30 gab Priya Ragu ihren Bürojob auf, um Musik zu machen. Jetzt mixt sie Pop mit R’n’B und tamilischen Sounds - und ist auf Europatournee.

Kamali wächst bei ihrer alleinerziehenden Mutter in Mahabalipuram auf, einem Fischerdorf an der Südwestküste Indiens. Als direkt vor ihrem Haus eine kleine Skate-Rampe aus Beton gebaut wird, beginnt Kamali – selbst kaum größer als ein Skateboard – drauf zu fahren. Als einziges Mädchen im Ort.

Ein Filmteam hört von ihr und dreht 2018 eine Dokumentation über die damals Siebenjährige. Etwa zwei Jahre später und tausende Kilometer entfernt sieht die Schweizer Musikerin Priya Ragu den nach Kamali benannten Kurzfilm. Begeistert zeigt sie ihn ihrem Bruder und Produzenten Japhna Gold, der sofort beginnt, einen Song zu schreiben.

Ihr erstes Instrument war die Geige

Er heißt ebenfalls „Kamali“, befindet sich auf Priya Ragus Debütmixtape „Damnshestamil“ und feiert die kleine Skaterin: „Never seen a force like this/ Never heard a Tamil like this, yeah, yeah/“, singt die 35-Jährige in der ersten Strophe. Priya Ragu stammt wie Kamali – die den Song sehr mag und im Video zu sehen ist – aus einer tamilischen Familie. Ihre Eltern flohen Anfang der 80er Jahre vor dem Krieg in Sri Lanka in die Schweiz, wo Priya Ragu 1986 zur Welt kam.

Sie war im gleichen Alter wie Kamil, als ihr Talent entdeckt wurde: Mit sieben bekam sie Geigenunterricht und konnte bereits in der zweiten Stunde allein nach Gehör ein Lied spielen. „Meine Lehrerin sagte, das sei etwas Besonderes sei und dass ich sehr talentiert bin“, erzählt Priya Ragu im Videogespräch. „Seither habe ich das Gefühl, dass Musik meine Stärke ist.“ Mit ihrem Bruder und ihrem Vater spielte sie in ihrer Jugend in einer Band, die mit traditionellen Liedern bei Festen der kleinen tamilischen Community auftrat.

Doch Priya Ragus Liebe galt auch der Popmusik, was ihren strengen Eltern missfiel. Gesangsunterricht kam nicht in Frage, und als sie einmal mit der Band ihres Bruders auftreten wollte, ließ der Vater die damals 16-Jährige nicht aus dem Haus. „Meine Welt brach zusammen. Es war schlimm“, erinnert sie sich.

[Priya Ragu live am 28.11., 20 Uhr im Privatclub Berlin und am 29.11., 20 Uhr im Jaki Köln]

Lange sang die in St. Gallen aufgewachsene Ragu nur für sich oder höchstens mal als Background-Sängerin für Schweizer Bands. Sie machte eine Ausbildung, arbeitete viele Jahre als Buchhalterin und Einkäuferin bei einer Fluggesellschaft.

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„Irgendwie hatte ich schon immer den inneren Drang zu musizieren, aber ich dachte, ich sei nicht gut genug“, sagt sie. Ihre Freud*innen hätten sie gedrängt, wenigstens einmal ein Lied zu schreiben. Es war dann jemand, in den sie verliebt war, der Priya Ragu motivierte, es doch zu probieren mit der Musik. „Dafür brauchte es viel Mut.“ Mit 30 gab sie ihren Bürojob auf, ging nach New York, wo sie viel meditierte, Tagebuch schrieb und ihre musikalische Stimme suchte.

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Gemeinsam mit ihrem vier Jahre älteren Bruder begann sie per Videochat und Audionachrichten an Songs zu arbeiten. Für einen davon – „Good Love 2.0“ – kratze sie Geld zusammen, um in Indien ein Video zu drehen. Es landete beim Sender VH1 India, der indische „Rolling Stone“ berichtete und bald darauf die BBC. Plattenfirmen meldeten sich, die Popkarriere ging los.

Das Majorlabel Warner brachte im Sommer das Mixtape „Damnshestamil“ heraus, das auf frische Weise R’n’B mit Pop und traditionellen tamilischen Klängen verbindet. Besonders schön fließt das etwa bei „Lockdown“ und „Lighthouse“ zusammen. Bei dem auf Tamil gesungenen Bonustrack „Santhosam“ sind Ragus Eltern zu hören. Der Titel bedeutet „Glück“ und als glücklich sieht die Sängerin ihre Familie auch. „Meine Eltern lieben das Album“, sagt sie. „Es verbindet uns nochmal auf einer anderen Ebene.“

Derzeit arbeiten sie mit Japhna Gold an Songs fürs Debütalbum, das an ihrem künftigen Wohnort London aufgenommen wird. Auch der Vater soll mit seiner Tabla dabei sein. Könnte Glück bringen.

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