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Das Leitungsteam der Komischen Oper - Intendant Barrie Kosky, Geschäftsführerin Susanne Moser, Operndirektor Philip Bröking - sowie Kultursenator Klaus Lederer

© Jan Windszus

Die Kosten der Komischen Oper: 227 Millionen sind eine Luftnummer

Der Kulturausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses befragt Senatsbaudirektorin Regula Lüscher zur Sanierung der Komischen Oper.

Nichts als eine "Vermutung" ist die Summe von 227 Millionen Euro, die derzeit genannt wird, wenn es um die Sanierung der Komischen Oper geht. Das hat Senatsbaudirektorin Regula Lüscher am Montag bei einer Anhörung im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses gesagt.

"Wir sollen sehr früh Aussagen zu den Kosten machen, obwohl wir es gar nicht können", beschreibt Lüscher das Dilemma der Berliner Stadtentwicklungsverwaltung. Denn bislang liegt zwar ein Denkmalplan vor, sowie ein Bedarfsprogramm, das die Wünsche der Komischen Oper zusammenfasst, die erste Phase des Architektenwettbewerbs aber läuft noch bis zum 2. März. Und auch wenn dann ein Sieger feststeht und irgendwann die Vorplanungsunterlagen erstellt werden können, so werden auch diese Planungen noch eine "Genauigkeitstoleranz" von plus/minus 30 Prozent aufweisen, betonte die Senatsbaudirektorin.

Eine "belastbare Zahl" kann laut Regula Lüscher erst die so genannte BPU liefern. Um die fertigstellen zu können, muss der Auszug der Künstlerinnen und Künstler im Juli 2023 abgewartet werden. Erst wenn die Räumlichkeiten der Komischen Oper leer sind, können die vertieften Bauuntersuchungen starten, bei denen Wände aufgemacht und Kabelschächte untersucht werden, die zuvor nicht zugänglich waren.

Vor 2024 geht es mit den Baumaßnahmen nicht los

Nach der Schadenskartierung, die den tatsächlichen Zustand des Altbaus dokumentiert, können die Fachleute der Politik dann endlich sagen, was die Sanierung wirklich kosten wird. Richtig losgehen kann es mit den Baumaßnahmen dann 2024.

Die Parlamentarierinnen und Parlamentarier machten an Montag klar, dass sie sich bezüglich der potenziellen Kostensteigerungen keinen Illusionen hingeben. Umso größer war die Erleichterung im Sitzungssaal, als Regula Lüscher ausführlich darlegte, welche Konsequenzen die Stadtentwicklungsverwaltung aus dem Debakel um die Staatsopernsanierung gezogen hat.

Die Verwaltung will sich nicht unter Zeitdruck setzen lassen

Dass man sich beispielsweise nicht davon unter Druck setzen lassen will, dass die Belegschaft der Komischen Oper natürlich möglichst schnell in ihr Stammhaus zurück möchte. Gründlichkeit geht diesmal vor. Und es wird auch keinerlei Änderungen an den Planungen geben, wenn die Baumaßnahme erst einmal angelaufen ist, wie es bei der Staatsoper der Fall war.

Zudem will die Senatsbaudirektorin eine ebenso transparente wie kontinuierliche Information des Abgeordnetenhauses gewährleisten.

Die Architektenkammer kritisiert den Senat

Interessante Details zum geplatzten ersten Wettbewerb lieferte anschließend Michael Mackenroth von der Berliner Architektenkammer. Obwohl bereits zwei Tage nach der offiziellen Bekanntmachung des Wettbewerbs im August 2019 ein Architekturbüro bei der Vergabekammer eine Rüge des Verfahrens eingereicht hatte, ließ der Senat die 50 beteiligten Büros weiterarbeiten.

Erst zwei Tage vor der Abgabefrist erhielten die Teilnehmer dann einen Brief, in dem stand, dass das ganze Verfahren nach einem Urteil der Vergabekammer aufgehoben werden musste.

"Rund 80 000 Arbeitsstunden hatten die Teilnehmer da bereits investiert", erklärte Mackenroth. Deshalb befürchtet die Architektenkammer, dass es zu Schadenersatzforderungen der Betroffenen kommen könnte. Und zwar in Höhe von bis zu zehn Millionen Euro. Weil es keine Chancengleichheit zwischen jenen Büros gibt, die bereits im ersten Anlauf dabei waren und damit automatisch auch zum zweiten Anlauf zugelassen wurden, und jenen, die erst später dazustießen.

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