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Kultur: "Die Klavierspielerin": "Ich will hoch springen" - Isabelle Huppert über ihre Rolle - und über die Einsamkeit

In Cannes trugen Sie nach der Premiere der "Die Klavierspielerin" eine Tätowierung auf dem Arm: "Gott kann Bach dankbar sein, weil Bach die Existenz Gottes beweist." Glauben Sie an Gott oder an Bach oder an beide?

In Cannes trugen Sie nach der Premiere der "Die Klavierspielerin" eine Tätowierung auf dem Arm: "Gott kann Bach dankbar sein, weil Bach die Existenz Gottes beweist." Glauben Sie an Gott oder an Bach oder an beide?

Das ist ein Satz von E. M. Cioran. Er gefällt mir. Man muss ihn nicht wörtlich nehmen. Es geht nicht um Glauben, er ist auch für mich kein Bekenntnis zum Glauben. Auch ein Atheist könnte das sagen.

Aber an einen Regisseur muss man glauben, wenn man mit ihm arbeiten will?

Das kann nicht schaden. Andererseits: Schon indem man ihn aussucht, bedeutet das eine erste Kontrolle.

Von Ihren Regisseuren verlangen Sie vor allem eine Vision. Was ist Hanekes Vision?

Große Regisseure sind Visionäre, und Visionäre sind unbarmherzig. Hanekes Film enthält harte Szenen. Aber er betreibt damit keinerlei Marktschreierei.

Sein härtester Film war "Funny Games".

Er hat mir vorgeschlagen, darin mitzuspielen - und auch ich wollte mit ihm arbeiten, aber nicht in "Funny Games". Darin geht es doch sehr theoretisch um das Filmemachen: Haneke wollte die Gewalt als eine Art Schauspiel im Kino brandmarken. Die Schauspieler in "Funny Games" sind sehr gut, aber sie haben keine Chance, etwas Romaneskes, etwas Fiktives zu entwickeln. Zu so etwas hätte ich keinen Mut gehabt.

Warum diese Grausamkeit in seinen Filmen? Sind sie ein letztes Zeichen für Lebendigkeit?

Grausamkeit ist ein Mittel zur Demütigung, und die Figuren können nicht anders. Der Sado-Maso-Aspekt, der angesichts der "Klavierspielerin" diskutiert wird, erscheint mir doch sehr metaphorisch. Es gibt in dem Film nur eine Gewalt gegen sich selbst, die sich als Gewalt gegen andere wendet.

Sie verkörpern oft extrem einsame Frauen. Es mag delikat klingen - aber empfinden Sie selbst gegenüber dem Leben so?

Das ist wohl eine Projektion aus der Zuschauerperspektive. Filmstoffe arbeiten nur übertreibend Tendenzen heraus, die man auch zuweilen in sich selbst empfinden mag. Ich habe die Rolle der Erika gewählt, weil es amüsanter ist, so jemanden zu spielen als jemanden, dem nichts passiert. Das ist wie beim Sport. Es ist, als würde ich sehr, sehr hoch springen.

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