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Joachim Lottmann im Jahr 2004

© Imago

Die Joachim-Lottmann-Saga: Endlich oben!

Meisterrezensionen, Ritterschläge, ausverkaufte "Endlich-Kokain"-Auflagen: Der Schriftsteller Joachim Lottmann ist jetzt ein Erfolgsschriftsteller.

Und jetzt auch noch die „taz“! Was der Schriftsteller Joachim Lottmann am vergangenen Wochenende wohl für Freudentänzchen aufgeführt haben mag, als er der Meisterrezension seines Romans „Endlich Kokain“ auf der Literaturseite der „taz“ ansichtig wurde („kleines, perfides Meisterwerk“)? Die Frage stellt sich deshalb, weil es scheint, als würde sich Lottmann gar nicht mehr einkriegen wollen ob der vielen, durchaus positiven Resonanz, die „Endlich Kokain“ seit Veröffentlichung Anfang April diesen Jahres bekommt. Endlich Erfolgsautor! Seitdem schreibt Lottmann Woche für Woche in seinen Internet-Blog „Auf der Borderline nachts um halb eins“, wo sein Roman schon überall gewürdigt wurde und wie sich der Absatz des Büchleins so entwickelt. Von „Ritterschlägen“ ist da die Rede, von „Meisterrezensionen“ oder davon, dass die zweite Auflage binnen 10 Tagen verkauft worden sei.

Natürlich muss man bei einem Schriftsteller, der der Wirklichkeit und der Gegenwart zwar immer ganz nah auf die Pelle rückt und ihr manchmal gar voraus ist, es dabei aber insbesondere in seinen journalistischen Texten mit der Wahrheit nicht eben genau nimmt, höchst vorsichtig sein, wenn er die eigene Erfolgsbilanz so akribisch dokumentiert. Doch die Rezensionen aus den Zeitungen stellt Lottmann fast alle auf seinen Blog – komplett, ungeachtet aller Urheberrechte, zum Nachlesen und zur Wahrheitsüberprüfung. Auch eine dritte Auflage des als Taschenbuch veröffentlichten Romans ist gut vorstellbar: Besonders hoch dürften die Startauflage sowie die nachfolgende nicht gewesen sein. Ein Erfolgsautor war Lottmann bislang nicht gerade.

Umso schöner ist nun die „Endlich-Kokain“-Erfolgsgeschichte, die Lottmann hoffentlich nicht übermütig werden lässt, ihm gar irreversibel zu Kopf steigt – so mancher Blog-Eintrag deutet darauf hin. Andererseits: Welcher Schriftsteller freut sich nicht über Lob? Und geradezu rührend ist, wie Lottmann nach dem Lob besonders aus dem Feuilleton lechzt, so wie er zum Beispiel auf die noch ausstehende Rezension in der „Zeit“ wartet: „Für einen billigen Verriss hat ,Die Zeit’ einfach zuviel Qualität. Für eine Hymne aber nicht den Mut.“ Das Feuilleton beauftragt ihn zwar immer mal wieder, inbesondere die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“. Es meidet ihn andernorts aber auch ganz bewusst, aus gutem Grund, von wegen Lottmann, der Borderline-Journalist. Geschweige denn, dass es sich in den vergangenen Jahren gierig auf seine Bücher gestürzt hätte.

Lottmann aber sieht sich unbedingt als Mann des Feuilletons. Von dem will er umarmt werden, und das umgarnt er, auf seine sehr spezielle Art. Anders gesagt: Joachim Lottmann ist auf halbem Weg zum It-Man des Feuilletons. Mindestens.

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