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Fleet-Foxes-Frontmann Robin Pecknold bei einem Konzert Anfang Oktober in St. Paul.

© imago/ZUMA Press

Die Fleet Foxes in Berlin: Jetzt mit Dutt

In der Spur von F. Scott Fitzgerald, aber mit viel kreativen Überschuss: Das Konzert der Fleet Foxes in der Berliner Columbiahalle.

Als Robin Pecknold dieses Jahr zusammen mit seiner Band Fleet Foxes ein neues Album veröffentlichte, nach einer im Pop eigentlich tödlich langen Pause von sechs Jahren, musste man sich allein wegen des Titels ein bisschen Sorge machen. „Crack Up“ heißt dieses dritte Fleet-Floxes-Album, durchaus bewusst auf die Essays verweisend, die der schwer alkoholkranke amerikanische Schriftsteller F. Scott Fitzgerald 1936 als kreativen Offenbarungseid in der Zeitschrift „Esquire“ veröffentlichte, vier Jahre vor seinem Tod.

Davon kann beim „Crack up“ der aus Seattle stammenden Band jedoch keine Rede sein, trotz gelegentlicher Zeilen, die ein vages Scheitern andeuten. Die neuen Stücke sind noch eine Spur feinsinniger und komplexer geraten als auf den beiden Vorgängeralben "Fleet Foxes" (2008) und "Helplessness Blues" (2011), einerseits schwerer zugänglich (wo erklingt sie bloß, die Melodie?), da fehlen die offensichtlichen Hits. Andererseits ist insgesamt eine gewisse Entspanntheit zu spüren, nicht alles auf die mehrstimmigen glockenhellen, ach so reinen Gesangsmomente der Band ausgerichtet.

Das Hipness-Image haben die Fleet Foxes nicht mehr

Als die sechs Fleet-Foxes-Musiker am Montagabend in der ausverkauften Columbiahalle die Bühne betreten, fällt zunächst auf, dass sie viel weniger zersauselt und nachlässig aussehen als bei ihrem Erscheinen in der Pop-Welt vor gut zehn Jahren. Die Mützen sind verschwunden, die Vollbärte ab oder gepflegt gestutzt, und Robin Pecknold trägt jetzt einen kleinen, nach hinten gebundenen Dutt, sowieso die demokratischste Frisur der Welt. Eine Mischung aus zeitloser Folk- und kurz vor dem Abschluss stehender Studentenband, ganz ohne das Hipness-Image, mit dem die Band vor Jahren auch wegen des anschwellenden Neo- und Weird-Folkbooms häufig konfrontiert wurde.

Überraschenderweise beginnt die Band ihren Set konzise, mit klar strukturierten, nach vorn gespielten Songs, mit den selbst in der Columbiahalle schön klar tönenden Vokalharmonien von Pecknold, Bassist Christian Wargo und Keyboarder Casey Wescott. Was fast ein wenig langweilig anmutet: Könnte es nicht eine Idee verschachtelter sein? Und was ist mit Hits wie, „Blue Ridge Mountain“ oder „Mykonos“? Damit lässt die Band sich jedoch Zeit; immer wieder tauschen sie vorn die Gitarren. Einmal während des Sets und schließlich noch zur Zugabe singt Pecknold allein und begleitet sich dazu mit der akustischen Gitarre. Das Fürchten lehrt nur der gelegentliche Gebrauch von Saxophon, Kontrabass oder Querflöte, der unnötig erscheint, die Songs nicht schöner macht. Am Ende erst bekommt manches Stück das für die Fleet Foxes so typisch Skulpturale, und wohlig eingefriedet und positiv beseelt macht man sich danach auf den Heimweg durch das kalte Berlin.

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