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Die "100 besten Plakate" im Kulturforum: Hänsel, Gretel und der Butterkeks

Mehr als banale Werbefläche: Im Kulturforum sind die "100 besten Plakate" ausgestellt. Eine Kunstform, die oftmals unterschätzt bleibt.

Straßenkunst der anderen Art, überlappend geklebt oder prominent hinter Glas gehalten, mal ansprechend, mal abstoßend: Plakate, so weit das Auge reicht. Aber wann schauen wir genauer hin? Was zieht uns an? Wann bleiben wir stehen, wann gehen wir weiter? Diese Fragen stellt sich der Besucher der Ausstellung „100 beste Plakate 14“ in den Sonderausstellungshallen des Kulturforums.

Seit 2002 wird die deutsch-österreichisch-schweizerische Auswahl der „100 besten Plakate“ in einer alljährlichen Wanderausstellung präsentiert. Nicht nur professionelle Grafikdesigner, sondern auch Studierende befinden sich unter den Preisträgern. Aus 708 Einzelplakaten, die zuvor in einer Online-Vorauswahl aus insgesamt 1826 eingereichten Plakaten ermittelt wurden, sind jetzt die besten zu sehen. Von Theater- und Wahlplakaten bis zu Werbepostern ist alles dabei. In jedem Werk wird die Balance zwischen Information und Kunst anders verhandelt.

Handschriftliche Ankündigungen, schnappschussartige Fotos und einfache Zeichnungen stehen neben abstrakt-kubistischen Formen, schreiend lauten Farben und perfektionistisch zusammengestellten Fotomontagen. Jedes Plakat ist auf seine Art eine Besonderheit. Daran vorbeizugehen, ohne einen Blick darauf zu werfen, gelingt dem Besucher kaum. Bedruckte Handtücher, durchsichtige Plastikplatten als Träger und 3-D-Konstruktionen zeigen, dass ein Plakat mehr sein kann als banale Werbefläche.

Von Kitsch bis Provokation

Die Darstellungen rangieren von kitschiger Romantisierung bis zu zynischer Bösartigkeit: eine schwarzweiße, comicartige Fritz-Kola-Werbung, auf der ein Surfer mit aufgerissenen Augen und abgebissenem Arm zu sehen ist, trägt den Titel „Hauptsache wach“. Andere Plakate stimmen nachdenklich, wie „Zeig dein wahres Ich“ von Hans Simone mit übereinandergeschichteten Porträtfotos. Beim obersten ist das Gesicht herausgerissen, beim nächsten fehlt ein kleinerer Ausschnitt des Konterfeis. So frisst sich der Blick durch einen Stapel von Gesichtern. Mit dem offensichtlich Metaphorischen spielt ein Plakat von Rambow Gunther für die Aufführung „Hänsel und Gretel“ an der Frankfurter Oper. Vor pechschwarzem Hintergrund ist ein Butterkeks zu sehen, dessen Mitte fehlt. Provokant zeigen sich wiederum Werbeplakate wie das vom Deutschen Theater: Auf einem schwarz-weißen, nahezu pointillistisch anmutenden Druck erscheint Kanzlerin Merkel mit heruntergezogenen Mundwinkeln, ihre Augen blockiert die Aufschrift „Mach voran, Mutter!“.

Einmal im Jahr, in der Sommerausstellung am Kulturforum zeigt sich, wie unterschätzt das Plakat als Kunstform ist, das durch seine Vielseitigkeit zum Lachen genauso anregt wie zu nachdenklichem Stirnrunzeln.

Kulturforum Berlin, 12. 7.; Di / Mi / Fr 10–18 Uhr, Do bis 20 Uhr, Sa / So 11–18 Uhr.

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