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Jazz für alle. Diana Krall hat 15 Millionen Platten verkauft. Eine Aufnahme von ihrem diesjährigen Konzert in Frankfurt.

© imago/HMBx Media/DitaxVollmond

Diana Krall im Tempodrom: Liebe und solche Sachen

Diana Krall ist ein Star des Smooth-Jazz. Im Tempodrom rückt die Kanadierin akustisch ganz nah an ihr Publikum. Sie verwandelt die seelenlose Eventhalle in einen plüschigen Ballroom.

Bevor Diana Krall zum Smooth-Jazz-Star mit weltweit 15 Millionen verkauften Alben wurde, hat sie viele Jahre in Bars und Restaurants Hintergrundmusik gemacht. Und empfindet daher großen Respekt für Klavierspielerkollegen, die weniger Karriereglück hatten. Wenn Diana Krall auf Reisen ist, also die meiste Zeit des Jahres, hört sie Hotellobby-Pianisten immer aufmerksam zu. Manchmal setzt sie sich sogar zu ihnen an die Tastatur, für ein spontanes Duett, so wie neulich im „The Grill“ in Washington, wo schon lange ein Argentinier spielt, den sie besonders schätzt. „Du bist ziemlich gut“, lobte er anschließend Diana Krall, die er offensichtlich nicht erkannt hatte. „Aber du müsstest noch ein bisschen das Spiel deiner linken Hand verbessern.“

In der Tat ist die 52-jährige Kanadierin keine Tastentigerin, die in Konzerten mit technischer Brillanz punktet. Was sie mit ihren Liveauftritten will, ist, ganz einfach für eine good time zu sorgen. Um beispielsweise am Freitag den rund 5000 Besuchern des Berliner Tempodroms das Gefühl zu vermitteln, sie säßen gar nicht in einer seelenlosen Großeventhalle, sondern im Ballroom einer plüschig-altmodischen Luxusherberge.

Im Saal wird es stockfinster, das Lichtdesign auf der Bühne bleibt durchweg dezent, im Hintergrund ist moderne Kunst auf einer Leinwand zu sehen. Die absolut perfekt ausgesteuerte Soundanlage sorgt dafür, dass Diana Krall und ihre vier Musiker an Gitarre, Bass, Geige und Schlagzeug akustisch ganz nah ans Publikum heranrücken, die Gesangs- und Instrumentallinien glasklar rüberkommen – und doch klangüppig. „Do I Love You“, der Eröffnungsnummer, gibt Diana Krall einen treibenden Puls, damit sich die Bandmitglieder effektvoll improvisierend vorstellen können. Danach reihen sich, wie auf ihrem jüngsten Album „Turn Up The Quiet“, Nummern aus dem Great American Songbook aneinander, in wunderbar entspannter Atmosphäre, „L.O.V.E.“, „Isn’t It Romantic“, „Night & Day“. Jazz, bei dem man sich zurücklehnen möchte – wenn die Sitze im Tempodrom nur nicht so verteufelt unbequem wären.

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Diana Kralls Stimme hat in jüngster Zeit noch ein Quäntchen Rauchigkeit dazugewonnen, ihre Jungs sind wirklich gut, vor allem Gitarrist Anthony Wilson und Stuart Duncan an der „Fiddle“, wie Krall sagt, liefern sich tolle Virtuosen-Battles. Zwischen die Evergreens mischen sich moderne Klassiker von Bob Dylan, Joni Mitchell.

Tom Waits’ Song „Temptation“ wuchert gar zur veritablen Session aus, lässt Applauswogen gen Bühne branden, was wiederum Diana Krall und ihre Mitstreiter anstachelt. Nach zwei Stunden – und vier Zugaben – entlässt die Kanadierin ihre Fans in die klamme Berliner Frühherbstnacht: Der Rücken ist kaputt, aber das Herz ganz leicht.

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