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Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

© Paul Zinken/dpa

Deutschlands größte Kulturinstitution: Gutachten will Auflösung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Nach Informationen der ZEIT schlägt ein Gutachten des Wissenschaftsrates vor, die größte Kulturinstitution des Landes aufzulösen. Sie sei „dysfunktional“.

Der Wissenschaftsrat empfiehlt nach einem Bericht der „Zeit“ eine Auflösung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Die Vielzahl der Institutionen unter der Dachorganisation führten zu einer „strukturellen Überforderung“ der Stiftung, heißt es nach Angaben der Zeitung im Entwurf für die Sitzung des Wissenschaftsrats. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hatte das Gremium mit der Evaluation der Stiftung beauftragt.

Bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz handelt es sich mit über 2000 Mitarbeiter*innen um die größte Kulturinstitution der Bundesrepublik. Zu ihr gehören die Staatlichen Museen Berlin, die Staatsbibliothek, das Geheime Staatsarchiv, das Ibero-Amerikanische Institut und das Staatliche Institut für Musikforschung. Bereits im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD wurde festgehalten, dass die Strukturen der Stiftung einer Untersuchung bedürfen. Das Gutachten, dessen Entwurf ZEIT-Online nun bereits vorliegt, war über zwei Jahre in Bearbeitung.

Federführend war eine wissenschaftliche Arbeitsgruppe um die Dresdner Literaturwissenschaftlerin Marina Münkler. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass das Wirken der Stiftung als "dysfunktional" zu bezeichnen sei. Die Institutionen sollten lieber auf vier Dachorganisationen aufgeteilt werden.

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Schon 2017 sollte eine Reform unterschiedlicher Bereiche stattfinden. Angekündigt wurde von Stiftungspräsident Hermann Parzinger eine digitale Transformation "auf allen Ebenen", eine Stärkung der Bildungs- und Vermittlungsangebote, höhere Besucherorientierung und eine Beschleunigung interner Prozesse. Bisher sieht man davon drei Jahre später nur die Anfänge.

In diesem Zeitraum wuchs auch die Kritik an der Stiftung. 2017 trat Bénédicte Savoy aus dem Vorstand des Humboldt-Forums aus, mit den Worten: Es sei wie "Tschernobyl". Danach begann eine heftige Debatte darüber, wie die Stiftung und ihre Institutionen mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten umgehen. Sie ist bis heute nicht beendet.

Außerdem kritisiert wurden explodierende Kosten bei Prestigebauten wie dem Museum der Moderne am Kulturforum, die unübersichtliche Führungsstruktur der Stiftung, ruckläufige Besucherzahlen und der Verlust der Flick Sammlung Anfang 2020.

Für Montag (13.7.) hat der Wissenschaftsrat eine Pressekonferenz angekündigt, an der auch Grütters und Stiftungspräsident Hermann Parzinger teilnehmen sollen. (mit dpa)

Giacomo Maihofer

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