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Nora Fingerscheidt.

© dpa

Deutscher Film in Hollywood: Bärengewinner „Systemsprenger“ als deutscher Oscar-Kandidat nominiert

„Systemsprenger“ von Nora Fingerscheidt geht für Deutschland ins Rennen um die Oscars. Die Begründung: Die „seltene emotionale Intensität“ des Films.

Auf der Berlinale gewann Nora Fingscheidt im Februar mit ihrem Spielfilmdebüt „Systemsprenger“ den Alfred-Bauer-Preis, nun geht sie auch ins Rennen um die Oscars. „Systemsprenger“ ist als deutscher Beitrag für den Fremdsprachen-Oscar nominiert. Jurysprecher Frédéric Jaeger vom Verband der Deutschen Filmkritik begründete die Entscheidung mit der "seltenen emotionalen Intensität" des Films. "Nora Fingscheidt versammelt und inszeniert außerordentliche Talente, schafft Beklemmung, Nähe und Authentizität für eine Geschichte, die im Wechsel wütend, traurig und hoffnungsvoll stimmt." Die Entscheidung ist ungewöhnlich, traditionell bevorzugt das deutsche Oscar-Komitee Filme von namhaften Regisseurinnen und Regisseuren. In diesem Jahr standen unter anderen das Hape-Kerkeling-Biopic "Der Junge muss an die frische Luft" von Oscar-Gewinnerin Caroline Link und "Lara" von Jan-Ole Gerster (Oh Boy") zur Auswahl. Im vergangenen Jahr gab es Kritik an dieser Praxis, als "Werk ohne Autor" von Florian Henckel von Donnersmarck noch vor seiner Weltpremiere nominiert worden war.

"Systemsprenger" ist im Vergleich ein ganz anderer, künstlerisch ambitionierterer Film. Er handelt von der verhaltensauffälligen Benni, die schon Pflegefamilien, Wohngruppen und die Sonderschulen durchlaufen hat, aber überall rausgeflogen ist. Fingscheidts Film folgt mit viel Empathie für die Neunjährige den Versuchen der Erwachsenen, das Mädchen wieder zu erden. Die Mutter hat fast schon aufgegeben. Der Alfred-Bauer-Preis geht an junge Filme, die neue Perspektiven der Filmkunst eröffnen. In Deutschland ist diese Anforderung eigentlich ein Ausschlusskriterium für eine Oscar-Nominierung. Schon im Frühjahr hatte es Kritik an der Deutschen Filmakademie gegeben (die mit der Oscar-Nominierung nichts zu tun hat), weil mit "Wintermärchen", "Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot" und "In My Room" gleich drei Filme, die auf großen Filmfestivals erfolgreich gelaufen waren, nicht für den besten deutschen Film nominiert wurden.

Nora Fingscheidt hat mit "Systemsprenger" jedoch nur die erste Hürde genommen. Er steht jetzt auf einer Liste mit knapp hundert Nominierten aus aller Welt. Die Shortlist mit zehn Filmen wird noch vor Weihnachten von der Oscar-Akademie verkündet, die Shortlist mit fünf Filmen wird am 13. Januar 2020 bekanntgegeben. Die Preisverleihung findet am 9. Februar 2020 statt. Tsp

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