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Der Wagner-Sommer: Wie er wurde, was er war

Die Welt feiert Richard Wagners 200. Geburtstag – Leipzig und Dresden ehren ihn mit vielen Aufführungen und Ausstellungen. In Sachsen begann der Aufstieg des Komponisten.

„Richard ist Leipziger …“ hat sich der örtliche Wagner-Verband auf seine Flyer geschrieben. Es klingt auch ein bisschen trotzig, denn der große eingeborene Sohn der Stadt, weltweit verehrt, geliebt und gehasst, hatte es schwer, hier ganz angenommen zu werden. Das soll sich zum 200. Geburtstag ändern, findet auch Wagner-Enkelin Nike: „Die Stunde Leipzigs ist gekommen.“ Der Komponist soll jetzt endlich ein Denkmal bekommen, nachdem zu seinem 100. Geburtstag der Grundstein dafür gelegt worden war. Bildhauer Stephan Balkenhol will den jungen Wagner in Lebensgröße auf den Marmorsockel von Max Klinger stellen. Dahinter montiert er einen gewaltigen Schlagschatten, der Nachwirkung und Mythos verkörpern soll.

Das Denkmal, unweit von Wagners Geburtshaus am Brühl 3, soll auch ersetzen, was Leipzig nicht mehr besitzt. Das Haus zum Roten und Weißen Löwen, in dem der Komponist am 22. Mai 1813 das Licht einer Welt im Kriegszustand erblickte, steht nicht mehr. Auch die Oper versucht, an ein Leipzig-Erbe anzuknüpfen: 1878/79 war die Stadt Schauplatz der ersten „Ring“-Aufführung außerhalb Bayreuths. Schulden hatten Wagner zur Zustimmung gedrängt, später telegrafierte er dem Impresario Angelo Neumann: „Heil Leipzig, meiner Vaterstadt, die eine so kühne Theaterdirektion hat!“ Mit dem „Rheingold“ startete das erste szenische „Ring“-Projekt seit 40 Jahren im Opernhaus (wieder am 8. und 16.Juni).

Beim Spaziergang durch die Stadt, in der Wagner nicht sonderlich inspiriert zur Schule ging, das Theater entdeckte und erste musikalische Erfolge feierte, finden sich überall seine Echos. In der Klinger-Villa am verträumten Elsterbecken widmen sich Gegenwartskünstler wie Anselm Kiefer und Jonathan Meese dem „Mythos Wagner“ (bis 7. Juli). Die Schau „Weltenschöpfer“ dringt in die Kosmen von Richard Wagner, Max Klinger und Karl May ein (bis zum 15.September, Museum der bildenden Künste). Dem jungen Wagner ist eine neue Dauerausstellung in der Alten Nikolaischule gewidmet, während das GRASSI Museum die eigens für den Komponisten und seinen Klangrausch entwickelten Musikinstrumente vorstellt (bis 31.Januar 2014). Nach so vielen Wagner-Aspekten hat man sich eine Rast im„Haus zum arabischen Coffe Baume“ verdient.

Unter dem Motto „Wo Wagner WAGNER wurde“ feiert Dresden den Komponisten, der an der Elbe mit seinem „Rienzi“ einen ersten wichtigen Erfolg erzielte. Auf ihn folgten die Uraufführungen von „Der fliegende Holländer“ und „Tannhäuser“, gespielt von der durch Wagner „Wunderharfe“ getauften Staatskapelle Dresden. Natürlich widmet sich die Semperoper diesem klingenden Erbe. In einer Neuinszenierung von Florentine Klepper wird ab dem 15.Juni „Der fliegende Holländer“ gezeigt.

Als Dirigent war Wagner in Dresden stark gefordert. Er setzte sich für Beethovens Neunte ein und leitete in der Frauenkirche Aufführungen mit über 1000 Mitwirkenden. Um Ruhe für das Komponieren zu finden, flüchtete der Hofkapellmeister nach Graupa, wo er bei Wanderungen durchs nahegelegene Liebethal seinen „Lohengrin“ durchdachte. Heute erinnert daran ein Wagner-Denkmal. Als die Revolution von 1848 Dresden erreicht, zieht es auch den Hofbediensteten auf Lebenszeit hin zu den Barrikaden. Nach der blutigen Zerschlagung des Aufstands wird Wagner als „politisch gefährliches Individuum“ steckbrieflich gesucht. Mit Liszts Hilfe gelingt ihm die Flucht aus Elbflorenz. Welche Mythen und Geschichten sich um seine Dresdner Zeit ranken, beleuchtet das Stadtmuseum in einer Sonderausstellung (bis 25. August).

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