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Kultur: "Der Schuh des Manitu": Unter Schoschonen

Die Schoschonen sind böse. Sie graben das Kriegsbeil aus.

Die Schoschonen sind böse. Sie graben das Kriegsbeil aus. Oder vielmehr: Das würden sie gern, doch das Billigbeil ist schon im letzten Krieg kaputt gegangen. Was tun, wenn sonst nur noch ein Klappstuhl im Erdreich verbuddelt ist? Sie graben den Klappstuhl aus und kündigen ihren Feldzug mit Rauchzeichen an: in Form eines Klappstuhls.

Wer das lustig findet, der mag sich bei "Der Schuh des Manitu" köstlich amüsieren. Autor und Regisseur der klamaukartigen Westernparodie ist Michael Herbig, einer der Stars der deutschen Samstagabend-Fernseh-Comedy. In seiner "Bullyparade" zieht er seit Jahren den Apachen-Häuptling Winnetou durch den Kakao. Seine Witze über den Karl-May-Helden hat er nun fürs Kino breitgewalzt - wohin er sich schon einmal mit "Erkan & Stefan" verirrte.

Es geht um Indianer, Banditen und einen Schatz. Herbig tritt in einer Doppelrolle auf: als Indianerhäuptling Abahachi und als dessen Zwillingsbruder Winnetouch. Der eine ist trottelig, der andere schwul. Der eine reitet mit seinem Blutsbruder Ranger (Christian Tramitz, ebenfalls aus der "Bullyparade") durch die Prärie, der andere pflegt auf seiner Schönheitsfarm die Fingernägel hartgesottener Westerner. Um Schulden zu bezahlen, müssen die Jungs einen Schatz suchen, während ihnen ein Indianerstamm und eine Banditenbande (mit Sky du Mont als Boss) auf den Fersen sind. Eine schöne Frau (Marie Bäumer) mischt auch noch mit.

Was im Detail passiert, ist nicht so wichtig, ist Überleitung von Gag zu Gag. Von "Indiana Jones" bis "Unheimliche Begegnung der dritten Art", von den Spaghetti-Western bis zur Fernsehserie "South Park": Überall bedient sich Herbig für seine Nummernrevue. In- und auswendig muss er den Meilenstein des Klamaukfilms, "Top Secret" (1983), von den Zucker-Brüdern kennen.

Nicht nur die Witzmechanik, auch das Spiel mit den filmischen Gestaltungsmitteln schaut Herbig vom Vorbild ab: So nimmt sich Abahachi einmal ein Stück Holz und schnitzt - außerhalb des Bildes. Nur wenige Messerschnitte später sehen wir, was aus dem Holzscheit geworden ist: ein Nussknacker! In einer anderen Szene übersetzen die Untertitel ein Gespräch zwischen zwei Schoschonen mit einem Rechtschreibfehler. Woraufhin der eine Schoschone (auf schoschonisch) anmerkt, dass ein Wort in den Untertiteln (deutsch) falsch geschrieben ist. Das ist schon eine sehr komplexe Reflexion des kinematographischen Dispositivs.

Doch haben diese lichten Momente kaum eine Chance, sich gegenüber den albernen Schoten und Possen zu behaupten. Gnadenlos überzieht der Film die Klischees des Western-Genres - klar, das muss er auch, sonst wäre er keine Parodie. Aber eine Komposition, die nur aus lauten Tönen besteht, wirkt auf Dauer anstrengend - und öde.

Nils Meyer

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