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Nino Mandl ist Der Nino aus Wien.

© Pamela Russmann

Der Nino aus Wien live in Berlin: Bob Dylan vom Praterstern

Indierocker und Liedermacher: Der Nino aus Wien singt im ausverkauften Privatclub über wilde Jugendtage und Eifersuchts-Schmäh.

Von einem Moment auf den anderen fühlt sich Berlin-Kreuzberg an wie der Praterstern in Wien. „Des Dezentral hod meistens offen, am Stern woins da an Shit verkaufen, nur dad i des niemals rauchn, am liebsten bin i eh nur manchmal a bissl bsoffn“, singt Nino Mandl im „Praterlied“, der Hymne an seinen Heimat-Kiez. Ein Lebensgefühl, dass das Berliner Publikum im ausverkauften Privatclub gut kennt, wo „Der Nino aus Wien“, wie sich der österreichische Singer-Songwriter selber nennt, am Mittwochabend mit seiner Band auftritt.

In seiner Heimat wird der 29-jährige Mandl als „Bob Dylan vom Praterstern“ gefeiert, hierzulande ist er eher ein Geheimtipp – anders als seine Labelkollegen Wanda, die Nino aus Wien explizit als Vorbild angeben (ohne seine Klasse zu erreichen). Sieben Alben in zehn Jahren hat Mandl veröffentlicht, 2016 wurde er nach etlichen Nominierungen in den Jahren zuvor endlich mit dem „Amadeus“ ausgezeichnet, Österreichs wichtigstem Musikpreis. Da hätten auch die Piefkes langsam mal merken können, was da für ein Talent in der Nachfolge von Helmut Qualtinger und Wolfgang Ambros unterwegs ist, das die vielleicht schönsten deutschen Pop-Texte der letzten zehn Jahre geschrieben hat.

Verrätselte Bewusstseinsströme

„Ich such in allen Augen, die Gewaltigkeit und das Verstauben / ich such in meinen Laden, Drogenreste aus Jugendtagen/ ich such meine ältesten Fragen und Geister und Narben“, singt Mandl in „Was ich schon gefunden hab“ von seinem letzten Album „Wach“, das 2017 in Österreich bis auf Platz zehn der Albumcharts kletterte.

Auf der Bühne trägt Mandl eine schwarze Lederjacke und hat eine Sonnenbrille im Ausschnitt hängen, so, als könne er sich nicht ganz entscheiden, ob er lieber Indierocker oder Liedermacher sein will. Er ist natürlich beides, Grübler und Genussmensch zugleich, der zwischen den Songs immer wieder einen Schluck aus der Bierflasche nimmt und Zigaretten raucht. Viele Songs wie der Eifersuchts-Schmäh „Du Oasch“ sind in gemächlichem Tempo, und es ist ausnahmsweise mal völlig ok, als Endzwanziger mitzuschunkeln, wenn man einen intellektuellen Bänkelsänger wie den Nino da vorne stehen hat. Am besten ist Mandl, wenn er ohne laute Gitarren seine verrätselten Bewusstseinsströme wie „Urwerk“ oder „Es geht immer ums Vollenden“ entfaltet. In diesen Momenten ist er seinen großen Vorbildern ganz nah. „Der nächste Song ist eine Annäherung an Bob Dylan“, kündigt Mandl „Der Mai ist vorbei“ an. Recht hat er.

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