zum Hauptinhalt
An der Rampe. Staatsministerin Claudia Roth im Gorki.

© Lutz Knospe/Gorki

Der erste Tag der Kulturstaatsministerin: Claudia Roth besucht das Gorki – und gibt ein Versprechen an die Kultur

Die neue Kulturchefin bekräftigt bei ihrem ersten Amtsbesuch die Leitlinien ihrer Politik. Sie will Frauen, die Freie Szene und Clubs stärker fördern.

Nach der Ernennung und dem ersten Zusammenkommen des neuen Kabinetts ist sie ins Theater gegangen, ins Gorki. Das erzählt schon etwas über die neue Staatsministerin für Kultur und Medien. Sie wird präsent sein, und schließlich hat sie einmal als Dramaturgin angefangen, Mitte der Siebzigerjahre in Dortmund.

Da mag jetzt Sentimentalität im Spiel gewesen sein, doch mehr noch politische Überzeugung. Das von Shermin Langhoff geleitete Haus arbeitet nach klar formulierten Maximen. Diversität, Flucht, Exil, Einwanderung, das sind die Themen, die das Programm bestimmen. „Wir laden ein in einen öffentlichen Raum, durch die Kunst des Theatermachens und Theaterschauens die condition humaine des heutigen Menschen und seine Identitätskonflikte zu reflektieren“, so lautet Shermin Langhoffs Credo. So könnte es auch im Koalitionsvertrag der Ampel stehen.

Die grüne Politikerin sah einen unterhaltsamen Abend, Sibylle Bergs „Und sicher ist mit mir die Welt verschwunden“. Der Monolog einer nicht mehr jungen Frau im Krankenhaus, ohne Aussicht auf Heilung, performt von vier Schauspielerinnen. Sebastian Nüblings Inszenierung holt schön den knallharten Humor des Stücks heraus. Das passt in einen weiteren Winter der Pandemie, das Publikum klatschte heftig – auch für Claudia Roth, die in der ersten Reihe saß und die vorzustellen sich die Intendantin nicht nehmen ließ. Es war an diesem Mittwochabend zu spüren, wie sehr sich die Zuschauer nach gemeinsamer Live-Erfahrung sehnen.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Die Staatsministerin sprach von einem „erschütternden, bewegenden, berührenden“ Theatererlebnis. Theater sei ein „Grundnahrungsmittel“, keinesfalls Luxus, und sie werde aufpassen, dass die Kulturetats nicht angetastet werden, wenn die öffentlichen Hände ans Einsparen gehen. Sie habe zwei Leidenschaften im Herzen: Kunst und Kultur. Und Demokratie. Sie will die „Kulturstaatsministerin für die Demokratie sein.“ Frauen sollen im Kulturbetrieb nicht länger benachteiligt sein, für die Freie Szene, die Clubs, die Kultur an der Basis sei viel zu tun.

Hier muss sich also niemand erst einmal ins neue Amt einarbeiten. Claudia Roth wirft sich sofort ins Getümmel. Am Gorki waren es natürlich Freundinnen und Gleichgesinnte. Ihr Antrittsbesuch weckt Begehrlichkeiten in so vielen Häusern und an so vielen Stellen auch außerhalb Berlins, vielleicht auf Befürchtungen, dass sich die Neue weniger um die großen Institutionen kümmern könnte. Und dass die Kulturpolitik inhaltliche Linien vorgibt. Die Ampelkoalition will Kultur als Staatsziel festschreiben.

Claudia Roth sah sich nachher noch lange die Ausstellung „Offener Prozess – zur Aufarbeitung des NSU-Komplexes“ im Gorki an. Ein weiteres klares Zeichen.

Zur Startseite