zum Hauptinhalt
Stapelware. Die Frankfurter Buchmesse findet abgespeckt statt.

© Frank Rumpenhorst/dpa

Der Buchmarkt in Corona-Zeiten: Bücher krisenresistent machen

Der Buchmarkt erhole sich, melden Branchenmagazine. Die Herbstvorschauen der Verlage sind voll. Doch manche erscheinen nur digital.

Es ist gerade etwas unübersichtlich auf dem Buchmarkt. „Deutlich erholt“ haben sollen sich die Buchumsätze im Mai, melden ganz aktuell die Branchenmagazine, was nach den Totaleinbrüchen im April („historisches Tief“, so „Buchreport“) fast eine Selbstverständlichkeit ist.

Die Verlage scheinen damit ebenfalls gerechnet zu haben. Denn ihre Vorschauen für den Sommer und den Herbst sehen aus wie immer, von einer wirklich entscheidenden Anzahl weniger Titel kann eigentlich keine Rede sein.

Suhrkamps Programm gleich einem Buch

Allein das Suhrkamp-Programm ist wieder ein ganz eigenes, hochformatiges Buch mit 180 Seiten, in all seiner traditionell schlichten Schönheit nur getoppt von – auch in diesem Fall: wie eh und je – dem tatsächlich wie ein Buch gebundenen Programm des Göttinger Steidl Verlags. Der kündigt dann gleich auch mal auf zehn Seiten eine Neue Göttinger Ausgabe der Werke von Günter Grass an, stolze 24 Bände, von denen ein jeder einen Leineneinband, ein dunkelgraues Kapitalband, farbiges Vorsatzpapier und ein dunkelgraues Lesebändchen hat, dazu sind die Titel gedruckt und „gesetzt aus der Theinhardt medium“.

Allerdings haben einige Verlage dieses Mal auf gedruckte Vorschauen verzichtet, und zwar nicht, weil sie den Random-House-Verlagen folgen wollen, die das schon seit zwei Jahren so halten, sondern der Pandemiesituation geschuldet.

[Behalten Sie den Überblick über die Corona-Entwicklung in Ihrem Berliner Kiez. In unseren Tagesspiegel-Bezirksnewslettern berichten wir über die Krise und die Auswirkungen auf Ihre Nachbarschaft. Kostenlos und kompakt: leute.tagesspiegel.de. ]

Bei S. Fischer erklärte man: „Da die meisten von uns auf nicht absehbare Zeit zu Hause arbeiten und wir den Eindruck haben, dass wir alle gemeinsam täglich mit der Aufgabe des digitalen Arbeitens gewachsen sind, haben wir beherzt entschieden, aufgrund der aktuellen Situation für diesen Herbst keine gedruckten Vorschauen zu verschicken.“

Und Kerstin Gleba von KiWi offenbarte, dass der ganze Verlag nicht nur im Homeoffice arbeite, sondern auch auf Kurzarbeit sei und deshalb überhaupt froh darüber, eine Vorschau und ein Programm gestemmt zu haben (was glücklicherweise trotzdem wirkt wie aus dem Vollen geschöpft).

Schnell produzierte Krisenbücher laufen

Das sind positive Signale, wie auch immer sich die „krisenresistenten Bücher“ (so preist sie KiWi) dann am Markt so machen. So manches schnell produzierte Krisenbuch jedenfalls läuft gut, so wie die „Trotzdem“ betitelte Unterhaltung von Alexander Kluge und Ferdinand von Schirach, die seit vier Wochen die Sachbuchbestenliste anführt. Fraglich ist auch, wie sich die Frankfurter Buchmesse 2020 in ihrer Extra-Light-Version auswirken wird.

Die großen Verlagsgruppen Random House, Bonnier und Holtzbrink sind nicht dabei, kleinere Verlage werden folgen, viele ausländische ebenso. All die vielen schönen Neuerscheinungen werden also auch im Herbst nicht im Buchmessenschaufenster stehen, und dass das entscheidend fehlt, war schon im Frühjahr nach der Absage der Leipziger Buchmesse deutlich spürbar.

Zur Startseite