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Malerfürst als Attitüde. Der Künstler Markus Lüpertz.

© dpa/Uli Deck

Dem Maler Markus Lüpertz zum 80. Geburtstag: Reibung erzeugen, den Geist ankurbeln

Schon immer hat er störrisch an seinen Ideen festgehalten und figurativ gemalt. Das hat ihm zum Erfolg verholfen.

Der Stock mit dem silbernen Knauf oder die dicken, vom Juwelier Hornemann für Markus Lüpertz gefertigten Totenkopfringe: Kaum ein Text über den Maler kommt ohne diese Attribute aus. Sie dienen der Illustration, um dem immer wieder zitierten Bild vom „Malerfürsten“ ein paar Insignien mitzugeben.

Da schwingt dann leichte Ironie mit, weil Lüpertz, ähnlich wie Georg Baselitz oder Jörg Immendorff, den Typus des virilen, egomanen Künstlers verkörpert, der eigentlich längst überholt ist. Gleichzeitig ist man froh, einen echten Charakter vor sich zu haben. Denn Lüpertz, der heute seinen 80. Geburtstag feiert, erzeugt Reibung. Man kann sich an ihm abarbeiten.

Auf den Rausschmiss aus der Akademie folgte Jahre später das Rektorat

Kompromisse haben den aus Böhmen stammenden Mitbegründer der Berliner Produzentengalerie Großgörschen 35 nie interessiert. Das führte unter anderem zum Rausschmiss aus der Düsseldorfer Kunstakademie, die er später dann allerdings leitete. Schon 1974 kam die erste Professur in Karlsruhe, 1988 wurde Lüpertz Rektor am Rhein.

Geholfen hat ihm dabei, dass er störrisch an seinen Ideen festhielt. Statt abstrakt wie viele Zeitgenossen malte er ab den sechziger Jahren figürlich, seriell, mit leicht expressiver Note und einem Fokus auf deutscher Geschichte. Was den Künstler hoffnungslos reaktionär erscheinen ließ, ihm letztlich aber in den Olymp verhalf. Denn Lüpertz denkt über große Themen nach: über die Mythen, Philosophie, die Antike oder das ewige Scheitern. Und er malt immer noch figürlich.

Gegenwind gab es immer. Zuletzt gegen sein „Reformationsfenster“

Die jüngste große Soloschau im Haus der Kunst München 2019 holte nicht bloß die Anfänge des schier unübersehbaren Werkes noch einmal ans Licht. Sie zeigte auch die Konsequenz in seinem künstlerischen Tun über die Jahrzehnte auf. Man muss nicht alles mögen, das Ungefügte der Skulpturen hat mehrfach zu Protesten und wie 2005 in Salzburg auch zu tätlichen Angriffen geführt. 2018 prozessierten die Erben eines Kirchenarchitekten in Hannover gegen ein bleiverglastes Fenster, das Lüpertz im Auftrag von Altkanzler Gerhard Schröder gefertigt hatte.

Das Gericht sprach der Gemeinde ein Recht auf die Installation des „Reformationsfensters“ zu, die Erben legten Anfang 2021 Berufung ein. So streitbare Kunst zu machen und selbst als 80-Jähriger kein bisschen Konformität auszustrahlen, das gelingt nur wenigen. Manches in seinem Auftritt mag Attitüde sein, dient aber immer demselben Zweck wie Lüpertz’ Kunst: den Geist anzukurbeln .

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