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Auch er war dabei: der spanische Cellist Pablo Ferrández.

© Kirill Bashkirov

Debüt im Deutschlandradio Kultur: Orpheus singt

Gleich drei talentierte Nachwuchsmusiker spielten gemeinsam mit dem Deutschen Symphonie Orchester Prokofjew, Haydn und Honegger.

Ein „Debüt im Deutschlandradio Kultur“ ist eine Riesenchance und zugleich alles andere als leicht: Die Auftritte junger Musiker, die von hier aus zum Sprung in die Weltkarriere ansetzten, sind schon fast beängstigend zahlreich – Daniel Barenboim und Sir Simon Rattle stellen da nur die Spitze eines stattlichen Eisberges dar. Die Messlatte liegt also hoch, und sie zu nehmen verlangt einiges an Überraschungsangriffen. So stürzt sich der aus Boston gebürtige Chinese George Li, dem man schon aufgrund seiner zierlichen Statur eher sensible Poesie zutrauen würde, in der Philharmonie in Prokofjews Klavierkonzert Nr. 3 wie ein Raubtier auf den Flügel.

Die verschachtelten C-Dur-Läufe, die dem Werk den Ruf „französischer Leichtigkeit“ eintrugen, versieht er mit unerhört bissigen Akzenten. Die äußerst flexible Virtuosität des Silbermedaillen-Gewinners im letzten Tschaikowsky-Wettbewerb kennt natürlich auch die leisen, transparent schimmernden Töne. Doch auch sie sind ein wenig hart und spitz, und so rücken schmetternde Akkordpassagen das Werk wieder in die Nähe seiner „barbarischen“ Vorgänger wie etwa der „Skythischen Suite.“ Lebendig und mitreißend ist das allemal.

Pablo Ferrández als sensibler Gegenpol

Der spanische Cellist Pablo Ferrández verkörpert den sensiblen Gegenpol zu solch kraftvollem Temperament. Haydns Cellokonzert C-Dur versieht er mit traumhafter Leichtigkeit emporschwirrender Läufe und freudig aufspringender Doppelgriffe. Die langen Haltetöne im Adagio erfüllt er trotz historisch informierten Vibrato-Verzichts mit großer Tonintensität, entwickelt daraus die innigsten, zartest ausschwingenden Kantilenen. Selbst das zunächst etwas stark aufspielende DSO Berlin wird von ihm gezähmt, wie die Furien durch Orpheus’ Gesang.

Denn der Dirigent Lorenzo Viotti hat als Solistenbegleiter eine beachtliche stilistische Spannweite zu bewältigen – komplexe moderne Brillanz dort, klassische Feinheit hier. Für seinen eigenen Soloauftritt hat sich der 27-jährige Schweizer die „Symphonie liturgique“ seines Landsmannes Arthur Honegger von 1946 ausgesucht. Mit ihren grellen „Dies irae“-Klängen und „Dona nobis pacem“-Aufschreien erscheint sie ihm passend für die Konflikte unserer Zeit. Kompakte, oft chaotisch brodelnde Strukturen und pointierte solistische Ausbrüche zumal der Bläser setzt er schlüssig in Balance. Mit Emphase widmet er sich schmerzlicher Melodik und dem tröstenden Flöten-Schlussgesang – was nicht verhindert, dass das Werk selbst doch ein wenig arg plakativ berührt.

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