"Corona Papers" aus Neuwied und das 33. Bundes.Festival.Film

Streamingtipps für Dienstag, den 16. Juni
Film-Tipp
Ein 17-Jähriger, der sich von aller Welt verlassen fühlt. Eine Demenzkranke, die in ihr eigenes Universum eintaucht. Ein Mann, der sich munter dem Kampf mit seiner spastischen Erkrankung stellt. Oder auch Demonstrationen, Bürgerbewegungen, Geflüchtete im Deutschkurs: Die Preisträgerfilme des 33. Bundes.Festival.Film, in dessen Rahmen Auszeichnungen für RegisseurInnen im Alter bis zu 25 Jahren und für generationsübergreifende Projekte vergeben wurden, sind derzeit online zu sehen. Samt Abstimmungsmöglichkeit über den mit 1000 Euro dotierten Publikumspreis. Das durch die deutschen Städte wandernde Festival, dessen Preise vom Bundesfamilienministerium mit insgesamt 20.000 Euro ausgestattet sind, sollte dieses Jahr eigentlich Station in Wuppertal machen. Stattdessen haben die Veranstalter krisenbedingt eine Hybrid-Form entwickelt, mit digitalen und Live-Events. So fand die Eröffnung am Wochenende im Wuppertaler Autokino Carnaper Platz statt, parallel wurde gestreamt. Jetzt sind die Gewinnerfilme zu den Jahresthemen „Hin & Weg“ und „Auf den Straßen, in den Köpfen“ auf der Webseite des Festivals versammelt. Meist kurze Formate, kostenlos zu streamen, noch bis 28. Juni.
Theater-Tipp
Ein Nerd vor dem PC, der den Lockdown auch ohne Corona im früheren Kinderzimmer bei Hotel Mama bevorzugt, und eine genervte Mutter und Ehefrau, der die Familie samt pubertierender Kinder beim unfreiwilligen Zusammensein auseinanderfliegt: zwei Menschen, zwei Welten. Der Dramatiker Stephan Lack hat seine Gesellschafts-Tragikomödie „Corona Papers“ für die Landesbühnen im Schlosstheater Neuwied entwickelt. Die Uraufführung mit Madeleine Niesche und Carl Bruchhäuser ging vor wenigen Tagen vor reduziertem Publikum über die Bühne. Anders als in Berlin darf in Rheinland-Pfalz nämlich bereits wieder gespielt werden: Mit Abstand natürlich – was im Stück ebenso thematisiert wird wie Maskenpflicht im Supermarkt oder das Raunen der Verschwörungstheoretiker im Netz. Und weil die sogenannte neue Normalität immer öfter die gleichzeitige Präsentation von Analog- und Digitalformat bedeutet, finden sich die „Corona Papers“ jetzt auch im Netz.
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Ballett-Tipp
Freundinnen und Freunde des klassischen Balletts sei eine Gala des Bayerischen Staatsballetts vom Januar 2017 im Prinzregententheater ans Herz gelegt, aus der ersten Saison des russischen Ballettdirektors Igor Zelensky. Die Stars des Ensembles wählten für den 90-Minuten-Abend selbst ihre Parade-Soli und Lieblings-Pas-de-deux; ausgewählte Ensemblestücke ergänzeen das Problem. Zu sehen sind unter anderem Ausschnitte aus Tschaikowskys „Nussknacker-Suite“ und „Schwanensee“, Prokofjews „Romeo und Julia“, Chatschaturjans „Spartakus“ und Ludwig Minkus‘ „Don Quijote“. Oder auch, als Ausflug in die Moderne, Yuri Smekalovs „Parting“ zu John Powells „Assassin‘s Tango“. Bis 27. Juni auf der Webseite der Bayerischen Staatsoper.
Webinar-Tipp
Das Einstein-Forum lädt zum Vortrag des Berliner Historikers Bert Hoppe, „Eine Stadt wird sich fremd. Kiew im Jahrzehnt der Gewalt 1937 bis 1947“, jederzeit abrufbar auf der Einstein-Webseite. Für Hoppe – zuletzt erschien von ihm 2019 eine „Architekturgeschichte Berlins“ – ist die Ermordung von mehr als 33.000 Kiewer Juden in Babyn Yar bei Kiew durch die SS und deutsche Polizisten eine Chiffre für den Holocaust in den besetzten sowjetischen Gebieten. Und "der grausame Höhepunkt eines Jahrzehnts voller Gewalt, der die Kiewer Gesellschaft ausgeliefert war, an der sie sich aber auch selbst beteiligte“, wie es in der Ankündigung heißt. Was bedeutete hier noch Nachbarschaft? An diesem Dienstag ab 12 Uhr wird Hoppe zusätzlich online über seine Kiew-Forschung diskutieren, die Gesprächsleitung hat Mischa Gabowitsch. Wer an dem Webinar teilnehmen möchte, kann sich über einen Link registrieren.
(Zusammenstellung: chp)
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