Auf in den Louvre - und zum 18-tägigen Dokumentarfilmfest in München

Tipps für Mittwoch 6. Mai
Klassik-Tipp
Heute geht die Reise in den Louvre, nein, nicht um die Mona Lisa zu besuchen, sondern um exquisiter Kammermusik zu lauschen, im Auditorium des Pariser Museums. Lise de la Salle spielt Debussy, Ravel und Busoni; das Trio Tetzlaff – mit Lars Vogt am Klavier – tritt mit Dvorák und Brahms auf; das Kammerensemble Le Concert de la Loge unter Leitung von Julien Chauvin präsentiert gemeinsam mit der Sopranistin Sandrine Piau einen spirituellen Abend, mit barocken Werken von Haydn, Guiseppe Sarti oder Johann Christian Bach. Der Applaus kommt nicht vom Band, die sehens- und hörenswerten Mitschnitte von Konzerten aus den letzten Jahren finden sich auf Youtube und der Louvre-Webseite. Auf letzterer kann man selbstverständlich auch die Mona Lisa in Augenschein nehmen, im Close-up etwa die Mundpartie studieren und sich von Kunsthistorikern (auf Englisch) erklären lassen, wie Leonardo das berühmteste geheimnisvolle Lächeln der Welt mit Pinsel und Farbe fabriziert hat.
Kunst-Tipp
Die Museen öffnen langsam wieder, aber bei manchen Häusern dauert es noch, schon wegen der kniffligen Logistik mit Abstandsgeboten und Zeitfenster-Ticketing. Die Pinakotheken in München setzt ihre Live-Dialogführungen auf Instagram jedenfalls erstmal for. Sie finden immer Mittwochs und freitags statt. Heute stellt die Kunsthistorikerin Carolina Glardon von 13.30 Uhr bis 14 Uhr Fernand Khnopffs rätselhaftes Bild „I lock the door upon myself“ von 1891 vor. Ich schließe mich in mich selbst ein, klingt fast nach Corona. Das Gemälde des belgischen Symbolisten ist mit visuellen Chiffren wie Lilien (Reinheit) oder Mohn (Schlaf, Tod) nur so gespickt; das Museum macht zudem auf das Bild im Bild rechts aufmerksam, „das durch die Wand hindurch in eine Art Klosterhof blicken lässt“. Inspiriert wurde das Werk von Christina Georginas 1864 verfasstem Gedicht "Who shall deliver me?", dessen siebte Zeile zum Bildtitel wurde. Die Poetin war die Schwester des englischen Symbolisten Dante Gabriel Rossetti – man kannte sich in Künstlerkreisen. Am Freitag geht es dann um ein Werk von Bruce Nauman aus dem Museum Brandhorst.
[Alle aktuellen Entwicklungen in Folge der Coronavirus-Pandemie finden Sie hier in unserem Newsblog. Über die Entwicklungen speziell in Berlin halten wir Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden.]
Film-Tipp
Gegen die Gratismentalität und für die Wertschätzung der Kreativen: Der Festivalpass kostet 50 Euro für 18 Tage, ein einzelner Film ist für 4,50 Euro zu sehen (plus 1 Euro freiwillige Spende für die Partnerkinos): Das Münchner Dokumentarfilmfest wird heute um 2o Uhr auf www.dokfest-muenchen.de eröffnet – als erstes Online-Filmfest dieser Größe. Zum Start der Digital-Edition mit 121 Filmen aus 42 Ländern wird „The Euphoria of Being“ gezeigt: Die Auschwitz-Überlebende Éva Fahidi studiert mit der Regisseurin und Choreographin Réka Szabó und der Tänzerin Emese Cuhorka eine Tanzperformance ein. Erinnerungsarbeit, anders als sonst. Ein Saal voller Menschen ist durch nichts zu ersetzen, auch nicht der direkte Kontakt mit den Filmschaffenden, betonen die Organisatoren – und sind neugierig auf das Experiment. Drei Wettbewerbe werden präsentiert, ein internationaler, ein deutscher und DOK.horizonte, die Preisverleihungen sind am 16. Mai. Auf dem Programm stehen Ai Weiweis „Vivos“, Filme über die Demokratiebewegung in Hongkong, über jüdisches Leben in Deutschland oder Gefängnisinsassinnen im Iran. Am 22. Mai wird der Publikumspreis verleihen. Die Preisverleihungen sind kostenlos zugänglich, ebenso die über 80 teils live geführten, teils voraufgezeichneten Video-Filmgespräche mit Filmschaffenden.
Opern-Tipp
Noch bis Freitag steht in Stuttgart Glucks „Iphigénie en Tauride“ auf dem Online-Opernspielplan. Die blutige Familiensaga aus der Artriden-Mythologie hat Krzysztof Warlikowski in Szene gesetzt, es singen Amand Majeski (Iphigenié), Jarrett Ott (Oreste) und Elmar Gilbertsson (Pylade): Die Titelheldin erinnert sich im Seniorenheim an ihr Schicksal, die Geister der Vergangenheit bevölkern die Bühne. Vor allem Stefano Montanari am Pult wurde nach der Premiere in der Staatsoper Stuttgart im April 2019 allseits gefeiert. Wobei Premiere nicht das richtige Wort ist, es handelt sich um die Übernahme einer älteren Pariser Inszenierung. Die „Stuttgarter Nachrichten“ lobten vor allem den so bedrückenden wie schlüssigen letzten Akt.
Die Streaming-Tipps der letzten Tage finden Sie hier.
(Zusammenstellung: chp)
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