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Auf der Überholspur. Michael Fassbender spielt den Ganoven Chad Cutler, der die Autos der Reichen klaut.

© Koch Films

„Das Gesetz der Familie“ mit Michael Fassbender: Krieg der Generationen

Michael Fassbender ist ein Arbeitstier. Jetzt hat er schon wieder einen neuen Film gedreht: den Actionkrimi „Das Gesetz der Familie“.

Er hat Macbeth gespielt und Steve Jobs, einen Sexsüchtigen, einen Spartaner, einen Sklavenhalter, den IRA-Kämpfer Bobby Sands und einen Mutanten. Michael Fassbender kann Arthouse und Blockbuster, er ist Arbeitstier und Kamera-Berserker, ein Method Actor, der seine eigenen Methoden entwickelt hat. Der in Heidelberg geborene 40-jährige Ire gehört zu den vielseitigsten Schauspielern seiner Generation, zuletzt war er in „Alien: Covenant“, „Assassin’s Creed“ und „Light between Oceans“ zu sehen. Wieder ein Fassbender-Film, man kommt kaum hinterher.

Zu Beginn von „Das Gesetz der Familie“ macht er gleich wieder Tempo. Fassbender ist Chad Cutler, Mitglied eines Ganovenclans im idyllischen Gloucestershire, der mit geklauten Autos die Villen der Reichen beraubt und die örtliche Polizei in halsbrecherischen Verfolgungsjagden abhängt. Chad sitzt hinterm Steuer, den sechsjährigen Sohn Tyson auf dem Schoß, sie jagen einen Hasen, eine wüste Tour über Wiesen und Weiden. Der Motor brüllt, die Insassen schreien – Initiationsritus für den Filius. Der Soundtrack stammt von den Chemical Brothers, über die Spielfilmdebütant Adam Smith einen Dokumentarfilm gedreht hat.

Das fängt ja gut an, zumal Fassbender auch im wirklichen Leben gern mal schnell fährt. Aber der Film fliegt bald aus der Kurve. Zwar hat er noch weitere Autojagden zu bieten, etwa die in einem knallgelb zugekleisterten Schrottwagen mit kleinem Sichtfenster in der Windschutzscheibe über die Bürgersteige der nahen Kleinstadt. Die Action soll der Story jedoch nur ihre Würze verleihen. Es geht um Höheres und Tiefenpsychologisches, um Outlaws und Tradition, um Väter und Söhne und Enkel, um Männer-Psychosachen. Die Frauen bleiben Beiwerk, Chads tapfere Gattin Kelly (Lindsey Marshal) ebenso wie die kleine Tochter.

Regisseur Smith weiß wenig mit seinen Darstellern anzufangen

Die Cutlers leben in einer schmuddeligen Wagenburg, trotzen den bürgerlichen Gesetzen, das Leben ist brutal, spaßig – und saugefährlich. Da kann es passieren, dass der Verrückteste unter den Anarchos einen Feuerlöscher in die Luft jagt und nicht nur Tysons Hund tötet, sondern beinahe auch den Jungen. Razzien, vorübergehende Festnahmen, der nächste Bruch: Chad denkt ans Aussteigen, den Kindern zuliebe. Er hat heimlich eine Bleibe gefunden, will, dass sie zur Schule gehen – er selber kann nicht lesen und schreiben. Das könnte ein interessanter Plot sein: Was passiert, nachdem Tyson wegen zu häufigen Fehlens der Schule verwiesen wird? Wie baut ein Krimineller eine kleinbürgerliche Existenz in der Provinz auf, wo jeder jeden kennt?

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Aber es bleibt beim Krieg der Generationen, bei Chads aussichtslosem Kampf gegen den eigenen Vater, sein Über-Ich. Brendan Gleeson als Colby ist ein Despot im Trainingsanzug, ein White-Trash-Pate und gottesfürchtiger Kreationist, der selbst dann keinen Widerspruch duldet, wenn er sagt, die Erde sei eine Scheibe. Fassbender und Gleeson bilden ein tolles Paar, nur weiß Regisseur Smith wenig mit ihnen anzufangen. Muttersprachler mokieren sich schon allein darüber, dass der britische Slang der beiden irischen Stars bis zum Schluss künstlich klingt. Und Fassbender nimmt man den Analphabeten und Haudrauf nicht ab. Seine berühmte smarte, doppelbödige Virilität passt einfach nicht zur Rolle.

Filme, in denen die Söhne sich von den Vätern lossagen und es nicht schaffen, gibt es zuhauf, spätestens seit Coppolas „Godfather“. Jetzt steht einer mehr auf der Liste, mit Fassbender eben.

Cinemaxx Potsdamer Platz, Filmkunst 66, Colosseum , OV: Cinestar Sony Center, OmU: Filmkunst 66, fsk, Hackesche Höfe, Rollberg

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