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Cornelia Froboess im September 2013.

© dpa

Cornelia Froboess zum 70. Geburtstag: Ausgepackt

Wie aus dem einstigen Kinderstar und Teenie-Idol eine Charakterdarstellerin wurde: Cornelia Froboess mag ihre Falten. Das Glatte lag ihr noch nie.

Eine Glatte ist sie nie gewesen, selbst in der Glätte der deutschen Unterhaltungsbranche der Fünfziger und Sechziger. Und dass sie eine Große ist, hat sich immer noch nicht herumgesprochen. Was man mal wieder 2010 merkte, als sich mancher über die Berufung von Cornelia Froboess in die Jury der Berlinale wunderte.

„Eine der wichtigsten Pop-Künstlerinnen der Nachkriegszeit“, nennt Schlagerexperte Jan Feddersen sie. Und was der Berliner Wannsee ihr an Mythenbildung zu verdanken hat, ist nur mit einem ellenlangen Senkblei auszuloten. Das weiß auch Bürgermeister Klaus Wowereit, der Cornelia Froboess in seiner Grußadresse ihrem 70. Geburtstag am heutigen Montag mit dem kuriosen Satz gratuliert: „Sie gilt als die Berliner Göre schlechthin, aber sie ist eine großartige Schauspielerin von künstlerischem Rang.“ Ja, muss denn das ein Gegensatz sein? Nein, nicht bei dieser Frau, die die Kurve vom Kinderstar über das Teenie-Idol bis zur Charakterdarstellerin in der ihr eigenen Lakonie und ohne großes Gewese in der Promi-Presse hinbekommen hat.

In Wriezen im Kreis Märkisch-Oderland ist sie geboren, weil 1943 in Berlin Bomben fielen. Da hatte der Komponist Gerhard Froboess seine schwangere Frau Margarethe vorsichtshalber aus dem heimischen Wedding hingeschickt. Die dort von den Bomben ruinierten Häuser werden später Abenteuerspielplatz der kleinen Conny. Viel Zeit zum Kindsein hat sie allerdings nicht: Mit ihrem ersten, von Vatern komponierten Schlager „Pack die Badehose ein“ wird sie 1951 Kinderstar. Da ist sie acht. 1962 folgen mit „Zwei kleine Italiener“ und „Lady Sunshine und Mister Moon“ weitere, auch international erfolgreiche Millionenhits. Und die Conny-und-Peter-Musikfilme mit Partner Peter Kraus, der darin viel braver rüberkommt als die kernige Froboess, begründen hierzulande gleich ein ganzes Genre – die Teenagerkomödie.

Dass diese vom Vater gepushte Karriere kein lebensfüllendes Modell ist, begreift Froboess früh und nimmt schon mit 16 gegen dessen Willen Schauspielunterricht. 1963 tritt die Plattenmillionärin in Salzburg ihr erstes Theaterengagement an. Von 1972 bis 2001 ist sie festes Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele, später auch im Residenztheater, wo sie am 11. November ihre nächste Vorstellung in David Mamets „Die Anarchistin“ spielt. Sie arbeitet mit Regisseuren wie Luc Bondy, Dieter Dorn oder August Everding. Für Thomas Langhoff wird sie gar die Lieblingsschauspielerin.

Für die Darstellung der Ellida Wangel in Ibsens „Frau vom Meer“ unter Langhoffs Regie bekommt sie 1990 den Gertrud-Eysoldt-Ring. Nur eine von vielen Auszeichnungen der Mutter und Großmutter, die seit Jahrzehnten in Oberbayern lebt und auch immer wieder Filmrollen spielt, wie im März die strenge Gutsbesitzerin in Katja von Garniers Kinofilm „Ostwind“.

Das Altern mache ihr nichts aus, ließ sich die grau melierte Nickelbrillenträgerin im September anlässlich eines Fernsehfilmdrehs mit Kollegin Senta Berger in einem Interview vernehmen. „Es ist doch schön, Falten zu sehen.“ Eben. Glatt war Cornela Froboess ja eh nie.

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