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Der frühe Western-Slapstick ist noch stark an der Zeichenschule von Jijé orientiert.

© Illustration: Splitter

„Von Gir zu Moebius“: Einem Genie beim Wachsen zuschauen

Moebius gilt als einer der größten Visionäre des Comics. Ein informativer Sammelband beleuchtet jetzt sein Frühwerk und Werden.

Was das Genie selbst über Genies dachte? „Es genügt nicht, zu träumen“, erklärte der französische Comic-Künstler Jean Giraud (1938–2012) einmal in einem Interview, „man muss auch arbeiten.“ Wie hart, zeigt der Band „Von Gir zu Moebius – Der Smaragdsee“ (Splitter, 144 S., 25 €), der knapp zwei Dutzend seiner Arbeiten aus den Jahren 1956 bis 1979 versammelt, die in Magazinen wie „Far West“ oder „Coeurs vaillants“ erschienen sind.

Historisches mit Mantel und Degen

Den Großteil des Werkes nehmen knappe historische Abenteuer- und Mantel-und-Degen-Geschichten ein. Die Titelgeschichte beispielsweise erzählt von einer Expedition des brasilianischen Edelsteinsuchers Fernão Dias Pais in denen schon die realistischen, harten Gesichter aufscheinen, die später Girauds „Blueberry“ auszeichnen.

Das Titelbild des besprochenen Bandes.
Das Titelbild des besprochenen Bandes.

© Splitter

Dazu gibt es bittere politische Miniaturen, skurrile Fotoromane und frühen Western-Slapstick, der noch stark an der Zeichenschule von Girauds Lehrer Jijé orientiert ist, der in dem kurzes Vorwort aus dem Jahr 1980 schreibt, dass er seinen Schüler eigentlich schon nichts mehr beibringen konnte.

Erzählerisch meist von historischem Wert

Zeichnerisch mag man das glauben. Erzählerisch aber haben vor allem die Werke aus den 60er Jahren heute nur noch historischen Wert, zu geradlinig sind die Geschichten, zu einfach die Charakterzeichnungen. Das ist noch weit entfernt von Moebius' Meisterwerk „Der Incal“.

Werden eines Genies und eines Genres zeigt der Band jedoch – nicht zuletzt dank des ausführlichen biografischen Nachworts von Literaturkritiker Claude Ecken – aufs Vortrefflichste.

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