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Der Sache auf den Zahn fühlen: Eine Doppelseite aus dem besprochenen Buch.

© Schreiber & Leser

„Trouble Is My Business“ von Jiro Taniguchi: Detektiv mit Biss

Bevor Jiro Taniguchi zum Star des europäischen Feuilletons wurde, zeichnete er einige ziemlich schräge Trash-Serien. Mit „Trouble Is My Business“ kann man jetzt ein weiteres Frühwerk des Japaners auf Deutsch entdecken.

Wenn der japanische Privatermittler Jotaro Fukamachi in die Enge getrieben wird, kann es schon mal passieren, dass er entschlossen zubeißt und seine Zähne in einem Angreifer versenkt. Jotaros kleine Detektei heißt nicht umsonst Shark Investigation Office und nimmt passenderweise das Nebenzimmer einer Zahnarztpraxis in Beschlag. Der einsame Jotaro träumt davon, ein zweiter Philip Marlowe zu sein. Dafür stolpert er jedoch mehr durch seine Fälle, als dass er sie wirklich bis zur Lösung im Griff hat. Wenn gar nichts mehr geht, bittet er sogar einen Mafia-Kontakt um Hilfe oder besorgt sich eine Pistole.

Derb, roh, schräg und albern

Seine Aufträge lassen dabei ebenso zu wünschen übrig wie sein Geschick als Ermittler: Mit Verdauungsbeschwerden jagt Fukamachi einen verschollenen Picasso, ermittelt in einer bizarren Mordserie, hilft einem obdachlosen Millionär bei der Rache an dessen Familie, geht dem Absturz einer gut situierten Frau ins Porno- und Drogenmilieu nach, legt sich mit einem schwer bewaffneten Auftragsmörder an, wird zur Spielfigur in einem familiären Betrug oder versucht, den Selbstmord eines Mädchens zu vereiteln. Er ist kein großer Held und kämpft gegen seine eigenen Unzulänglichkeiten genauso wie gegen äußere Widerstände – doch er hat das Herz am rechten Fleck.

Der Verlag Schreiber & Leser macht munter damit weiter, die „Leichen“ im Keller von Manga-Superstar Jiro Taniguchi auszugraben. Das Frühwerk des europäischsten aller Mangaka, der seit Jahren so gekonnt durch die Stille und die vertraute Fremde spaziert und sich hierfür zu Recht in der Bewunderung des Feuilletons sonnt, ist ordentlich trashig und nicht allzu feinsinnig. Außerdem ließ sich Taniguchi am Anfang ganz schön von westlichen Vorbildern inspirieren, um es nett auszudrücken. Nach der nicht so tollen Kampfsport-Nummer „Wie hungrige Wölfe“ und dem gefälligen Action-Reißer „Enemigo“ liegt nun also der erste Band von „Trouble Is My Business“ auf Deutsch vor.

Anzahlung: Der erste Band der deutschen Ausgabe v on "Trouble is my Business".
Anzahlung: Der erste Band der deutschen Ausgabe v on "Trouble is my Business".

© Schreiber & Leser

Hinter der Raymond-Chandler-Anspielung im Titel versteckt sich eine meistens ganz gelungene Hommage an das Genre der Hardboiled-Schnüffler. Die etwas sprunghaften Kurzgeschichten, die Taniguchi mit Szenarist Natsu Sekikawa in den 80er Jahren umsetzte, sind nach heutigen Taniguchi-Maßstäben freilich derb, roh, schräg und albern. Jotaro Fukamachis Fälle können definitiv nicht als kunstvoll bezeichnet werden – dennoch funktionieren sie als gute Unterhaltung und dürften Genre-Fans erfreuen.

Jiro Taniguchi/Natsuo Sekikawa: Trouble Is My Business, Band 1, Schreiber & Leser, 300 Seiten, 16,95 Euro.

Ein ausführliches Interview mit Jiro Taniguchi, das der Tagesspiegel im vergangenen Jahr in Tokio führen konnte, finden Sie hier.

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