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Bestseller: In „Blackest Night“ kehren tote Helden als Zombies zurück.

© Panini

Superhelden-Comic: Weltraumwächter mit Wunderlampe

Im Kino ist „Green Lantern“ Mittelmaß. Und die Comic-Vorlage? Ein Streifzug durch ein komplexes Universum.

Am Donnerstag startete „Green Lantern“ in den deutschen Kinos: ein 3-D-Aladin mit Zauberring und grüner Lampe – daher der Name –, der im Auftrag der „Wächter des Universums“ als eine Art kosmischer Streifenpolizist die Erde vor Invasoren schützt. Die Kritiken sind mau, und auch die Fans der Comicfigur Hal Jordan (im Film gespielt von Ryan Reynolds) ärgern sich, dass Drehbuchautor Greg Berlanti („Everwood“) viel Zeit mit Hintergrund- und Vorgeschichte verliert, aber die große Zugkraft fehlen lässt.

Wie 1960, im Original, beginnt Jordans Karriere, als Abin Sur, ein Green Lantern von Sektor 2814, in Kalifornien strandet: Das sterbende Alien gibt Hal einen Kraftring – und für die nächsten 30 Jahre erlebt der Testpilot hölzerne, farbenfrohe, plumpe Abenteuer.

B-Liga der frühen Comic-Helden

Im Comic reicht die Lantern-Historie weiter zurück. Ab 1940 gehörte Alan Scott zur B-Liga der frühen Comic-Helden – bis eine prüde Schmutz-und-Schund-Debatte im amerikanischen Senat für härtere Jugendschutzauflagen sorgte. So endete das „goldene Zeitalter“ der Comic-Groschenhelden mit Senator McCarthy, im Mief der 1950er. Nur Batman, Superman, Aquaman und Wonder Woman erlebten weiter ihre Abenteuer – aber viel kindischer und zahmer. Erst 1960 kehrte auch die „grüne Leuchte“ zurück: mit neuer Hauptfigur und einem schillernden, naiven Konzept.

In den 90er Jahren versuchte der DC-Verlag, mit düsteren, ostentativ „erwachsenen“ Geschichten den Kitschballast abzuwerfen: Hals Heimat Coast City wurde bei einer Invasion zerbombt, und seine Wut richtete sich gegen das untätige Green Lantern Corps. Er flog nach Oa, ins Zentrum des Universums, tötete seine Kollegen, stahl ihre Ringe und starb am Ende als verbitterter Despot.

Guter Einstieg. Das Cover zu "Secret Origin".
Guter Einstieg. Das Cover zu "Secret Origin".

© Panini

Zehn Jahre lang, von 1994 bis 2004, fehlen die Wächter und das Corps: Als letzter Besitzer eines Kraftrings erkundet Kyle Rayner, ein schüchterner Werbegrafiker, New York. Kyle besucht Coffee Shops, hat Zoff mit wechselnden (Super-)Freundinnen und bleibt 120 Hefte lang ein harmloser, gepflegter Held der Generation „Seinfeld“/“Friends“.

Und dann? Verdreifacht sich die Auflage, denn Hal Jordan kehrt zurück, Kyle wird zur Hauptfigur in einer neuen, zweiten „Green Lantern Corps“-Reihe und Geoff Johns, der fähigste Nostalgiker unter den DC-Comic-Autoren, macht den „Green Lantern“-Kosmos zum wichtigsten Helden-Wachstumsmarkt.

Supermans (romantische) Abenteuer funktionieren als TV-Serien oft besser als im Comic. Mit „The Dark Knight“ (2008) war Batman auf der Kinoleinwand stimmiger und klüger als in der Unzahl monatlicher Hefte. „Green Lantern“ aber öffnet eine genuine Comic-Welt: einen chaotischen und grellen, plumpen, wilden, wirren Flickenteppich mit 3600 Helden, kosmischen Rätseln, sexistisch gezeichneten Schönheiten und sinnloser Zerstörung, halb „Star Wars“, halb „Perry Rhodan“.

35 Sammelbände aus sechs Jahren

Zwei Comics lohnen als Einstieg: Geoff Johns „Secret Origin“ und Darwyn Cookes „Neue Horizonte“. Wer aber Politik, Irrsinn und Rivalitäten der tagesaktuellen vier „Green Lantern“-Serien verstehen möchte, braucht etwa 35 Sammelbände aus den letzten sechs Jahren. Denn Kyle, Hal und das Corps haben seitdem auch geheime Gruppen roter, blauer und lila Lanterns entdeckt: Sieben Gefühle – von Mut (grün) bis Furcht (gelb) – können in Kraftringen gebündelt und in Laternen gespeichert werden. Im Bestseller „Blackest Night“ kehren schließlich auch die toten Helden neu zurück – als Gefühle fressende „Black Lantern“-Zombies.

„Green Lantern“ ist eine atemberaubende Science-Fiction-Welt vor allem für Leser zwischen 12 und 15 Jahren: viel Blut, doch selten Konsequenzen. Straffe Körper in enger Uniform, doch fast nie Sex. Ein Universum, grell und strahlend wie ein Weihnachtsbaum, mit zwei barocken und verspielten Erzählern – Geoff Johns und (deutlich besser:) Peter Tomasi – auf dem Zenit ihrer Erzählfreude. Vielleicht das letzte große triviale Epos im Medium Comic. Konfus… aber spannend!

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