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Eine Szene aus „Bowie. Sternenstaub, Strahlenkanonen und Tagträume“.

© Cross Cult

Rock ʼnʼ Roll Superhero: Wie ein Comic David Bowie feiert

Vor fünf Jahren starb David Bowie. Der Comic „Sternenstaub, Strahlenkanonen und Tagträume“ huldigt dem Rockstar, wird ihm aber nur bedingt gerecht.

Von der starken Bildersprache, die David Bowie über Jahrzehnte kultivierte, konnte man sich in den vergangenen Jahren vor allem in der Ausstellung „David Bowie Is“ überzeugen, die zwischen 2013 und 2018 durch die Welt reiste und 2014 auch in Berlin haltmachte. Auch der „Madman“-Schöpfer Michael Allred hat im vergangenen Jahr, unterstützt von Autor Steve Horton und Koloristin Laura Allred, das visuelle Universum des am 10. Januar 2016 verstorbenen Künstlers gewürdigt.

Das Trio hat sich für seinen Comic „Bowie. Sternenstaub, Strahlenkanonen und Tagträume“ (Cross Cult, 160 S., 35€) einen vergleichsweise engen Rahmen gesteckt: Als Ausgangspunkt dient das letzte Konzert von Bowies Alter Ego Ziggy Stardust im Juli 1973. In Rückblenden wird von seinen Anfängen in der Londoner Musikszene der sechziger Jahre und seinem Aufstieg zum internationalen Pop-Phänomen erzählt. Was auf die Glam-Rock-Ära folgte, kondensieren die Allreds und Horton auf wenige Seiten, die paradoxerweise zu den spannendsten des Buchs zählen.

Eine weitere Seite aus „Bowie. Sternenstaub, Strahlenkanonen und Tagträume“.
Eine weitere Seite aus „Bowie. Sternenstaub, Strahlenkanonen und Tagträume“.

© Cross Cult

„Bowie. Sternenstaub, Strahlenkanonen und Tagträume“ ist in erster Linie die Feier eines Rockstars und funktioniert ähnlich wie jene Dokus, die früher im Musikfernsehen liefen. Es werden Schlüsselepisoden aneinandergereiht, die den unaufhaltsamen Weg an die Spitze umreißen: legendäre Konzerte und Fernsehauftritte, Begegnungen mit anderen Musikern und Produzenten, entscheidende Aufnahmesessions und Platten.

[Er war drogensüchtig, pleite, und eine andere Rocklegende aß ihm den Kühlschrank leer. Was David Bowie dem Tagesspiegel 2002 über seine Berliner Jahre erzählte, lässt sich hier nachlesen.]

Wer Bowie als Überwinder von festgefahrenen Rock-Attitüden und Geschlechterverhältnissen begreift, wird hier enttäuscht. Der Comic betreibt Geniekult, lässt die Groupies backstage warten und die Frauen ihre musizierenden Männer ablenken, wenn diese nicht gerade am nächsten Hit werken oder sich nach dem einfachen Leben vor dem Ruhm zurücksehnen.

Das Titelbild des besprochenen Bandes.
Das Titelbild des besprochenen Bandes.

© Cross Cult

„Bowie“ lässt kaum ein Classic-Rock-Klischee aus; die platten Dialoge, der reizlos-realistische Zeichenstil und die reißbrettartige Erzählstruktur tragen das Ihre zum biederen Bowie-Bild bei.

[Mehr von und über David Bowie auf unserer Schwerpunktseite.]

Dass die beiden Allreds auch anders können, beweisen sie dort, wo die Zeichnungen sich von der Erzählung lösen und Songs illustrieren, spätere Phasen von David Bowies Karriere in Collagen Revue passieren oder die verschiedenen Erscheinungsbilder des Pop-Chamäleons aufeinandertreffen lassen. Hier wird deutlich, was der Comic beim Thema Bowie als Comic eigentlich leisten kann.

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Über das Cover der Doppel-LP „Images 1966–1967“, das einen Comicstrip von Neon Park zeigt, stellt „Bowie“ einen expliziten Bezug zum Medium her – und die Leser*innen vor die Frage, ob in den berüchtigten Kostümen und Verwandlungen des Musikers nicht auch etwas von einer Marvel-Figur der Sechziger und Siebziger steckt.

Es wäre sicherlich lohnender gewesen, diesen Weg konsequenter zu verfolgen, statt sich an althergebrachten Rockumentary- und Biopic-Formaten zu orientieren.

Jeff Thoss

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