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Schnörkellos: Eine Szene aus dem besprochenen Buch.

© Knesebeck

Ramones-Comic „One, Two, Three, Four“: Dreckig, schnell und unsterblich

Der Comic „One, Two, Three, Four“ von Bruno Cadène, Xavier Bétaucourt und Éric Cartier erzählt die Geschichte der Ramones auf angemessene Weise.

Es ist nicht der erste Comic über die Punkrock-Pioniere aus New York, aber das erste, das sie nichts als Witzfiguren darstellt, als übellaunige Anti-Beatles mit Lederjacken und aufgerissenen Jeans. „One, Two, Three, Four“ ist eine Punkrock-Erzählung in Schwarzweiß, ein Albtraum aus Drogen, Kaputtheit und lange versagtem Erfolg.

Geschildert wird sie aus der Perspektive von Dee Dee, dem Bassisten, der 2002 an einer Überdosis starb. Er wurde als Sohn eines prügelnden US-Soldaten und notorischen Trinkers schon als Kind zu dem Giftzwerg, der seine Umwelt ein Leben lang argwöhnisch beäugen und sich nie an das halten sollte, was mit ihm verabredet worden war. In Johnny fand er einen mürrischen Weggefährten, der wenigstens wusste, wo‘s langging. Und er konnte Gitarre spielen.

„Der ewige Arschlöcher-Krieg“

Zusammen gründeten sie Mitte der 70er Jahre ihre Ersatzfamilie, die Ramones. Zum Sänger machten sie den langen, hageren, schweigsamen Joey, weil der als Schlagzeuger nichts taugte. Und dann folgte „der ewige Arschlöcher-Krieg“, wie es einmal heißt.

Als sie sich 1996 trennten, hatten sie schon lange vorher aufgehört, miteinander zu reden. Heute gelten die Ramones als Klassiker des Rock’n’Roll. Mit ihren schnellen, schnörkellosen Songs, die nicht länger als 1.45 Minuten dauerten, definierten sie eine Haltung, die den großen Versprechen des Pop nicht mehr traute.

Das Cover des besprochenen Bandes.
Das Cover des besprochenen Bandes.

© Knesebeck

Dass sie fertig und vollkommen demotiviert waren, bevor sie überhaupt eine Band gründeten, können die Szenaristen Bruno Cadène und Xavier Bétaucourt am eindrücklichsten an Dee Dees verkorkstem Leben veranschaulichen. Als Junkie, Stricher und Raufbold gab er am wenigsten auf soziale Konventionen. Gleichzeitig schrieb er die besten Songs.

Das ist in „One, Two, Three, Four“ so schnell erzählt, wie es der Haltung der Ramones entspricht. Éric Cartiers detailreiche Kohlezeichnungen biedern sich aber auch nicht allzu sehr an den Dreck an, der der ganze Stolz der Ramones war.

Xavier Bétaucourt, Bruno Cadène, Éric Cartier: One, Two, Three, Four, Ramones! Knesebeck, 96 Seiten, 20 Euro

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