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Männer haben's schwer, nehmen's leicht. Eine Szene aus „Ich fühl’s nicht“.

© avant

Neues von Liv Strömquist: Mit Leonardo DiCaprio auf Fahrradtour

In ihrem neuen Comic „Ich fühl’s nicht“ nimmt Liv Strömquist erneut die Paarbeziehung ins Visier - und analysiert das Verhaltensmuster eines Hollywood-Stars.

Schauspieler Leonardo DiCaprio ist einer, der zumeist mit jungen, hübschen Frauen zusammen ist, meistens Models, meistens blond. Nach kurzer Zeit endet die Beziehung wieder. In der Regel erfolgt die Trennung ohne große Emotionen, in beiderseitigem Einvernehmen, wie es heißt.

Warum das so ist, sich der Schauspieler nie voller Leidenschaft und abgöttischer Liebe einer Beziehung hingibt, ergründet Comic-Zeichnerin Liv Strömquist in ihrer Graphic Novel „Ich fühl’s nicht“ (avant, 176 S., 20 €).

Wie schon in ihrem Comic „Der Ursprung der Liebe“ gewährt die schwedische Politikwissenschaftlerin und Feministin auch in ihrem neuesten Werk Einblick in die Kulturgeschichte der Paarbeziehung.

Entzauberte Liebe

Strömquist erklärt, wie sich Wahrnehmung und Bedeutung der Liebe über die Jahrhunderte verändert haben. Und dass Liebe und Verliebtsein früher als etwas Mystisches verstanden wurde, das einem widerfährt. Die Partnerwahl heutzutage hingegen oft auf rationalen Kriterien beruht und eher kapitalistischem Konsumverhalten entspricht.

In frechen Zeichnungen, überwiegend in Schwarz-Weiß und bewusst naivem Strich, beschäftigt sich Strömquist mit verschiedenen Theorien unter anderem der Soziologin Eva Illouz oder des Philosophen Byung-Chul Han.

Das Titelbild des besprochenen Buches.
Das Titelbild des besprochenen Buches.

© avant

Und immer wieder kehrt sie zwischendurch zu ihrem Real-Beispiel DiCaprio zurück. Wenn sie dessen kurze Beziehungen etwa auch damit erklärt, dass ihm – im philosophischen Sinne – „die Fähigkeit des Todes fehlt“, was so viel bedeutet wie sich in dem anderen zu vergessen, sein Selbst preiszugeben. Im Fall von DiCaprio folgert Strömquist, dass das Leben eine „nicht enden wollende Fahrradtour“ ist, zusammen mit „verschiedenen Menschen (…), die beruflich Schwimmkleidung präsentieren“.

Wenn Verliebte Delfine sehen

Wie die Zeichnerin philosophische Gedanken mit Promi-News verknüpft, ist oft nicht nur amüsant, sondern auch aufschlussreich. Einer der Höhepunkte ist, wenn Strömquist den aus „Star Wars“ bekannten Jabba the Hutt als emotional distanzierten Ehemann präsentiert. Und auch Miraculix eher seine Druidenkarriere voranbringen möchte, als die Zweisamkeit mit seiner Frau zu genießen.

Dass die Liebe eine absolut entflammende Wirkung entfalten kann, zeigt die Geschichte der Dichterin Hilda Doolittle. Das Verliebtsein erlebte sie einst als „andere Dimension“ und glaubte in diesem Zustand gar, Delfine zu sehen. Strömquist thematisiert aber auch, dass die Liebe einfach verschwinden kann, wie bei Theseus, der Ariadne in der griechischen Mythologie einfach auf Naxos zurücklässt.

Der Comic ist unterhaltsam und informativ. Stellenweise werden manche Theorien allerdings etwas zu langatmig erklärt. Auf jeden Fall weiß Leonardo DiCaprio nun besser über das Leben und die Liebe Bescheid, sofern er Strömquists Comic liest. Und alle anderen natürlich auch.

Birte Förster

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