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Strange Things: Eine Seite aus „Motor Girl“.

© Schreiber & Leser

„Motor Girl“: Versehrte Veteranin

Terry Moore verbindet in seinen Comics Klamauk und Rührendes, Drama und Science-Fiction. Jetzt gibt es seine Reihe „Motor Girl“ gesammelt auf Deutsch.

Samantha „Sam“ Locklear, die Protagonistin von Terry Moores neuem Comic „Motor Girl“, dient drei Runden im Irak. Bei ihrem letzten Einsatz wird sie schwer verletzt und in Kriegsgefangenschaft gefoltert. Nach ihrer Rückkehr in die USA versteckt sich die Veteranin auf einem Autofriedhof in der weiten, heißen Wüste von Nevada.

Sams posttraumatische Belastungsstörung äußert sich in heftigen Kopfschmerzattacken – und in ihrem besten Freund Mike, einem sprechenden Gorilla in Shorts und Shirts, den nur Sam sehen und hören kann. Zu allem Überfluss legen auch noch ein paar Aliens in ihrem UFO eine Bruchlandung auf dem Schrottplatz hin, und ein skrupelloser Wissenschaftler rückt mit seiner Wunderwaffe und seinen Söldnern an.

Erinnerungen an „Calvin und Hobbes“

Der 1954 geborene Amerikaner Terry Moore schuf zwischen 1993 und 2007 seine populäre Comic-Seifenoper „Strangers in Paradise“. Direkt danach wollte der Autor und Zeichner eigentlich „Motor Girl“ angehen, das im selben Universum spielt. Doch erst verwirklichte er seinen Techno-Thriller „Echo“ und seinen Hexen-Horror „Rachel Rising“, bevor er sich Sam widmete. Auf Deutsch wurden alle zehn US-Hefte von „Motor Girl“ in einem Komplettband gesammelt.

Die darin geschilderte Beziehung zwischen Sam und dem imaginären Mike erinnert ein wenig an den Comic-Klassiker „Calvin und Hobbes“. Dennoch handhabt Moore den Themenkomplex von Krieg, Veteranen und Psychosen zugleich auf einfühlsame Weise.

Die trotteligen Besucher aus dem All wecken Erinnerungen an die Alien-Crew aus Alan Moores und Shawn McManus’ berühmter „Swamp Thing“-Story von 1985. Daneben gibt es eine Referenz an „Tim und Struppi“- Schöpfer Hergé sowie Zitate von Stephen Hawking und Arthur C. Clarke.

Das Cover des besprochenen Sammelbandes.
Das Cover des besprochenen Sammelbandes.

© Schreiber & Leser

Man spürt also wieder einmal, wie viel Spaß Terry Moore beim Schreiben und Zeichnen jeder Schwarz-Weiß-Seite hatte. „Motor Girl“ sieht zudem, wie all seine mit maximaler kreativer Kontrolle inszenierten Werke, fantastisch aus.

Moore, der seine Karriere als eher erfolgloser Cartoonist startete, kann mit seinem präzisen, detailreichen Strich alles abbilden: Humor und Klamauk, Schräges und Rührendes, Action und Drama, selbst Science Fiction und Horror.

Da macht es dann auch nichts, dass sich seine Figurentypen und vor allem seine komplexen Hauptdarstellerinnen titelübergreifend etwas ähnlich sehen.

Terry Moore: Motor Girl, Schreiber & Leser, 224 Seiten, 24,95 Euro

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