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Knacks, wieder einer weniger: Die Menschheit wird in "Attack on Titan" arg dezimiert.

© Carlsen

Manga "Attack on Titan": Hype um die Menschenfresser

Der Manga "Shingeki no Kyojin" ist in Japan ein Hit - jetzt erobert er als "Attack on Titan" auch deutsche Comic-Regale. Vordergründig geht es um brutal gezeichnete riesige Menschenfresser - doch weiterlesen will der Leser aus anderen Gründen.

Japan feiert einen neuen Helden. Er mag etwas schmalbrüstig aussehen, doch wenn er sich aufmacht, Riesen zu töten, blitzen seine Augen vor Virilität. Es gibt ihn als Jüngelchen, schwarze Haare, große Knopfaugen – und als Kampfmaschine, 15 Meter groß und mit einem klaffenden Kiefer. Doch dazu später.

Eren Jäger heißt der Knabe, er ist Held der noch relativ jungen Manga-Reihe „Shingeki no Kyojin“, übersetzt etwa „Angreifende Titanen“. Seit Ende 2009 wird der Manga von Autor Hajime Isayama publiziert – und wurde schnell zum Geheimtipp in Japan. Bis zum TV-Start des Anime Ende 2012 waren zehn Millionen Exemplare der bisherigen neun Bände verkauft worden. Bis Mitte 2013 schnellte die Verkaufszahl plötzlich auf das Doppelte.

Mittlerweile stehen die aktuellen „Shingeki“-Bände in Japan auf Platz zwei der Verkaufscharts, hinter dem Piratenmanga „One Piece“, ein Autohersteller wirbt mit den Riesen und eine Realverfilmung soll laut offizieller Homepage noch bis Ende 2014 in die Kinos kommen. Im März erschien der Manga bei Carlsen nun erstmals auch in Deutschland, unter dem Titel „Attack on Titan“.

"Attack on Titan" beschreibt eine Welt voller Riesen - doch die Gefahr lauert im Menschen

Die Übersetzung „Angriff auf die Titanen“ weicht zwar vom japanischen Original ab – ist aber trotzdem nicht falsch. Die Handlung spielt in einer futuristischen Vergangenheit in einem Land, dass stark an Deutschland im Mittelalter erinnert. Die Menschen leben in einer riesigen, von drei Mauerringen umgebenen Stadt. Angeblich sind es die letzten Menschen, draußen vor den Mauern haben menschenfressende Riesen die Lande erobert. Gegen die Bedrohung haben die Menschen eine Art Militärstaat errichtet, Eren Jäger gehört zu den Frontkämpfern am äußersten Mauerring. Der Tod seiner Mutter, die gleich zu Beginn des Mangas im Rachen eines Riesen verschwindet, treibt ihn an.

Der Manga selbst wirkt noch etwas grobschlächtig und unbeholfen gezeichnet. Hajime Isayama verbessert seine Strichkunst erst mit fortlaufender Geschichte. Das Fortlaufende ist es aber, was die Fans begeistert: Da ist was faul im Staate der Menschen. Und Isayama gibt es zwischen all den Gefechten nur wohl dossiert preis. Vielleicht mag er sich an Goyas Gemälde "Saturn verschlingt eines seiner Kinder" orientiert haben, vielleicht wartet hinter der Monstrosität der Titanen die der Menschen.

Abgerissene Köpfe, zerschmetterte Glieder - Die Titanen erinnern an "Uzumaki" oder "The Walking Dead"

Die Titanen selbst sind grobschlächtige Gestalten mit breit gezeichneten Mund, es sieht aus, als würden sie immerzu grinsen. Die meisten sind sieben bis 15 Meter groß, aber es gibt auch einen 60-Meter-Kolossos und biestartige Wesen. Die Riesen – und auch Isayamas Bilder von abgerissenen Köpfen und zerschmetterten Gliedmaßen – erinnern an den Horrormanga "Uzumaki" oder an die Zombies aus dem US-Comic „The Walking Dead“: apokalyptische Fressmaschinen, nur schwerer zu töten.

Mangaheld Eren Jäger begegnet den Titanen mit einer kleinen Flugapparatur und einem flexiblen Samuraischwert. Denn töten lassen sich die Riesen nur durch einen Schwertstreich im Nacken. Oder wenn sich Eren verwandelt. Denn der Held des Manga besitzt die sonderbare Gabe, selbst zum Riesen zu werden. Seine Kampfkameraden unterstützt er dann als turmhoher Wüterich gegen einfallende Titanen.

Trotzdem wird Eren Jäger nicht zum Held des Manga, weil er die titelgebenden Titanen mit Leichtigkeit erledigt. Eher, weil er in den Zwischentönen der Erzählung immer wieder Hoffnung macht: Es geht um ein unbedingtes Am-Leben-bleiben-Wollen. Diese Welt mag eine grausame geworden sein, sagt er an einer Stelle, und doch sei in ihr Schönheit zu finden.

Irgendwo außerhalb der Mauern muss sie sein, diese Schönheit. Die Leser von „Shingeki“ können es kaum erwarten.

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