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Nachschub gefällig? Ein Stand auf dem Internationalen Comic-Salon Erlangen 2018.

© Lars von Törne

Update

Leseraktion: Die besten Comics 2018 - die Leserfavoriten

Die Tagesspiegel-Comicredaktion wollte wieder wissen: Welches waren für Sie die besten Comics des Jahres? Hier eine Auswahl der Antworten.

Das Jahr neigt sich dem Ende zu - und wie in den Vorjahren wollten wir auch diesmal wieder von unseren Leserinnen und Lesern wissen: Welches waren für Sie die besten Comics des vergangenen Jahres? Und warum? Die damit verbundene Buchverlosung ist beendet, die Gewinner werden Ende Dezember per Post benachrichtigt.

Parallel hat wieder eine vom Tagesspiegel zusammengestellte Jury aus Comic-Expertinnen und Experten die aus ihrer Sicht besten Comics der vergangenen zwölf Monate ermittelt. Die bestand in diesem Jahr aus acht Autorinnen und Autoren der Tagesspiegel-Comicseiten: Barbara Buchholz, Ute Friederich, Moritz Honert, Oliver Ristau, Sabine Scholz, Marie Schröer, Ralph Trommer und Lars von Törne. Das Gesamtergebnis der Jury-Kür gibt es unter diesem Link.

Hier präsentieren wir eine aktualisierte Auswahl der Leser-Einsendungen:

Der kanadische Autor Jeff Lemire ist dieses Jahr in aller Munde: Sei es mit "Descender", "Black Hammer" oder dessen Spin-Off "Sherlock Frankenstein" – Lemires Comics werden in kaum einer Bestenliste fehlen. Im Weihnachtstrubel könnte untergehen, dass mit "Doctor Star" (Splitter) das interessanteste Black-Hammer-Spin-Off erst gerade erschienen ist. Wie fast immer beschreibt Lemire auch hier den Einbruch des Familiären in das Heroische, in Doctor Star gelingt ihm dies mit Max Fiumara als Zeichner zum Niederknien gut.
Antonia Kühn profiliert sich mit ihrem eindrucksvollen Debüt "Lichtung" (Reprodukt) als versierte Erzählerin und einfallsreiche Zeichnerin. Ihre Erzählweise stellt die Ereignisse in den Schatten und das Erinnern in den Fokus – sie zeigt den zähen Kampf, den es bedeutet, sich eine Schneise durch das Dickicht des Vergessens zu schlagen.
Andreas hat mit "Raffington Event" ein kurzweiliges Pendant zu seinen umfangreicheren Serien "Capricorn" oder "Rork" geschaffen. Die Horror-Kriminalgeschichten mit Lovecraft-Feeling sind so unglaublich gut gezeichnet, die Seiten so atemberaubend gestaltet, dass diese Neuausgabe eines Klassikers (1989) zu den Highlights des Jahres zählt.
Gerrit Lungershausen

Meine Lieblingscomics (Manga) 2018 waren:
"Yamete! Petplay" - weil es eine tolle Sammlung von Kurzgeschichten deutscher Zeichner ist und offenherzig auch gerne mal gegen eingefahrene Konventionen verstößt!
"Der Klang meines Herzens" - Unheimlich gefühlvoll erzählte mehrbändige Geschichte über einen Musiker, der kurzzeitig sein Augenlicht verliert, seinem Wiedersehen mit seinem alten Schulfreund und darüber, wie die beiden auch die Diskriminierung des homosexuellen Musikers überwinden.
"Blood Loop" - die emotionale Geschichte über zwei Schüler, die durch ihre alte japanische Familientradition als Herr und Diener miteinander verbunden sind, vom Schicksal voneinander getrennt werden und am Ende doch wieder zusammenfinden (in zwei Bänden abgeschlossen).
Janina Bahlmann

Mein Comic 2018 war "Focus 10" von Martina Peter. Der detailverliebte Zeichenstil, gepaart mit den interessanten Charakteren und dem Horror-Thema, machen sofort Lust auf mehr. Die Geschichte fängt langsam an und wirft viele Fragen auf, die hoffentlich in den weiteren Bänden beantwortet werden. Die Zeichnerin verwendet nicht allzu viel Text und erzählt die Geschichte mit ihren detaillierten Zeichnungen, was mir sehr gut gefällt.
Christian Karl

Für mich gibt es vier Favoriten, was das Rennen um die besten Comics 2018 angeht:
Auf Platz 1 ist Marvin Cliffords Net-Comic "Schisslaweng", er fängt auf wunderbare weise den Alltag ein und macht etwas Extravagantes aus den schönen wie auch aus den tragischen Ereignissen eines Lebens.
Auf Platz 2 ist Flix' Comic "Spirou in Berlin". Hervorragend gearbeitet und als erster deutscher Zeichner mit einer franko-belgischen Ikone auch noch super in das Berlin kurz vor der Wende eingetaucht.
Auf Platz 3 ist Marvin Cliffords "Mittenmang", welcher für mich Historie und Komik sehr schön vereint.
Auf Platz 4 ist Flix' "Glückskind", welcher mir wöchentlich ein Lächeln aufs Gesicht zaubert.
Jan Overath

Mein Vorschlag wäre: "Whispering Blue" von Chasm (Verlag Egmont Manga), ein Boyslove-Oneshot aus Deutschland, der die Themen Liebe, Homofeindlichkeit und Seehunde im Norden behandelt. Eine wunderschöne & aussagekräftige Geschichte mit einem tollen Zeichenstil.
Jessica Köhler

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Favorit vieler Leser - und der Tagesspiegel-Jury: Emil Ferris' "Am liebsten mag ich Monster".
Favorit vieler Leser - und der Tagesspiegel-Jury: Emil Ferris' "Am liebsten mag ich Monster".

© Panini

Für mich ist der Comic des Jahres "Am liebsten mag ich Monster" von Emil Ferris. Dieser Band hat eine unfassbare stilistische Bandbreite, von detailverliebten Zeichnungen bis hin zu Kulikritzeleien. Die Geschichte ist als eine Art Zeichentagebuch erzählt und dabei sowohl liebevoll als auch unerbittlich zu ihren Charakteren. Wenn man dann noch bedenkt, dass dies der Debütcomic der Zeichnerin ist, ist das echt unglaublich. Ich war sehr begeistert und kann es kaum abwarten, wenn der zweite Band erscheint.
Manuel Wilke

Hier meine Comics des Jahres:
"Unschlagbar! 1. Gerechtigkeit und frisches Gemüse" von Pascal Jousselin ist der Hammer. Scheinbar ein Superhelden-Comic für Kinder, der aber eigentlich ein sehr intelligenter Comic über Comics ist. Die Struktur, die Comics seit dem 19. Jahrhundert haben, wird hier infrage gestellt, Konventionen (wie die Sprechblase oder sogar die gleichmäßige Form der Seiten) werden herausgefordert und am Ende hat man dann doch einen der witzigsten und unkompliziertesten Comics des Jahres. Ein Meta-Comic für alle, den auch alle lesen sollten.
"Die Welt der Söhne" von Gipi. Natürlich musste der dabei sein. Visuell ist Gipi hier ein Meisterwerk gelungen - es sieht fast so aus, als könnte man das ganze selbst mit dem Kugelschreiber malen, aber hinter der scheinbaren Einfachheit der Materialien versteckt sich eine meisterhaft beherrschte Zeichentechnik. Und dazu eine Geschichte, die an "Mad Max: Fury Road" erinnert, da hier vieles gezeigt und angedeutet wird, nichts aber explizit erklärt. Ein wirklich wundervoller Comic.
"Olympia in Love" von Catherine Meurisse. Ein Comic über Gemälde, die als Filme umgedeutet werden. Catherine Meurisse gelingt hier eine verspielte Neuinterpretation der Kunstgeschichte: Alle Figuren auf Gemälden werden zu Schauspielern und Schauspielerinnen, Künstler zu Regisseuren und das revolutionäre Malen an der freien Luft wird hier als Filmen außerhalb des Studios inszeniert. Das Ganze ist dazu auch noch wirklich lustig und mit dem gewohnt leichten Strich gezeichnet, der sich dennoch nicht zu schämen braucht, auch wenn er hier einige der größten Meisterwerke darstellt.
Romain Becker

22 Jahre hat Jason Lutes an seiner „Berlin“ Trilogie gearbeitet. Jetzt hat sie mit dem dritten Band „Berlin: Flirrende Stadt“ endlich einen würdigen Abschluss gefunden. Toll gemacht, sehr „filmisch“ erzählt – mit großartig komponierten Übergängen zwischen einzelnen Szenen. Lutes ist ein Meister seines Fachs. Seine Figuren sind überzeugend und lebendig, sein Zeichenstil klar und präzise. Einziger Wermutstropfen: Die Schrift ist teilweise sehr klein und schwer zu lesen, ein etwas größeres Format hätte der Reihe gut getan.
Der „Spirou“-Band von Flix spielt ebenfalls in Berlin und zeigt erneut, dass Flix es meisterhaft versteht die Möglichkeiten des Medium Comic für sich zu nutzen: Allein das Panel, in dem Graf Rummelsdorf etwas erzählt und seine Worte durch den lauten Hintergrundlärm überdeckt und dadurch unverständlich werden: Großes Kino!
Und zu guter Letzt wechseln wir in eine andere Hauptstadt: „Ein Cowboy in Paris“ ist der beste Lucky Luke Band seit Jahren! Witzig, mit vielen augenzwinkernden Anspielungen auf historische und literarische Persönlichkeiten.
Arne Schulenberg

Meine Top 3 aus 2018:
„Der Magnet“ von Lucas Harari: Wundervoll illustrierte Welt, die mit wenigen Farben und Mitteln einen ganz besonderen Reiz auslöst.
„Es passiert“ von Barbara Yelin: Inhaltlich der wertvollste Comic des Jahres 2018 aufgrund der gelungenen Umsetzung eines wirklich schwierigen und wichtigen Themas.
„Herz der Finsternis" von Catherine Anyangos und David Zane Meirowitz (Original: J. Conrad): Beste Buch/Roman-Adaption des Jahres.
Leon Schiffer

Hier gibt es weitere Leserfavoriten

Leserfavorit: Das Cover des zweiten Bandes von "Myre".
Leserfavorit: Das Cover des zweiten Bandes von "Myre".

© Splitter

Auch wenn ich Fantasy eigentlich nicht so mag: Der beste deutsche Comic war für mich "Myre" von Claudya Schmidt wegen der großartigen Zeichnungen. Die sind am Computer entstanden, bei einer Signierstunde in Augsburg konnte Schmidt aber zeigen, wie locker sie auch mit Stift zeichnen kann. Dazu war der erste Band auch eine Hommage an den Italo-Western. International bewies "Micky und der verlorene Ozean", dass dieses Klassik-Thema frisch daherkommen kann -- hier als Steampunk.
Ingo Barlovic

Meine Favoriten: "Slaine – Der König" (Pat Mills/Glenn Fabry, Dantes Verlag): Schon die vorhergegangenen Slaine-Alben waren lesenswert, doch stilistisch noch ausgefranst und ohne eindeutige Richtung. Im fünften Band jedoch kehrt der titelgebende Krieger Slaine nach langer Wanderschaft nach Hause zurück und tritt an, König seines Stammes zu werden. Eine Erzählung mit großem epischem Überbau und vielen gut ausgearbeiteten Nebenfiguren nimmt ihren Anfang. Glenn Fabrys Grafik ist atemberaubend, Pat Mills Skript sehr hintergründig und immer mit dem Schalk im Nacken. Man kann Josua Dantes sehr dankbar sein, dass er diesen Schatz nach Deutschland gebracht hat.
"Der freie Vogel fliegt" (Jidi/Ageng, Chinabooks): Die Coming of Age-Story aus China schildert eindringlich, was übertriebener Leistungsdruck mit jungen Menschen anrichten kann. Gleichzeitig korrigiert die Serie unser oft stereotypes, undifferenziertes Bild von China. Die zarte Grafik von Ageng ist bezaubernd schön und die Erzählung von Jidi sehr eindringlich. Für mich die Entdeckung des Jahres.
"Maertens" (Maximilian Hillerzeder, Jaja-Verlag): Maximilian Hillerzeders erste stringente Comicerzählung ist grafisch herrlich verspielt und witzig, vergisst dabei aber nicht, eine Kriminalgeschichte zu erzählen, an der auch Jakob Arjouni seine helle Freude gehabt hätte. Grafisch liegt das irgendwo zwischen Lewis Trondheim und Matt Groening, aber mit eigener, unverwechselbarer Note.
Christian Muschweck

Klare Nummer 1 ist für mich "Die Welt der Söhne" von Gipi! Ein hartes, extrem stimmungsvolles, postapokalyptisches Bild der menschlichen Natur, in grandios-filigranem Schwarzweiß Strich. Zum Niederknien!
Rolf Maidhof

"Poochytown" von Jim Woodring (Fantagraphics) ist ein Comic ohne Worte. Die Comics von Jim Woodring sind mit Worten auch nicht zu beschreiben, etwas ganz Eigenes und immer etwas Besonderes. "Black Hammer" von Jeff Lemire und Dean Ormston ist der unterhaltsamste Mainstreamcomic 2018. In der Veröffentlichung des Splitter-Verlages ein einfach wunderschönes Buch. 
Michael Lauterbach

Meine Favoriten: "Kauboi und Kaktus - Hell is´ im Wunderland" von Christian Schmiedbauer: schöner Strich, witzig, kraftvoll. "Endzeit" von Olivia Vieweg: Sehr gute Geschichte, tolle Charaktere, wunderschön verspielt gezeichnet. Die Dame hat Fantasie. "Pflücke den Tang" von Denis Metz und Beate Kruse: Extrem witzig, hoher Unterhaltungswert, bitte mehr davon
Barbara Seifert

Jason Lutes' "Berlin" ist ein wichtiges und trotz vieler historischer Fehler und Quellenunterschlagungen großartig erzähltes Buch ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit viel Herzblut. Absolut lesenswert. Manu Larcenets "Brodecks Bericht" zählt für mich zu den besten Literaturadaptionen jeglichen Mediums. So ist die Neuauflage im April 2018 mehr als zu begrüßen. Denn selten tauchte ein derartig talentierter und kompromissloser Künstler in seinen Werken so tief in die menschliche Psyche ein. Ted Naifehs "Courtney Crumrin" ist schon als Schwarzweiß-Ausgabe eine der besten und stimmungsvollsten Neuadaptionen mythischer Erzählungen. Als colorierte Version setzt der Comic noch einmal ein paar zusätzliche grafische Highlights. Das sind für mich die interessantesten Veröffentlichungen 2018, auch wenn "Brodecks Bericht" eine Neuauflage darstellt. Larcenets Werke kann man gar nicht genug nachdrucken.
Klaus Janku

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Leserfavorit: Das Startbild von "Kauboi und Kaktus - Hell is' im Wunderland".
Leserfavorit: Das Startbild von "Kauboi und Kaktus - Hell is' im Wunderland".

© Christian Schmiedbauer

Mein persönlicher Lieblingscomic ist der neue Webcomic von Christian Schmiedbauer "Kauboi und Kaktus - Hell is´ im Wunderland". Mich spricht vor allem die ungewöhnliche digitale Collagetechnik, der versteckte Witz (das etwas hinterfotzige :-) - und natürlich das Bayrisch sehr an.
Birgit Hecker

Meine Empfehlung für den besten Comic des Jahres 2018: Die Reihe „Spirou und Fantasio Spezial“ darf für sich in Anspruch nehmen, der Hauptserie „Spirou und Fantasio“ mehr und mehr den Rang abzulaufen. Neben erstklassigen Alben wie „Operation Fledermaus“ oder „Sein Name war Ptirou“ hat daran der Band „Porträt eines Helden als junger Tor“ von Émile Bravo aus dem Jahr 2008 maßgeblichen Anteil. Zehn Jahre später hat Bravo seine Geschichte nun fortgesetzt – und legt mit „Spirou oder: die Hoffnung“ den für mich vielleicht besten, aber bestimmt interessantesten Comic des Jahres 2018 vor. War Spirou im ersten Band schon gezwungen, seine unschuldige Naivität gegenüber dem heraufziehenden Zweiten Weltkrieg abzulegen, so ist er mit dessen Bedrohung nun unmittelbar konfrontiert. Die Handlung spielt nach Kriegsbeginn im Jahr 1940, und im neutralen Belgien erwartet man unsicher die weitere Entwicklung. Spirou als der unveränderte Sympathieträger und Fantasio, der die Gunst der Leserinnen und Leser aufgrund seines kollaborierenden Verhaltens wiederholt auf die Probe stellt, werden vom Handlungsverlauf mehr mitgerissen als diesen selbst beeinflussen zu können. All dies setzt Bravo mit zahllosen Anspielungen auf die belgischen Klassiker Hergé und André Franquin um, um nur die beiden wichtigsten zu nennen. Als Teil 1 beziffert, wird die Geschichte weitergehen. Die Vorfreude darauf ist groß, aber auch die Sorge um die beiden Protagonisten, denen im Kriegsgeschehen sicher noch manches Leid bevorstehen wird.
Noch zwei schnelle Empfehlungen hinterher: Jason Lutes hat es (endlich) geschafft, seine „Berlin“-Serie zu beenden und zeigt ein ergreifendes Panoptikum der Weimarer Gesellschaft auf dem Weg in die Grauen des Nationalsozialismus. Der dritte Band „Miami“ der „Tyler Cross“-Serie von Fabien Nury bietet erneut reinste Hard-Boiled-Kolportage in Brünos einzigartigen Bildern. Mehr davon!
Thomas Kleinebrink

Das Comic-Jahr 2018 war für mich als Comic-Bloggerin richtig toll! Zumindest wenn man Werwölfe mag. Oder gar selbst gern einer wäre, wie die zehnjährige Karen (Emil Ferris: "Am liebsten mag ich Monster"). Na gut, das ständige Klamotten zerreißen bei Vollmond kann auf Dauer auch nervig werden. Würde Gorilla Mike aus "Motor Girl" (Terry Moore) aber auch nie einfallen. Der kann sich ordentlich an- und ausziehen. Viel trägt er meistens aber nicht, ist halt sehr heiß, so weit draußen, mitten in der Wüste. Gut, stylischer als Shorts und Shirt geht es natürlich auch. Fragt mal "Myre" (Claudya Schmidt)! Die furchtlose Fuchsdame hat Nerven aus Stahl und einen Drachen als Freundin. Ohne Hose, aber dafür mit Matrosenjäckchen war schließlich auch Donald Duck "Auf der Suche nach dem Glück" (Lewis Trondheim). Er hat es sogar gefunden... Wenn 2019 so anfängt, wie 2018 aufhört, dann wird das gut. Richtig gut.
Joanna Gawronska aka Heldin in Strumpfhose

„Harley liebt den Joker“ ist eine sehr tolle Miniserie, die der Figur total gerecht wird und durch den Zeichenstil ihre Wurzeln ehrt, dennoch etwas Neues zu bieten hat. Der Comic eignet sich wunderbar für Einsteiger (sowohl in die Figur, als auch in die Comic-Welt), ist für „alte Hasen“ aber genauso empfehlenswert.
Mit „Jessica Jones – Das letzte Kapitel” haben Autor Brian Michael Bendis und Zeichner Michael Gaydos Jessica Jones ein würdiges Ende verpasst. Die Geschichten sind düster und passen eher zum Krimi- bzw. Noir-Genre als dass sie Superhelden-Stories erzählen, was für mich eine schöne Abwechslung bedeutet. Zwar kann es sein, dass sich der eine oder andere am Zeichenstil von Gayados stört, aber für mich passte er wunderbar zu dieser etwas düsteren, etwas eigenartigeren Heldin Jessica Jones.
„Girlsplaining“ bietet kluge Gedanken zu verschiedenen Themen rund um Frauenkörper, Sexualität und Gender, verpackt in einem klugen und ehrlichen Comic. Obwohl der Titel und die Themen das vielleicht suggerieren, ist er keineswegs „nur was für Frauen“, sondern für jeden was!
Nina Pimentel Lechthoff

Folgende Comics haben mir in 2018 am besten gefallen:
1. "Die Saga von Grimr" von Jérémie Moreau. Erzählerisch wie optisch hervorragend: eine eigenständige Geschichte, für deren Hauptperson man sich tatsächlich interessiert, mit tollen Aquarellen der isländischen Landschaft, die eine eigene Rolle in der Geschichte spielt.
2. "Sabrina" von Nick Drnaso. Beklemmend und hochaktuell.
3. "Spirou in Berlin" von Flix. Wahnsinnig detailverliebt, anspielungsreich und flott erzählt.
Andreas Löwer

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Leserfavorit: Das Cover von "Androiden".
Leserfavorit: Das Cover von "Androiden".

© Splitter

Ich habe dieses Jahr zwei aktuelle Comics ins Herz geschlossen:

"Androiden", Band 1, "Wiederauferstehung" von Istin, Millán und Héban, Splitter Verlag. Was der Zeichner Jusús Hervás Millán auf den ersten fünf Seiten des Comics mit seinen atemberaubenden Bildern entstehen lässt, ist eine Welt von morgen, in der man sofort Teil ist, und hofft, das diese wunderbare Geschichte einfach weiter geht, Bild um Bild, Seite um Seite. Man möchte endlos weiter in die Kriminalgeschichte hineingezogen werden, mitkämpfen, mitleiden, mitzittern, mit taffen Ermittlern, `lustigen´ und gefährlichen Droiden und Querverweisen, wo sogar die Fantastischen Vier und Galactus, der Weltenverschlinger, vorkommen 😊 ! Absolut empfehlenswert !
Und "Batman, der dunkle Prinz", zwei Bände, von Enrico Marini, DC Comics. Hier möchte ich ebenso die überragenden Zeichnungen Marini erwähnen; die außergewöhnlichen Blickwinkel auf jede Szene, die Enrico Marini jedesmal findet, die einfach nur Spaß machen und für A-ha-Effekte sorgen und manchmal auch Schwindel, bei den rasanten Luftszenen von Batman und Catwoman, die man apropos, selten so sexy und stark an Laternen und Seilen hat hängen sehen. Und erwähnen möchte ich den absoluten Genie-Streich, den Marini mit seinem Joker gelungen ist: Ein absolut böser Entertainer und Charmeur, dem man aber alle seine `Verbrechen´ nur allzu gerne durchgehen lässt, weil er einfach zu gut auszieht, zu gut gekleidet ist, und einfach zu schlau und witzig ist, für alle! Vor allem witzig und mit einem Humor, wie man ihn vorher noch nicht gesehen hat. Und der sich den Schneid (Achtung, Spoiler!) nur von einem kleinen Mädchen abkaufen lässt 😉). Es lohnt sich, in die zwei großen Einzelbände zu investieren, und nicht in die etwas kleiner Gesamtausgabe, um in den vollen Genuss der Zeichnungen und Farben zu kommen !
René Schacher

Mein Lieblingstitel von 2018 ist "NiGuNeGu" Band 1 von Oliver Mielke und Hannes Radke. Dieses Jahr beim Pyramond-Verlag veröffentlicht und den Max und Moritz-Publikumspreis gewonnen.
Der Comic zeigt auf witzige Weise die Sicht der Männerwelt. Selbst als Frau erkenne ich viele der Situationen und Personen wieder. Es macht einfach Spaß die drei „Freunde“ auf ihrem Weg zu begleiten.
Janine Maisner

Mein "Comic des Jahres" sind eigentlich zwei: "Macerie Prime" und "Macerie Prime: Sei Mesi Dopo" von Zerocalcare. Zerocalcares Comics finde ich sehr berührend. Sie sind politisch, philosophisch, menschlich, voll Empathie und voll groteskem Humor. Leider ist auf Deutsch bisher nur "Kobane Calling" erschienen. "Macerie Prime" und "Macerie Prime: Sei Mesi Dopo" erzählt von einer Gegenwart in Europa, in der die Chancen nichts mit Gerechtigkeit zu tun haben, sondern mit Glück und Zufall. Zerocalcare porträtiert liebevoll eine (seine?) inzwischen erwachsen gewordene Clique. Der werdende Vater, der den Job verliert; die junge Lehrerin, die als Buchhalterin ihre Brötchen verdient; die Trostlosigkeit einer jungen Frau, die an der Seite ihres einfallslosen Partners verblüht. "Macerie Prime" heißt auf Deutsch soviel wie "Erste Verschleißerscheinungen". Grafisch sind die beiden Bände ausdrucksstark in dem für Zerocalcare typischen Stil gezeichnet. In kräftigen Panels und viel Wortwitz zeichnet er präzise nach, wie das Leben von der Sehnsucht bestimmt ist, eine Identität zu haben und mit ihr anerkannt zu werden. Dieses Leben wird von den ökonomischen Bedingungen infrage gestellt. Zu den vielen sympathischen Seiten des Werks von Zerocalcare gehört, dass er sich selbst von seinen Beobachtungen nicht ausnimmt. Das Bild, dass dabei entsteht, ist das des Szenejungen aus dem römischen Stadtteil Rebibbia, der es mit seiner Kunst zu Erfolg und einer Wohnung gebracht hat. Und damit zu der Angst, sich von seinen Freunden und dem Boden zu entfernen, auf dem er groß geworden ist: dem Protest gegen G8 und soziale Ungerechtigkeit. Nicht nur in Rom, wo das MAXXI ihm derzeit eine Sonderausstellung widmet, sondern weit darüber hinaus ist Zerocalcare zum Kultautor geworden. "Macerie Prime" endete mit einem Cliffhanger, sechs Monate später wurden die Leser mit "Macerie Prime: Sei Mesi Dopo" erlöst. Die beiden Bände sind das Porträt einer Generation, die zu Verlierern zu werden droht. Der oft skurrile Kosmos Zerocalcares bildet alle ihre Hoffnungen und Ängste ab. Deshalb versteht man besser, woher politische Entwicklungen nicht nur in Italien kommen, wenn man diese Comics liest.
Christof Baumann

Mein bester Comic dieses Jahr war "Robo und Spätzle" (Mondfähre Eigenverlag). Autoren: Katharina Netolitzky, Christian Schmiedbauer, Sarah Stowasser, Lisa Frühbeis. Er war liebevoll gezeichnet und die Geschichte war total toll.  Ich habe dieses Buch verschlungen. Auch fand ich von Jeff Chi "Das große Wasser" toll. Kaum Text aber atemberaubende Bilder.
Paulina B. ( 11 Jahre alt)

Hier gibt es noch mehr Empfehlungen

Leserfavorit: Das Cover von "Spirou in Berlin".
Leserfavorit: Das Cover von "Spirou in Berlin".

© Carlsen

Mein Favorit ist "Spirou" von Flix. Ein tolles Buch, das einen in das Ost-Deutschland zur Wendezeit entführt, und mit dem man sogar seinen Kindern erklären kann, "wie das damals war". Einfach großartig!
Wolf Wiegand

Der für mich beste Comic in diesem Jahr war "Schattenspringer 3 - Spektralfarben" von Daniela Schreiter. Er gibt Menschen, die sonst mit ihren Geschichten wenig Gehör finden, eine Plattform, sensibilisiert für das Thema und ist künstlerisch fantastisch umgesetzt. Mich persönlich haben die Geschichten zum Teil zu Tränen gerührt.
Mandy Janich

„Vision“ (12-teilige Serie) von Tom King: Brillante Zeichnungen; Tiefgang, Spannung, Gefühl; Handlung, die sich auch für TV-Serie eignen würde - Was bedeutet es, ein Mensch zu sein?
Marco Antretter

Meine Favoriten 2018:
"Berenice": Lukas Jüliger hat die Krone für das Jahr 2018 verdient. Seine Transformation einer 180 Jahre alten Edgar-Allen-Poe Kurzgeschichte in die Welt von Cosplay, Japan Idols und Camgirls ist verstörend schön.
Auch klasse: "Bastard" von Max de Radiguès. Ich war nach einer Seite vollends drin in der rasant erzählten Story, um eine Gangsterbraut und ihren kleinen Sohn Eugene. Das Ding darf 1:1 auf die Kinoleinwand gezimmert werden.
Beklemmend: "Die Spinne von Maschhad" von Mana Neyestani. Basierend auf der Dokumentation 'And Along Came a Spider' von Maziar Bahari, berichtet die Graphic Novel von der gesellschaftlichen Verklärung eines Frauenmörders zum Volkshelden.
Marvin Sadrinna

Meine Vorschläge:
„Vergiss dich nicht“ von Lika Nüssli. Weil: ergreifend persönliche Geschichte über die demenzkranke Mutter der Autorin. Toller Mix von Text, Comics und Illustration.
„Sabrina“ von Nick Drnaso. Weil: selten einen Comic mit so hochaktuellem Thema gelesen.
Giovanni Peduto

Hier meine persönlichen Highlights Comics 2018:
 "Black Hammer" - Splitter: Jeff Lemire schafft hier aus klassischen Bausteinen etwas vollkommen neues zu erschaffen. Die düstere Atmosphäre kombiniert mit den teilweise depressiven Charakteren und den an die Golden bzw. Silver Age erinnernden Helden ist total authentisch, gut geschrieben und sehr stimmig gezeichnet von Dean Ormston.
 "Saga" 8 - Cross Cult: Was kann man hier noch sagen, was noch nicht gesagt wurde. Brian K. Vaughan und Fiona Staples schaffen es weiterhin, mit sehr viel Feingefühl Ihren Epos mit sehr viel verrückter Fantasy und knall harter SciFi zu verschmelzen und gehen dabei sehr sensibel mit Themen wie Abtreibung um. Außerdem schaffen es die beiden weiterhin, für jede Welt, die besucht wird, ein neues Setting zu schreiben, was vor allem durch die knallig-bunten Farben ist richtig zum Leben erwacht.
 "Monstress" 3 - Cross Cult: Marjorie Liu erschafft hier eine ganz neue Fantasy-Welt und verknüpft diese geschickt mit einer Priese Steampunk. Monstress entwickelt sich sehr schnell, was perfekt der Hauptcharaktere Maika Halbwolf auf den Leib geschrieben ist. Eine rasante und actionlastige Fantasy-Geschichte, die es schafft, in bisher nur drei Bänden, eine große Welt mit eigenen Legenden aufzubauen. Highlight sind außerdem die grandiosen Zeichnungen von Sana Takeda, die bisweilen an Manga erinnern können. 
 "Descender" 5 - Splitter: Jeff Lemire schafft es auch hier, ein interessantes Szenario aufzubauen und jedem wichtigen Charakter mit Rückblenden richtiges Leben einzuhauchen. Außerdem sind die Zeichnungen von Dustin Nguyen atemberaubend, manchmal überraschend schlicht und dann wiederum explodierend groß.
 "Low" 4 - Splitter: Rick Remender hat ein gutes Händchen für verworrene Geschichten. Auch bei Low zeigt er wieder, wie man eine gute Geschichte langsam aufbaut und sich langsam auf die Charakter einlässt und sobald man genügend in die Charakter investiert hat, fliegen die Fetzen, schnelle Action, gefolgt von brutalen Cliffhangern, die einen nur nach noch mehr schreien lassen. Der Konflikt der Ideologien ist hier nur noch der Stern auf dem Weihnachtsbaum. Hervorragende Arbeit von Zeichner Greg Tocchini, der sehr gut mit seinen Farben arbeitet und diese perfekt mit dem emotionalen Spektrum des Lesers verwebt.
Bastian Sommerfeld

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Leserfavorit: Das Cover von "Vom Anfang", Band 3.
Leserfavorit: Das Cover von "Vom Anfang", Band 3.

© Carolin Reich

Ich möchte "Vom Anfang" (Band 3) von Carolin Reich vorschlagen, der dieses Jahr erschienen ist. Die ersten beiden Bände waren auch schon hervorragend, und mit jedem Band wird das Niveau noch einmal gesteigert. Es ist ein Action Adventure in einem Fantasysetting mit einer weiblichen Heldin, die eigentlich gar keine sein möchte. Was nichts daran ändern, dass sie mit göttlichen Mächten zu tun bekommt, ihr ein Auftragskiller nachjagt und ein Magier seine ganz eigenen Pläne mit ihr hat. Aber nicht mit Cosima! Die will nämlich ihr Schicksal in ihre eigenen Hände nehmen! Beim Lesen fiebert man mit und ist auf jeder Seite gespannt, wie das mit den ganzen Chaoten weitergeht. Man lacht über absurde Szenen, kaut an den Fingernägeln, in der Hoffnung, das niemand stirbt, und leidet mit, wenn doch etwas nicht nach Plan läuft. Und jetzt hab ich nur von der Geschichte geschwärmt, obwohl das Artwork da ohne Probleme mithalten kann. Vollfarbe, tolle Lichtstimmungen, richtig coole Charakterdesigns und wunderschöne Settings. Außerdem ein fantastischer, visueller Erzählfluss, der einem beim Lesen richtig mitreißt, wenn es Tempo gibt, aber auch Luft zum Atmen gibt, wenn man etwas Zeit zum Nachdenken möchte. Für mich also definitiv einer der besten Comicserien, die man aktuell auf dem deutschen Markt und im Internet findet.
Anja Kast

Meine persönlichen Comics des Jahres 2018 sind bisher die folgenden:
"The Spirit Centenary Newspaper": Dieser Comic im Zeitungsformat erschien ursprünglich im Rahmen des Lakes International Comic Arts Festivals in Kendal, Großbritannien. Das Festival war Ende 2017, den Comic hat es aber erst 2018 bis zu mir verschlagen. Im Rahmen des Festivals wurde ein Comic im Zeitungsformat veröffentlich, in dem verschiedenste Künstler (unter anderem Sean Phillips, Ed Brubaker, Chris Samnee, Sergio Aragones, Peter Milligan, Jason Latour, Becky Cloonan, Bryan Hitch, Michael Cho und andere) kurze Comics zu Will Eisners The Spirit erstellt hatten. Ein wahnsinnig interessanter Comic, vom Format her, vom Gefühl beim Lesen her und von den Beiträgen her.
"The Wild Storm" vol.1 von Warren Ellis und Jon Davis-Hunt: In "The Wild Storm" greift Warren Ellis wieder einmal Themen aus, mit denen er sich besonders gut auskennt und die Figuren hat er ja auch vor vielen Jahren in "Stormwatch" und später "The Authority" verarbeitet. Oder gleich erfunden. Insofern ist das fast eine Art Heimkehr. Dazu kommt, dass "The Wild Storm" einfach funktioniert (sofern man vielleicht ein Fan von Warren Ellis ist). Jedenfalls passen alle Teile wunderbar zusammen.
"Beasts of Burden" vol.1 von Evan Dorkin und Jill Thompson: Der Comic ist eigentlich von 2010, da hatte ich den allerdings verpasst. In 2018 gab es allerdings vom Verlag Dark Horse eine Neuauflage als Taschenbuch. Und was soll ich sagen? Es gibt immer wieder Paare in der Welt der Comics, die passen einfach zusammen. Da kommen Autor und Künstlerin und das Ergebnis um Hunde, die eine Vorortsiedlung vor bösen Mächten beschützen ist so viel mehr. Genau so ein Paar sind Evan Dorkin und Jill Thompson und Beasts of Burden ist einfach ein wundervoller Comic in allen Belangen.
Und jetzt zu den deutschen Veröffentlichungen:
"NiGuNeGu" von Oliver Mielke und Hannes Radke: In NiGuNeGu gehts um den Nice Guy, den Nerd und den Guru. Martin ist der Nerd, Arne ist der Nice Guy und beide haben Probleme mit der Liebe. Bis sie sich einen Guru suchen, einen Mann, der ihnen helfen soll die Liebe zu finden. Oder wenigstens eine Freundin. Daraus entspinnt sich ein unglaublich lustiger Comic und eine Art von Romantic-Bro-Comedy. Schwer zu beschreiben, hat mich aber auf dem Rückweg vom Comicsalon Erlangen, wo ich den Comic "entdeckt" hatte (nachdem er den Max-und-Moritz Publikumspreis bekommen hatte), sehr gut unterhalten.
"Massu Schmiedstochter" von Ines Korth: Neben NiGuNeGu für mich die zweite Entdeckung beim Comicsalon Erlangen. In "Massu Schmiedstochter" erzählt Ines Korth von eben der kleinen Massu, die sich aufmacht ihren Vater zu befreien, nachdem dieser von einem bösen Herrscher verschleppt wurde. Massu muss jetzt also alleine in der Welt klarkommen, schafft es aber, Mut zu behalten und nicht aufzugeben. Eine tolle Figur in auch sehr schönen Zeichnungen.
"Micky und der Verlorene Ozean" von Denis-Pierre Filippi und Silvio Camboni: Die Disney-Hommage-Reihe erscheint schon seit ein paar Jahren und dieses Jahr durfte sich unter anderem "Micky und der Verlorene Ozean" hier einreihen. Eigentlich eine recht gewöhnliche Micky-Maus-Geschichte, ein Abenteuer das auch problemlos im Lustigen Taschenbuch erscheinen könnte mit seltsamen Elementen, schrägen Wissenschaftlern und eben den typischen Abenteuer-Elementen. Wenn das nicht im Steampunk-Stil gemalt worden wäre mit Bildern von Silvio Camboni, an denen man sich nicht sattsehen kann. Bildern, die einen die Kinnlade runterklappen lassen. Und so wird der Vorteil der Hommage-Reihe voll ausgenutzt, indem einfach mal etwas gemacht wird, was es so noch nie bei Micky Maus gab.
"Unschlagbar" von Pascal Jousselin: Der Comic musste mir von meinem Comichändler regelrecht aufgezwungen werden. Und das Cover schwankt auch irgendwo zwischen Unscheinbar und Unterschätzt. Aus eigenem Antrieb hätte ich jedenfalls nicht zu "Unschlagbar" gegriffen. Was für ein Fehler von mir und was für ein Glück, dass ich einen aufmerksamen Händler habe. In "Unschlagbar" erleben wir den namensgebenden Helden Unschlagbar im täglichen Einsatz zwischen Wischmopp und Bösewicht. Und seine Kräfte sind die des Comics, der Panel, der Seiten. Kann man schwer beschreiben, muss man sich angeschaut haben. Es ist faszinierend zu sehen, wie Pascal Jousselin mit den Möglichkeiten, die ein Comic (und eben nur ein Comic) hat, hier spielt.
Lars Sudmann

Anbei eine kleine Auswahl meiner besten Comics 2018:
"Das Land der Juwelen" von Haruko Ichikawa, verlegt von Manga Cult. Der Manga besticht durch seinen skurrilen Zeichenstil. Die Welt ist sehr abstrakt und gibt nur sehr spärlich von sich Preis. Genau das ist aber auch das Faszinierende an der Geschichte. Hervorzuheben ist aber in dieser Fassung vor allem, dass im Japanischen kein Edelstein ein Geschlecht hat. Die Deutsche Fassung hat sich diese Information zu Herzen genommen und konsequent im kompletten Manga das neutrale Pronomen "xier" benutzt. Anfangs noch etwas befremdlich, findet man sich unfassbar schnell ein. Ein gewagter und schöner Schritt in eine neue Sprachentwicklung.
 "To your eternity" von Yoshitoki Oima, verlegt von Egmont Manga. Neben den wunderschön detaillierten Zeichnungen besticht hier die Geschichte eines Wesens, das als Kugel von einem unbekannten Schöpfer auf die Erde geworfen wird um dort Informationen über das Leben zu sammeln. Es kann nicht sterben und jede Form annehmen, die es auf seiner Reise aufnimmt. So wird die Kugel zum Stein, der Stein zu Moos, das Moos irgendwann zu einem Wolf, bis dieser auf einen Menschen Trifft. Die Geschichte ist ruhig erzählt und dreht sich um das Leben doch vor allem auch um den Tod, Einzelschicksale und Gefühle, die zum Teil so delikat verarbeitet wurden, dass es einem jedes Mal von neuem Schwer ums Herz wird.
 "A House Divided" 2 von Haiko Hörnig und Marius Pawlitza, verlegt von Carlsen Comics. Der zweite Teil einer sehr kurzweiligen deutschen Produktion über Henrietta und ein magisches Haus, in dem ein
Krieg tobt. Herzliche Charaktere und Settings, macht Spaß zu lesen.
 "Young Bride's Story" von Kaoru Mori, verlegt von Tokyo Pop. Zentralasien im 19. Jahrhundert. Viele verschiedene Regionen und intensive Liebe zum Detail machen diesen Manga zu einem ganz besonderen Erlebnis. Der Manga ist noch nicht abgeschlossen und braucht aufgrund der opulenten Zeichnungen auch immer eine Weile bis zum neuen Band, ist es aber aufgrund der Bildgewalt allemal Wert.
Marlin Beringer

Das war noch nicht nicht alles - bitte umblättern

Meine Favoritenliste für 2018:
Beste Gesamtausgabe: Pfarr: "Sondermann kommt groß heraus", Carlsen Zum 60. Geburtstag des 2004 verstorbenen Bernd Pfarr bringt Carlsen eine Gesamtausgabe der Sondermann-Folgen aus der Titanic heraus. Zwei edle Riesenbände im Schuber enthalten alle Cartoons und Comics von 1987 bis 2004 chronologisch sortiert, jeweils mit Vorwort, Vorzeichnungen und Skizzen, Anmerkungen und vielem mehr. Eine würdevolle Hommage an einen der größten Meister der Komischen Kunst!
 Bester (ausländischer) Comic: Benjamin Renner: „Der große böse Fuchs“, Avant-Verlag Das definitiv Lustigste auf dem Erlanger Comicsalon 2018! Tierfabel mit grandiosem Slapstick, die sich in ihrer Kinderbuch-Aufmachung sehr bald als Geschichte für Eltern entpuppt, da sie die Schwierigkeiten der alltäglichen Kindererziehung umschreibt. 
Bester Webcomic: Kauboi und Kaktus – Hell is' im Wunderland Christian Schmiedbauer aka Landrömer verbindet seine gezeichneten Protagonisten mit Schwarzweißbildern berühmter Filmszenen und schickt die Helden so durch die Filmgeschichte. Schöne Idee und ästhetisch umgesetzt. Dazu gibt es zu jedem Panel Hintergrund-Infos und den passenden Soundtrack via YouTube-Link.
 Beste Cartoon-Anthologie: Es ziemt sich ja nicht, die eigenen Bücher zu loben, aber dieses Buch sollte wegen seines aktuellen wichtigen Themas überall Erwähnung finden: Denis Metz: „Cartoons gegen Rechts!“, Lappan. 21 Zeichner aus Deutschland und Österreich zeigen Mut gegen Nazis und Rechtspopulismus.
Denis Metz

Absolut unantastbar war dieses Jahr der "Schattenspringer" 3 von Daniela Schreiter (Fuchskind) ! Wir haben den Comic nicht nur gelesen, nein , wir haben ihn schlichtweg Verschlungen. Daniela hat mal wieder gezeigt, das Autismus kein Fehler ist, sondern Eine Begabung!  Diese Comics schaffen es immer wieder das Verständnis für Besondere Menschen zu schärfen.
Der schlichtweg zweitbeste Comic aus 2018 ist für mich "Spirou in Berlin"! Nicht nur das er gut gezeichnet ist, auch die Geschichte dahinter ist sehr amüsant. Dazu noch die genial versteckten Eastereggs des Zeichners. Sehr zu Empfehlen, auch wenn man noch nie in seinem Leben Spirou gelesen hat.
Auch super 2018 war "Nerd Girl",  super gezeichnet und irgendwie total viel Ähnlichkeit mit Mrs.Marvel.  Sarah hat mit Abstand den Max-und-Moritz-Preis für diesen  Comic Verdient!
Nadine Basmer

Webcomic: "Schisslaweng" von Marvin Clifford. Das ist nach wie vor mein liebster Comic weil Herr Clifford es versteht persönlich erlebtes, ob gut oder schlecht, so in Szene zu setzen das es einem auch selbst passiert sein könnte.
Manga: "Is it wrong to try to pick up girls in a dungeon" von Kunieda nach Fujino Omori. Diesen Manag habe ich dieses Jahr beim Gratis-Comic-Tag entdeckt. Mir gefällt das Setting sehr gut. Die Götter haben vor langer Zeit beschlossen, sich auf der Welt der Menschen anzusiedeln. Hier führen sie ein relativ normales Leben, ähnlich dem der Menschen. Die Stadt Orario, in welcher die meisten Götter leben, bietet Zugang zu einem unterirdischen Irrgarten, dem Dungeon. In diesen begeben sich die Abenteurer unter den Menschen um so ihren Lebensunterhalt zu verdienen und beim Kampf gegen die Monster Ruhm und Ehre zu erlangen. Um im Dungeon bestehen zu können, benötigen sie den Segen eines Gottes. Dieser wird gewährt wenn man sich einem Gott anschließt und wird in form eines Tattoos auf dem Rücken besiegelt. In diesem Tattoo ist die Göttliche Energie ähnlich den Charakterwerten in einem Rollenspiel gespeichert und kann auch ähnlich verstärkt (gesteigert) werden. So folgt der Leser dem jungen Helden Bell bei seinem Streifzügen durch den Dungeon und lernt mehr über die Welt, die Götter und deren Verbindungen untereinander kennen.
Comic: "Doctor Who Comics" - diverse Autoren und Zeichner. Als Doctor-Who-Fan ist das eine Möglichkeit, die langen Pausen zwischen den Staffeln im Fernsehen mit neuem Material zu überbrücken.
Uwe Fehling

Und noch mehr Comic-Favoriten aus 2018

Mir haben dieses Jahr sehr die Comics von Marvin Clifford gefallen. Schisslaweng, weil er seinen Alltag so mit den Lesern teilt, aber auch seine momentane Gefühlslage und wie er das verarbeitet. Ich mag einfach auch seinen Zeichenstil sehr. Auch habe ich seinen Comic Lootboy (Fantastic) vor kurzem entdeckt. Ich find es toll, wie er aus anderen Comics bzw. Mangas Charaktere in seine Story eingebaut hat. Mangas mag ich auch sehr. Dieses Jahr verfolge ich mehr "One Piece" online. "Junjo Romantica" lese ich auch gern, aber leider muss man bei diesem lange auf den neuen Band warten. Sonst habe ich dieses Jahr an Manga "Grab der Schmetterlinge" für mich noch gefunden, weil ich bei Mangas auch auf Horror stehe.
Katrin Eichhorn

Zu meinen Favoriten gehören:
Giske Grosslaub: "Obscurus". Obscurus ist eine düster-atmosphärische Geschichte um jemanden, der versucht, geordnete Verhältnisse zwischen der übernatürlichen und der natürlichen Welt zu bewahren. Der Kontrast zwischen Horror und einfühlsamer, ruhiger Darstellung der Charakter hat mich beeindruckt.
Ines Korth: "Massu Schmiedstochter". Ebenso schlicht wie phantastisch kommt diese Geschichte daher: Massu macht sich auf eine weite Reise, um ihren verschleppten Vater wiederzubekommen. Die Fantasywelt und ihre Kreaturen sind erfrischend eigen, der Plot unterläuft allzuoft durchgekaute Stereotypen vom heldenhaften Einzelkämpfer, und Korths Gespür für Farben haucht den Seiten zusätzliches Leben ein und treibt die Handlung voran.
Joris Bas Backer & Nettmann: "Familienjuwelen". Diese autobiographische Sammlung von Comicstrips (ursprünglich über mehrere Jahre in einem Blog gepostet) zeichnet Einzelheiten aus dem Leben einer dreiköpfigen Familie. Frech und offenherzig gewährt sie Einblicke in den Familienalltag und die naheliegenden und schrägen Gedanken der beiden Zeichner.
Jonas Richter

Wie jedes Jahr ist die Entscheidung nicht einfach, daher wieder so ein paar Dinge zur Auswahl:
"Jane", die Adaption des Klassikers Jane Eyre von Charlotte Brontë, ist in ihrer Gesamtheit wohl mein Favorit dieses Jahr. Die Kombination aus Bildern und Geschichte, die Integration der Tatsache, das Jane hier eine angehende Kunststudentin ist und selbst zeichnet, und die emotionale Achterbahnfahrt sind extrem gelungen.
Dann ist da noch "Seven to Eternity" von Remender und Opena, das eine Fantasy Geschichte mit sehr viel Politik erzählt, wo die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen und die Frage, ob Prinzipien mehr wert sind als Menschenleben, aufgeworfen wird.
Ein aufsteigernder Stern am Comichimmel ist sicher Donny Cates, und so sollte auch eine Serie von ihm hier nicht fehlen. Seine Erfindung "Cosmic Ghost Rider" ist so abgedreht wie genial, und die Comics rund um ihn, sei es die Thanos-Serie oder die aktuelle US Miniserie, machen einfach Riesenspass.
Stefan Immel

Ich würde hiermit gerne meine langjährigen Wegbegleiter „Kauboi & Kaktus“ vom wunderbaren Landrömer a.k.a. Christian Schmiedbauer vorschlagen. Die Comics glänzen durch sehr schönen Zeichenstil, kurze und prägnante Dialoge und eine unnachahmliche Art der Hintergründigkeit. Der Zeichner wirft seine beiden Helden in stets wechselnde Welten, wo diese dann auf sehr obskure und immer unterhaltsame Charaktere stoßen bzw. abgefahrene Abenteuer erleben. Aber über Comics reden ist wie Musik malen...seht selbst.... Christian Schmiedbauer räumt mit seinen Kinder- und Jugendprojekten (z.B. mit dem Konzept LogiFox in Augsburg, diversen Schülerzeitungen, Comic-Kursen wie iChance) seit Jahren regelmäßig renommierte Preise ab. Er selbst ist oft nur anderen Zeichnern bzw. Kennern der Szene bundesweit bekannt. Das finde ich sehr Schade. Der Bub muss gepushed werden; gilt natürlich auch für seine beiden extrem liebenswerten Protagonisten!
Paul Häusler

Mein absolutes Highlight 2018 war der Manga "Yamete - Eine Yaoi und Bara-Anthologie", an der auch unbekannte Zeichner und Autoren mitwirken können und dürfen. Die Anthologie hat immer ein bestimmtes Thema, zu dem sich die Künstler dann entsprechend austoben können. Ich finde es besonders toll, dass jeder, der anfragt und sich bewirbt, die Chance hat, eine Geschichte oder Illustration abzugeben und sich dadurch ein bisschen bekannter zu machen. Auch schön finde ich den Manga "Dreamcandy" von Miriam "Tesla" Kaniß in dem es um einen Harpy geht, der erwachsen wird und dabei anderen Kreaturen hilft. Es ist zwar Boyslove, aber einfach schön.
Friederike Raschke

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