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Hundeleben: Eine Szene aus „Mein Freund Toby“.

© Splitter

Hundecomic „Mein Freund Toby“: Kläffer mit Herz

Grégory Panaccione („Ein Ozean der Liebe“) erzählt seinen Comic „Mein Freund Toby“ von einer Freundschaft zwischen Mensch und Tier – ganz ohne Worte.

Erinnern sich ausgewachsene Hunde an traumatische Erlebnisse in ihrer Welpenzeit? Als der streunende Toby einem Jungen auf einer Wiese begegnet, hält dieser ihm ein Stöckchen entgegen. Toby erinnert das dunkel an ein düsteres „früh-welpenhaftes“ Erlebnis mit einem wolfsähnlichen Hund, der einen Stock im Maul trug. Dann kehrt Toby von der Erinnerung wieder in die Realität zurück und läuft dem durch die Luft fliegenden Stöckchen nach.

Der französische Zeichner Grégory Panaccione erzählt seinen Comic „Mein Freund Toby“ (Splitter, 144 S., Hardcover, 19,80 €) über weite Strecken aus Sicht seines agilen Vierbeiners, der an der südfranzösischen Küste alltägliche Abenteuer erlebt.

Schon der Beginn des Buches ist hochkomisch, als Toby eine Kuh mit einem Bäumchen verwechselt und an deren Bein pinkelt. Auf Dialoge verzichtet Panaccione, da Hunde ja bekanntlich weder sprechen noch die Worte von Menschen verstehen können.

Der Zeichner benutzt jedoch Denkblasen, die Tobys instinktive Bedürfnisse und spontane Eingebungen mittels kleiner Symbole und Piktogramme wiedergeben.

Nach der Stöckchenepisode erinnert sich Toby in einer solchen Denkblase an eine blonde Lichtgestalt und rennt freudig nach Hause. Die Lichtgestalt ist sein Herrchen, ein blonder, langhaariger Maler von wuchtiger Statur mit dicken Brillengläsern, der an den jungen Gérard Depardieu erinnert.

Einsamkeit, Selbstmord- und Weltuntergangsstimmung

Der stoische Künstler lebt genügsam mit Toby in einem kargen Landhaus. Auf manische Weise malt er großformatige Gemälde, auf denen auch mal ein Hund als Motiv auftaucht. Toby muntert das eher depressive Gemüt seines Herrchens oft auf, und manchmal fahren die beide zusammen mit der alten Citroen-Ente ans Meer, um zu baden.

Tierisches Trauma: Eine weitere Szene aus „Mein Freund Toby“.
Tierisches Trauma: Eine weitere Szene aus „Mein Freund Toby“.

© Splitter

Grenzenlose Einsamkeit, Selbstmord- und Weltuntergangsstimmung überkommen Toby, als Herrchen ihn mal einen Tag alleine lässt, um seine Bilder zu verkaufen und die Stromrechnung zu begleichen. Der Alltagstrott ändert sich mit dem Auftauchen einer streunenden Katze, die Toby aufgrund ihrer Wehrhaftigkeit in einer Denkblase als „Superkatze“ kategorisiert. Ihr Halsband führt Tobys Herrchen auch zur Halterin, einer Schriftstellerin, die die Katze schon lange vermisst...

Der 1968 geborene Grégory Panaccione hat bereits in mehreren Graphic Novels, wie in seinem Meisterwerk „Ein Ozean der Liebe“ (2014), bewiesen, dass er berührend-komische Geschichten ohne Worte erzählen kann.

„Mein Freund Toby“ erschien in Frankreich bereits 2012. Eine lohnende Entdeckung, denn darin wird auf einfühlsame Weise die zeitlose Geschichte einer Freundschaft zwischen Mensch und Tier vermittelt. Und wohl noch nie wurde ein Comic derart überzeugend aus Sicht eines Tieres erzählt (wenngleich auch die menschliche Seite nicht zu kurz kommt).

Sprechen ohne Worte

Panacciones Linienführung ist locker und spontan, die Panels lesen sich flüssig und die freundlich helle Aquarellierung passt gut zu den Szenen in freier Natur. Tobys Gemütszustand kann der Zeichner anhand von pointierter Körpersprache veranschaulichen, ohne auf gängige Verniedlichungen oder anthropomorphe Schemata zurückzugreifen.

Das Titelbild von „Mein Freund Toby“.
Das Titelbild von „Mein Freund Toby“.

© Splitter

Und mit dem stoischen Herrchen hat er die perfekte Ergänzung zum lebendigen Toby geschaffen. Dessen Denk- bzw. Bellblasen füllt er einfallsreich und je nach Situation mit Alarm-, Fragezeichen oder winzigen Symbolen für bekannte Phänomene („Schnüffeln“ wie Sherlock Holmes, Teufel Katze), sodass sie der Leser auf Anhieb entschlüsseln kann.

Dadurch bekommt der Comic seinen speziellen, komischen wie anrührenden Charakter, der nicht nur Hundeliebhaber verzücken wird.

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