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Stephen King, George A.Romero und Bernie Wrightson - gezeichnet von unserem Autor. Für Komplettansicht auf Plus-Symbol klicken.

© Illustration: Bela Sobottke

Horror-Comic „Creepshow“: Gruselige Zeitreise mit Stephen King, George A. Romero und Bernie Wrightson

Comiczeichner Bela Sobottke huldigt einem gruseligen Klassiker, der jetzt als Comic neu aufgelegt wurde.

Jeder Freund des Horror-Genres bekommt leuchtende Augen bei diesen Namen: Stephen King. George A. Romero. Bernie Wrightson. Der Autor, der Regisseur, der Zeichner. Mir begegneten die Werke dieser drei Horror-Ikonen in prägenden Jahren: „Cujo“ von King, stibitzt aus dem mütterlichen Bücherregal, war meine Initiation, Romeros „Zombie“ eine Offenbarung und Wrightsons Comics häufige Objekte des Studiums.

Nicht totzukriegen: Eine Szene aus „Creepshow“.
Nicht totzukriegen: Eine Szene aus „Creepshow“.

© Splitter

Wäre es nicht grandios, wenn diese Dreifaltigkeit des Horrors, diese Troika des Grusels ein gemeinsames Projekt gemacht hätten? Haben sie! 1982 kam „Creepshow“ in die Kinos, zu dem Stephen King das Drehbuch schrieb, und George A. Romero die Regie führte. Ihr erklärtes Vorbild waren die EC-Horrorcomics der fünfziger Jahre, die damals während der reaktionären McCarthy-Ära in den USA für Aufsehen sorgten und schließlich verboten wurden.

„Creepshow“ ist nicht Romeros bester Film (der kam drei Jahre später mit „Day of the Dead“), aber einer seiner interessantesten: Während King sich bei seinem Episodenfilm inhaltlich auf die EC-Comics mit ihren gesellschaftskritischen, moralisierenden Kurzgeschichten bezog, versuchte Romero, dem auch in der Bildsprache zu entsprechen, verwendete Bild-im-Bild-Kompositionen, Denkblasen, Panelrahmen. Zudem gab es gezeichnete Einleitungen zu jeder Episode, angefertigt von Jack Kamen.

Da lag es natürlich nahe, zusätzlich auch den tatsächlichen Schritt zum Comic zu gehen.

Es gehört zu den ironischsten Kapiteln in der reichhaltigen Geschichte von Interaktionen zwischen den beiden verwandten Medien Film und Comic, dass „Creepshow“, ein auf Comics basierender Film, schließlich den Weg zurück ins Muttermedium fand, grandios umgesetzt von Meisterzeichner Bernie Wrightson.

Bilder wie fürs Museum

Er ist hier voll in seinem Element, erzeugt die effektivsten Gruselbilder mit seinen durchdachten Perspektiven, dem raffinierten Spiel von Licht und Schatten, dem meisterlichen Einsatz von Schraffuren, und der stimmungsvollen Farbgebung.

Eine weitere Seite aus „Creepshow“.
Eine weitere Seite aus „Creepshow“.

© Splitter

Interessanterweise dreht er den im Film ab und zu vorhandenen Klamaukfaktor etwas zurück, vor allem in der Episode „The Lonesome Death of Jordy Verrill“, in der im Film Stephen King höchstselbst komplett überdreht die Hauptrolle spielt. Wrightson betont durch seinen behutsameren Zugang den gesellschaftskritischen Subtext, der bei Romeros Film immer mitschwingt (das ist schließlich seine Spezialität), aber durch den Humor abgeschwächt wird.

Die ersten zwei Seiten der genannten Episode, ein Doppelsplashpanel, sind übrigens so schön, man möchte sie sich an die Wand oder, besser noch, ins Museum hängen.

Opulente Neuausgabe

Wrightson und King arbeiteten noch bei ein paar Buchprojekten zusammen, zum Beispiel an Kings Kalender-Novelle „Silver Bullet“, die Wrightson mit einigen grandiosen Illustrationen veredelte (bei uns vor allem durch die entsprechende Verfilmung bekannt als „Der Werwolf von Tarker Mills“).

Das Titelbild von „Creepshow“.
Das Titelbild von „Creepshow“.

© Splitter

Romero und King setzten ihre Zusammenarbeit 1993 fort bei der Verfilmung von Kings Roman „Stark - The Dark Half“. Hier hatten sich Brüder im Geiste gefunden, alle drei geprägt durch die alten EC-Horrorcomics ihrer Kindheit.

Bernie Wrightson und George A. Romero starben leider beide im Jahr 2017. Auf eine erneute Zusammenarbeit der Horror-Ikonen dürfen wir also nicht hoffen.

Erfreuen wir uns an dem, was wir haben, an der „Creepshow“, die jetzt von Splitter in einer opulenten Neuausgabe veröffentlicht wurde (72 Seiten, 19,80 €). Wir Altfans können sie neben unsere zerfledderte Bastei-Ausgabe stellen, und neue Generationen von Comic-Leser:innen haben nun endlich ebenfalls die Möglichkeit, diesen zeitloser Klassiker zu entdecken.

Unser Autor Bela Sobottke ist Grafiker und Comiczeichner und lebt in Berlin. Er zeichnet blutige Genre-Comics wie das zuletzt erschienene Album „Die Legende von Kronos Rocco“.

Bela Sobottke

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