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Kleiner Schleimer. Auch Saint-Exupérys Kinderbuchheld hat einen Aufritt in „Die dicke Prinzessin Petronia“.

© Illustration: Greve / Avant

Gegenentwurf zu „Der kleine Prinz“: Eine Feministin im Weltall

Katharina Greve hat mit Prinzessin Petronia eine Anti-Heldin geschaffen, die sämtliche Rollenklischees auf den Kopf stellt.

Mit der Lupe sieht man besser. Viel besser als mit dem Herzen. Davon ist Petronia fest überzeugt. Die Cousine des allseits bekannten und beliebten kleinen Prinzen ist übellaunig, rational und hat ein ganz klares Ziel: die Herrschaft über das Universum.

Damit ist sie der krasse Gegenentwurf zur Figur aus Saint-Exupérys Kinderbuchklassiker. In ihrem Fortsetzungsstrip „Die dicke Prinzessin Petronia“, der seit 2015 regelmäßig in „Das Magazin“ und der „taz“ erscheint, hat Katharina Greve ( „Das Hochhaus“, „Hotel Hades“) eine Anti-Heldin geschaffen, die sämtliche Rollenklischees auf den Kopf stellt, die „feministische Cousine des kleinen Prinzen“, wie die Zeichnerin ihre Figur selbst charakterisiert.

Rund 50 Episoden sind nun im Avant-Verlag in Buchform erschienen (104 S, 20 €). Sie zeigen Petronia beim alltäglichen Kampf gegen die Langeweile.

Riskante Raum-Zeit-Reise: Eine Szene aus „Die dicke Prinzessin Petronia“.
Riskante Raum-Zeit-Reise: Eine Szene aus „Die dicke Prinzessin Petronia“.

© Illustration: Greve/Avant

Zwar hat sie von ihren Eltern die Verantwortung für einen eigenen Planeten übertragen bekommen – doch dieser ist winzig und natürlich viel kleiner als der ihres Cousins. Auch wenn sie mit ihrer Lupe ein paar Einzeller entdeckt, so dauert es doch noch rund 3,5 Milliarden Jahre bis die Evolution für einen ebenbürtigen Spielpartner gesorgt haben wird, wie Petronia ernüchtert feststellen muss.

Ein Multifunktionswurm namens Mirco

Damit sie sich in der Zwischenzeit nicht zu sehr langweilt, schenken ihre Eltern ihr zum Geburtstag einen Multifunktionswurm namens Mirco. Dieses universal einsetzbare Haustier ermöglicht auch Raum-Zeit-Reisen, allerdings stellt sich schnell heraus, dass Mirco keinen Orientierungssinn besitzt und sich nach jeder Reise mehrere Tage regenerieren muss.

So strandet Petronia zuerst in einer Telefonzelle am Rande des Universums, dann auf Planet Neun, auf dem es absolut nichts zu sehen gibt und verpasst schließlich die Autogrammstunde von David Bowie, weil Mircos Wurmloch versehentlich in statt auf dem Planeten endete. Zum Glück darf Petronia ihren Zwergplaneten dann doch noch verlassen, muss dafür aber ein Thronfolge-Praktikum bei ihrer Mutter, Königen Petrolia I absolvieren.

Das Titelbild des besprochenen Buches.
Das Titelbild des besprochenen Buches.

© Avant

„Wenn ich ein Junge wär...“

Die einzelnen Episoden sind nicht nur gespickt mit solch inhaltlichen Anspielungen, sie greifen auch grafisch unterschiedlichstes Material auf. Von schematischen Zeichnungen, wie man sie aus Biologiebüchern kennt, über Werbeprospekte und Zeitschriftencover bis hin zu Bastelbögen reichen die optischen Anspielungen.

Sowohl visuelle als auch grafische Pointen sorgen für größtes Lesevergnügen und werden von Katharina Greve genutzt, um sämtliche Rollenklischees, die für gewöhnlich mit einer Prinzessin assoziiert werden, zu brechen.

Petronias besserwisserische und missmutige Art macht sie auf den ersten Blick nicht unbedingt sympathisch. Doch bei näherem Hinsehen handelt es sich um Charaktereigenschaften, die bei Mädchen oft eher negativ besetzt sind, während sie für Jungen positiver beschrieben werden.

Das analysiert auch die Prinzessin selbst: „Wenn ich ein Junge wäre, würde das Universum denken, ich wäre nicht herrschsüchtig – sondern durchsetzungsstark, […] nicht vorlaut – sondern selbstbewusst, nicht altklug – sondern gebildet.“ Trotzdem ist Petronia lieber ein Mädchen als ein Junge – und zwar ein unangepasstes Mädchen, auch wenn das mit zu ihrer Einsamkeit beiträgt.

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