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„Liebes Tagebuch, I hate everything“: Eine Szene aus „Skim“.

© Reprodukt

Frühwerk von Mariko und Jillian Tamaki: Tagebuch einer Wicca-Hexe

Schnoddrig-empfindsamer Teenagerinnen-Ton trifft schwungvoll-expressiven Zeichenstrich: Mit „Skim“ gibt es ein Frühwerk der Cousinen Tamaki jetzt auf Deutsch.

Die kanadischen Cousinen Mariko und Jillian Tamaki haben mit ihrem Comic „Ein Sommer am See“ jede Menge Lob und Preise eingefahren. Unter anderem kürte die Tagessspiegel-Jury die leichtfüßig-tiefschürfende Geschichte über zwei Freundinnen an der Schwelle zum Erwachsenwerden zum besten Comic des Jahres 2015.

Nun ist mit „Skim“ (Reprodukt, Übersetzung Sven Scheer, Handlettering Michael Hau, 144 S., 20 €) ein früheres Gemeinschaftswerk der beiden auf Deutsch erschienen (im Original 2008). Es dreht sich in Form eines Tagebuchs um die 16 Jahre alte Kimberly Keiko Cameron, die eine private Mädchenschule in Toronto besucht.

Kim ist pummelig und wird deswegen ironisch „Skim“ („entrahmt“) genannt. Sich selbst bezeichnet sie als heidnische Wicca-Haxe, hat ein Faible für Tarotkarten und dergleichen – und neuerdings auch für ihre extravagante Englischlehrerin. Alles in allem keine guten Voraussetzungen dafür, Teil einer angesagten Clique zu werden.

Dann bringt die Nachricht vom Selbstmord eines jungen Mannes, dessen Freundin zu den populären Mädchen in Skims Jahrgang zählt, den Highschool-Alltag durcheinander. Skim hat währenddessen mit ihren eigenen Irrungen und Wirrungen zu kämpfen.

„I hate everything“

Autorin Mariko Tamaki hat in „Skim“ einen passenden schnoddrig-empfindsamen Teenagerinnen-Ton getroffen, wie ihr das auch in „Ein Sommer am See“ gelungen ist. Die Erzählung wechselt elegant austariert zwischen Kommentaren in Form von Tagebucheinträgen und Dialogen in Sprechblasen.

Das Titelbild von „Skim“.
Das Titelbild von „Skim“.

© Reprodukt

Das Lettering in lockerer Handschriftoptik passt prima zu Jillian Tamakis schwungvoll-expressivem Strich. In ihren Zeichnungen setzt sie Akzente mit effektvollen Hell-Dunkel-Kontrasten und abwechslungsreicher Seitengestaltung.

Drängen sich auf einer Seite Panels auf schwarzem Grund, steht daneben zum Beispiel eine weiß dominierte Seite, die aus Vogelperspektive eine Schneedecke zeigt, in die Kim gerade die Worte „I hate everything“ gestapft hat. Dazu die lakonische Bemerkung: „Liebes Tagebuch, es schneit.“

Solche Seiten beweisen: Manchmal braucht es keine großen Worte, und es passt dennoch alles.

Barbara Buchholz

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