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Furchtloses Federvieh: Eine Szene aus „Adventure Huhn“.

© Avant

Fantasy-Persiflage: Heroisches Huhn mit Rucksack

Franziska Ruflairs Comic „Adventure Huhn“ ist eine spielerische Fantasy-Hommage mit einer Heldin, die man einfach lieben muss.

Fantasy ist voll von ungeeigneten Helden: Ein kleiner Hobbit soll den Einen Ring zerstören? Ein Bauernjunge das Imperium besiegen? Ein ängstlicher Außenseiter Phantasien retten? Loser und Anti-Helden sind beliebt, also warum nicht gleich die Rolle bewusst fehlbesetzen?

Genau das tut Franziska Ruflair in „Adventure Huhn“ (Avant, 92 S., 16 €): Ja, die Heldin dieser Fantasy-Persiflage ist ein namenloses Huhn, eigentlich der Inbegriff der Feigheit. Genau diese Eigenschaft besitzt es jedoch überhaupt nicht: Das Huhn ist eine Klischee-Heldin wie aus dem Bilderbuch - grundlos motiviert, blind für Gefahren, Logik oder Ironie und dumm wie Brot. Man muss es einfach lieben.

Alte Bekannte: Eine weitere Szene aus „Adventure Huhn“.
Alte Bekannte: Eine weitere Szene aus „Adventure Huhn“.

© Avant

Als wäre das nicht genug, hat das Huhn als heldenhafte Begleiterin – eine Raupe. Keine mit magischen Kräften, nein, eine ganz normale Raupe, die sich nur langsam fortbewegen kann, nicht in der Lage ist, zu kämpfen, und wirklich gar keine Lust auf ein Abenteuer hat.

Genau dies beginnt jedoch, als das Huhn versehentlich den Kokon von Raupe Susan zerstört, die seit 30 Jahren daran erfolglos arbeitet, ein Schmetterling zu werden. Gemeinsam begeben sie sich nun auf die Suche nach neuer Seide und begegnen dabei egozentrischen Frosch-Prinzessinnen, Skat-spielenden Bösewichten und kunstverständigen Monster-Soldaten, die darauf pochen, eine Gleichstellungbeauftragte zu bekommen.

Schülerpraktikum bei der Palastwache

Kein Fantasy-Klischee wird ausgelassen: Das Huhn verrät sich beim Stehlen durch seinen laut gesungenen „Theme-Song“, macht ein Schülerpraktikum bei der Palastwache, es gibt (niemals erläuterte) „Back-Storys“ und am Ende findet eine (gründlich fehlgeschlagene) Königs-Hochzeit statt. Ein anderes Klischee, mit dem Ruflair bricht, sind die Geschlechterrollen: Alle Hauptfiguren sind weiblich, mit Ausnahme eines Stocks, dessen geschlechtliche Einordnung jedoch schwerfällt.

Das Titelbild des besprochenen Bandes.
Das Titelbild des besprochenen Bandes.

© Avant

„Adventure Huhn“ liest sich schnell und vergnüglich, als Parodie zündet der Comic aber nicht wirklich; das gab es alles schon konsequenter („Scheibenwelt“), böser („Donjon“) und lustiger („Shrek“).

So sei die Geschichte auch nicht gedacht, sagt Ruflair: „Es geht nicht darum, dem Genre die Hörner aufzusetzen – vielmehr sehe ich es als eine Liebeserklärung an den Stoff.“ Inspiriert hätten sie Point & Click-Adventures wie „Monkey Island“ oder „Edna bricht aus“, die sich durch ihren schrägen Humor auszeichnen.

Bissige Screwball-Dialoge, knuffige Zeichnungen

„Adventure Huhn“ ist also eher spielerische Hommage als Veralberung und so geht es am Ende – wie in jedem guten Fantasy-Abenteuer – denn auch um die großen Themen: Gut gegen Böse, wahre Freundschaft und Erwachsenwerden.

Die bissigen Screwball-Dialoge und die knuffigen Zeichnungen – allein, dass das Huhn einen Rucksack trägt, ist einfach großartig – machen „Adventure Huhn“ trotz inhaltlicher Schwächen liebenswert. Zum Schluss wird – natürlich – eine Fortsetzung angekündigt, denn: „Hühner wirken auf immer so, als hätten sie eine Mission – als hätten sie nie vergessen, dass sie einmal Dinosaurier waren“, sagt Ruflair.

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