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Gegenspieler. Die Cosplayer Dominik Scheffner als Batman und Ronja Baarts als Harley Quinn auf der Leipziger Buchmesse.

© Sebastian Willnow/dpa

Cosplayer auf der Buchmesse: „Jeder Millimeter selbst gemacht“

Die aufwendig verkleideten Besucher gehören zur Leipziger Buchmesse. Sie sind zusammen mit der Manga-Comic-Con älter geworden.

Batman schwitzt. Draußen peitscht eisiger Wind Schneeflocken an die Glaskuppel des Leipziger Messegeländes, doch dem Superhelden tropft alle paar Sekunden der Schweiß von der schwarzen Halbmaske. Kein Wunder: Das detailgetreue Kostüm, an dem sich Adern und Muskelpakete in engen Strumpfhosen abzeichnen besteht aus Silikon und Schaumstoff, wie Dominik Scheffner stolz berichtet.

Der 24 Jahre alte Berliner hat drei Monate lang an dem Kostüm gefeilt. „Es ist mir sehr gut gelungen“, sagt er. Scheffner ist seit zehn Jahren Cosplayer, gehört zur Szene der Comic- und Manga-Fans, die sich mit aufwendigen Kostümen in ihre Lieblingsfiguren verwandeln - und seit Jahren die Leipziger Buchmesse bunter machen.

Blame! Die Cosplayer Mahkam Khakpour als Killy und Jannik Ehring als Esro auf der Leipziger Buchmesse.
Blame! Die Cosplayer Mahkam Khakpour als Killy und Jannik Ehring als Esro auf der Leipziger Buchmesse.

© Sebastian Willnow/dpa

Seit fünf Jahren haben die Fans ihre eigene Halle auf der viertägigen Bücherschau, die Manga-Comic-Con. Dort hat es Scheffner jedoch nicht lange ausgehalten. Kein Vorankommen, sagt er und winkt ab. Nicht wegen des Gedränges, sondern weil alle ein Foto von Batman wollen. Ein Gespräch mit ihm ist daher schwierig. Alle paar Sekunden fragen Messebesucher, oft gänzlich ohne Kostüm, nach einem Schnappschuss.

Scheffner posiert dann meist mit Harley Quinn, einer knapp bekleideten Dame mit Baseball-Schläger und zwei Zöpfen, einer rot, einer schwarz. Quinn ist im Batman-Universum die Freundin des Gegenspielers Joker. Im echten Leben heißt sie Ronja Baarts und ist die Freundin von Scheffner. „Ich mag ihre abgedrehte Art“, sagt die 19-Jährige über ihre Figur. Sie sei über die Computerspiele zu den Filmen und Comics um Batman gekommen. Quinn verkörpere sie seit vielen Jahren, verfeinere immer wieder ihr Kostüm. In Leipzig sind sie das erste Mal - um Freunde aus der Szene zu treffen, sagen sie.

„Da wurden wir belächelt“

Jonas Blaumann ist hingegen beruflich schon seit Anfang der 2000er auf der Leipziger Buchmesse. Inzwischen ist er Programmleiter bei Egmont, einem Schwergewicht der deutschen Manga-Verlage. Damals waren Comics und Mangas ein kleiner Bereich beim Jugendbuch. „Da wurden wir belächelt“, sagt Blaumann. Oder mit Argwohn betrachtet, weil es schon damals bunt, schrill und mitunter auch laut gewesen sei. Es sei die richtige Entscheidung der Messe gewesen, dem Manga- und Comic-Bereich eine eigene Halle zu geben. „Am Anfang brauchten wir nur den halben Platz, seitdem kommen jedes Jahr Aussteller dazu.“ Ohne die bunte Comicwelt wäre die Leipziger Messe nicht, was sie sei.

Darunter sind viele Comic-Verlage, aber es werden auch Videos gespielt, Sammelkarten getauscht und von Regenschirmen mit Tieraugen über Kuscheltiere bis hin zu T-Shirts allerhand Merchandise verkauft. „Die Manga-Leser sind älter geworden“, sagt Baumann. Vor einigen Jahren habe das Durchschnittsalter bei 12 Jahren gelegen, jetzt eher bei 16 bis 18 Jahren. Die Folge: Die Geschichten werden anspruchsvoller. Aber auch härter und brutaler. 60 bis 70 Neuerscheinungen gebe es pro Monat bei allen Manga-Verlagen. Der Platz für die Hefte sei in den Buchläden in den vergangenen Jahren gewachsen, die Konkurrenz aber auch.

Dystopische Science-Fiction-Geschichten verkauften sich gut, sagt Michael Schuster. Er ist Programmleiter beim Cross-Cult-Verlag. „Die Manga-Leser, die zum ersten Boom vor zehn Jahren Kids waren, sind erwachsen“, sagt er. „Jetzt haben sie mehr Geld, aber lieben immer noch ihre alten Helden.“ Neben den günstigen klassischen Manga-Heftchen verkauften sich daher auch hochwertige Sammel-Boxen gut. Zum Beispiel „Blame!“, die Geschichte von Killy, der sich in einer düsteren Untergrundwelt ans Tageslicht zu kämpfen versucht.

Diesen Killy mimt Makham Khakpour. Der 22-Jährige aus Hamburg ist seit vier Jahren in der Cosplay-Szene, lernte dabei den 21 Jahre alten Jannik Ehring kennen. „Am Anfang waren wir richtig schlecht, Nähen war eine Katastrophe.“ Vor einem Jahr merkten sie: Das Hobby und Basteln geht ganz schön ins Geld, das muss auch anders gehen. Jetzt sind sie Cosplayer im Nebenberuf. Im Auftrag von Verlagen basteln sie Kostüme zu Neuerscheinungen, promoten sie auf Cosplay-Treffen. Vier bis sechs Mal im Jahr, auch in Leipzig. Khakpour zeigt auf seine schwarze Kluft: „An den Wochenenden basteln wir, jeder Millimeter selbst gemacht.“ (dpa)

Franziska Höhnl

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