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Wut und Ausbruch: Eine Szene aus „Kondensstreifen im Kopf“.

© avant

Coming-of-Age-Comic „Kondensstreifen im Kopf“: Teenager, Waschbär & Schlagring

Till Lukat erzählt in seinem Comic „Kondensstreifen im Kopf“ von einem Teenager, der seinen Platz in der Welt sucht.

In den 2000ern kämpft der junge Peter – Hauptfigur in Till Lukats Comic „Kondensstreifen im Kopf“ (avant, 152 S., 25 €) – mit einigen Teenager-Problemen. So wird er von zwei Mitschülern gemobbt, die einen Schlagring haben. Um weiterer Schikane zu entgehen, lässt Peter einen anderen Schulkameraden die Hausaufgaben abschreiben, obwohl er genau weiß, dass sie keine Kumpels sind und er nur ausgenutzt wird.

Waschbären-Alarm: Eine weitere Szene aus „Kondensstreifen im Kopf“.
Waschbären-Alarm: Eine weitere Szene aus „Kondensstreifen im Kopf“.

© avant

Während der Wrestling-Fan nachts manchmal von Hulk Hogan träumt, kapiert er im traumwandlerischen Wachzustand der Ignoranz zudem nicht, dass seine Flamme ihn abserviert hat und längst mit einem anderen Zeit verbringt. Anstatt das zu akzeptieren, verscherzt Peter es sich wegen seiner Uneinsichtigkeit noch mit einer guten Freundin.

Außerdem vermasselt er seine Führerscheinprüfung, weil er als Einziger sieht, wie ein Waschbär auf die Straße und vors Auto rennt, und eine Vollbremsung macht. Da kommt es natürlich sehr ungelegen, dass ihm jemand kurz darauf das Fahrrad klaut.

Und so kann es schon mal passieren, dass Peter vor lauter Wut und Frust eine Fensterscheibe zerschlägt. Seine Eltern finden allerdings eh genügend Gründe, um zu streiten, und Peter flüchtet am Liebsten zum heimlichen Rauchen aufs Dach.

Der 1991 in Berlin geborene Till Lukat, der Illustration und visuelle Kommunikation studierte, ist Comiczeichner und Illustrator. Eine Zeitlang lebte er mit einem Wohnwagen in Portugal, seit 2020 wohnt er auf einem Hausboot im Hafen der englischen Stadt Bristol.

Man muss nur durchhalten

Sein Portfolio sieht ähnlich international aus, mit Kurzgeschichtenveröffentlichungen in „Strapazin“, „Le Monde Diplomatique“ und anderen bekannten Publikationen.

Zu Rauchen aufs Dach: Eine Seite aus „Kondensstreifen im Kopf“.
Zu Rauchen aufs Dach: Eine Seite aus „Kondensstreifen im Kopf“.

© avant

Sein Comicroman „Kondensstreifen im Kopf“ ist eine typische Coming-of-Age-Geschichte, sieht man einmal von den Verstrickungen durch den unberechenbaren Faktor Waschbär ab. Doch viel wichtiger ist, wie authentisch und greifbar sich Peters Erlebnisse und Emotionen anfühlen. Innerhalb der üblichen Parameter dieser Art Erzählung realisiert Lukat eine überzeugende Story um einen Teenager, der seinen Platz in der Welt sucht.

Das Titelbild von „Kondensstreifen im Kopf“.
Das Titelbild von „Kondensstreifen im Kopf“.

© avant

Das Titelbild der Graphic Novel – nicht die glücklichste Wahl – lässt stilistisch einen ganz anderen Comic vermuten. Die ansprechenden Innenseiten präsentieren sich erfreulicherweise weit illustrativer. Das liegt am klaren und gekonnten Strich, dem guten Gespür für das grafische Erzählen und einem zurückhaltenden Dreifarben-Konzept der starken Sequenzen.

All das ergibt keinen bahnbrechend innovativen, jedoch handwerklich sehr gut inszenierten Coming-of-Age-Comic, der wohl nicht zuletzt sagen will: Manche Teenager-Probleme sind so verwirrend wie kreuzende Kondensstreifen am Himmel, am Ende lösen sie sich aber einfach auf – man muss nur durchhalten.

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