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Darwyn Cooke auf einem Foto aus seinem Blog.

© Privat

Comiczeichner: Der letzte Rebell: Darwyn Cooke (1962 - 2016)

Seine Sicht auf Superhelden war düster und zugleich romantisch, voller Sehnsucht nach positiven Heldenfiguren. Mit 53 Jahren ist der Künstler nun an Krebs verstorben.

Wo kam der denn her? Als im August 2000 der Batman-Band „Ego“ erschien, geschrieben und gezeichnet vom damals bereits 39-jährigen Kanadier Darwyn Cooke, war das eine komplette Überraschung. Die Zeichnungen waren offensichtlich am Zeichentrickfilm geschult, der Schreibstil schien von den hard-boiled Amerikanern Dashiell Hammett und Raymond Chandler beeinflusst. Was für eine Kombination! Und warum war da noch niemand vor ihm drauf gekommen?

Darwyn Cookes echtes Comicdebüt, eine Kurzgeschichte in einem Try-Out-Heft, war bereits 1985 erschienen. Aber ökonomischer Druck zwang den jungen Mann in eine Karriere als Produktdesigner und Artdirector im Verlagsgeschäft. Anfang der 90er Jahre versuchte er erneut sein Glück im Comicbusiness und geriet an den Zeichner und Regisseur Bruce Timm, dessen Meisterschüler Cooke wurde. Zehn Jahre lang arbeitete er an Zeichentrickserien wie „Batman“ und „Superman“.

Starke Frauenfiguren waren sein Markenzeichen

Dann ging es Schlag auf Schlag: Zusammen mit Ed Brubaker schuf Cooke eine zeitgemäße Neuinterpretation von Batmans Feindin Catwoman. Der erste Paukenschlag war die Miniserie „New Frontier“ (auf deutsch als „Neue Horizonte“ erschienen) und der dazugehörige Spielfilm im Frühjahr 2004, in denen die Helden des DC-Universums eine neue Geschichte verpasst bekamen.

Cookes Sicht auf die Welt der Superhelden war beides: beißend realistisch, düster, mit durchaus brutalen Szenen, aber eben auch romantisch, voller Humor und der Sehnsucht nach positiven Heldenfiguren. „Old school“, eben. Dies war wohl auch ein Grund, warum der in Toronto geborene Künstler in Europa niemals so aufschlug, wie in den USA, wo er schnell zum „Modern Master“ ernannt wurde.

In Jagdlaune: Ein Porträt der Hauptfigur von "Parker".
In Jagdlaune: Ein Porträt der Hauptfigur von "Parker".

© Illustration: Darwyn Cooke / Promo

Zu seinem Markenzeichen wurden dabei seine starken Frauen, die immer so aussahen, als würden sie die klassischen sexy Pin-Ups der 50er mit einem Augenzwinkern parodieren und sich über das dumpfe Machotum ihrer männlichen Gegenspieler liebevoll lustig machen. Den Michelangelo-Realismus eines Zeichners wie Neil Adams bezeichnete Cooke als „eine der schlechtesten Sachen“, die der Industrie passieren konnten. Er selber bevorzugte immer eher am Cartoon geschulte Zeichner wie Alex Toth und Jack Kirby.

Zehn Mal gewann Darwyn Cooke in den letzten 16 Jahren einen der renommierten Eisner Awards, kein Wunder also, dass er es war, der nach dem Tod von Will Eisner dessen Serie „The Spirit“ weiter führen durfte. Doch nach einem Jahr überwarf er sich mit dem Verlag, der ihm kreative Freiheit garantiert hatte, den Vertrag aber nicht einhielt.

Er adaptierte die "Parker"-Romane von Richard Stark

Und Cooke, „the last of the Independents“, der letzte Rebell der Comic-Industrie, ein Mann, der schon immer lieber an guten Kurzgeschichten gearbeitet hat, als an mittelmäßigen „graphic novels“, stürzte sich auf sein nächstes, sein größtes Projekt: Sechs der legendären „Parker“-Romane des Krimiautoren Richard Stark (d.i. Donald E. Westlake) wollte Cooke in Comicform adaptieren. Komplett Retro, Schwarz-weiß mit Schmuckfarbe, kompromisslos hart. Vier Stück hat er geschafft, zwei davon sind auch auf deutsch erschienen, bevor der Krebs, der plötzlich und aggressiv auftrat, Darwyn Cooke in der Nacht zu Sonnabend besiegte, wie seine Familie jetzt in einem Statement mitteilte.

Darwyn Cooke wurde nur 53 Jahre alt. Aber er hat diese verdammt kalte Welt ein kleines bisschen wärmer gemacht.

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