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„Mortadelo y Filemón“ - so heißen Clever und Smart im Original. Hier eine Szene aus Band 2.

© Carlsen

Comicserie „Clever & Smart“: Die Chaos-Agenten

Vor 60 Jahren begann die Erfolgsgeschichte von „Clever & Smart“. Bis heute verblüfft die Serie mit Tempo und surrealem Witz. Jetzt wird sie neu aufgelegt.

Aus dem Alltag zweier Agenten: Wenn Fred Clever mal wieder Mist gebaut hat, bekommt sein Kollege Jeff schon mal einen cholerischen Wutanfall – und Fred macht die Flatter: Kurzerhand verwandelt er sich in einen Schmetterling (mit langer Nase und Brille), der den Schlägen Jeffs ausweichen kann.

Eine häufig wiederkehrende Situation aus dem Comic „Clever & Smart“, nur wechselt dabei die Verkleidung des sonst hochgewachsenen, glatzköpfigen Fred Clever, dessen schwarzer Bestatteranzug bis unter die Ohren reicht. Jeff Smart hingegen trägt stets weißes Hemd und Fliege und kann immerhin mit zwei Haaren über der Stirn auftrumpfen.

Francesco Ibáñez war eigentlich Bankangestellter

1958 hatten „Mortadelo y Filemón“, wie sie im Original heißen, ihren ersten Auftritt im spanischen Comicmagazin „Pulgarcito“, damals noch als Privatdetektive englischen Stils. Bald jedoch machte ihr Schöpfer Francesco Ibáñez aus ihnen Geheimagenten des „Trans-Internationalen Agentenrings“ T.I.A., eine Anspielung auf die CIA und bekannte Film-Agentenserien.

Ibáñez war Bankangestellter und zeichnete nebenbei Comics, doch schon ab 1957 konnte er von seiner Leidenschaft leben. „Clever & Smart“ ist nur eine von vielen humoristischen Serien, die er erdachte (u.a. „Tom Tiger & Co.“, „Mein Gott, Walter“), jedoch eindeutig sein größter Erfolg: rund 200 Alben sind bis heute erschienen. In Spanien zählen die beiden liebenswerten Chaoten schon lange zum Kulturgut.

Eine Szene aus Band 1 der Neuauflage.
Eine Szene aus Band 1 der Neuauflage.

© Carlsen

In den 70er Jahren eroberten sie auch Deutschland – in der Zeitschrift „Felix“ hießen sie „Flip und Flap“, parallel startete der Condor Verlag eine erfolgreiche Albenreihe unter dem Namen „Clever & Smart“. Nun wird (nachdem das Duo in Deutschland seit den 90ern in Vergessenheit geriet) diese vom Carlsen Verlag mit überarbeiteten Dialogen neu aufgelegt.

Zu Beginn jeder Story werden Clever & Smart von ihrem Chef Mister L ins Hauptquartier gerufen. Ein Running Gag besteht darin, dass L zu geizig ist, um seinem Team vernünftige Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen, weswegen sie sich in überfüllte Straßenbahnen reinquetschen müssen oder Luxuslimousinen fahren dürfen, die sich im nächsten Panel als primitiv verkleidete Tandems entpuppen. Ihnen zur Verfügung steht der T.I.A.-Erfinder Dr. Bakterius, dessen Gimmicks mehr Schaden anrichten als von Nutzen sind.

Inspiriert von Laurel und Hardy, Tom & Jerry und Road Runner.

In Band 2 „Wir bringen Nachschub für den Knast“ jagen die Super-Agenten ein ganzes Dutzend Gangster mit skurrilen Fähigkeiten. Die dünnen Plots sind jedoch nur Aufhänger für eine Abfolge sich überschlagender Missgeschicke und brutaler Hau-Drauf-Gags. Fred Clevers Verwandlungskünste stellen kleine Highlights dar: um „unterzutauchen“, kann er jede denkbare Form annehmen, etwa als Spinne davonkrabbeln oder sich als Straßenlaterne tarnen. Die Naturgesetze werden außer Kraft gesetzt.

Das Cover des dritten Bandes der Neuauflage.
Das Cover des dritten Bandes der Neuauflage.

© Carlsen

Der immer noch aktive Zeichner Ibáñez ist, wie er selbst sagt, von der Slapstick-Komik des Duos Laurel und Hardy beeinflusst, sowie von amerikanischen Zeichentrickfilmen der 40er-/50er-Jahre wie „Tom & Jerry“ oder „Road Runner“.

Bis heute verblüfft die „Clever & Smart“ eigene irre Geschwindigkeit in der Aneinanderreihung visueller Gags, die surreale Qualitäten hat und weder seinen Helden noch den Lesern Zeit zum Luft schnappen lässt.

Francesco Ibáñez: Clever & Smart, Neuauflage, Carlsen, bislang drei Bände, jeweils 48 Seiten, 9,99 €

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