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Hereinspaziert: So könnte das Comicmuseum nach einem Entwurf des Architekt Denys Kovalenko aussehen.

© Denys Kovalenko

Comicmuseum Erlangen: Ein Haus für den Comic

Ein Verein macht sich für ein Comicmuseum in Erlangen stark. Zwei Räume hat er schon, zum Comic-Salon gibt’s dort eine Ausstellung.

Hinter dem verglasten Sockel des Gebäudes gibt es eine Bibliothek und ein Geschäft für Comics und Zeichenbedarf, in den darüber liegenden vier Etagen befinden sich hinter den weißen Fassaden große Ausstellungsräume sowie Künstlerateliers, Seminarräume und Lesebereiche. Imposant sieht es aus, das fünfgeschossige Comicmuseum in Erlangen.

Einer der von Denys Kovalenko entworfenen Ausstellungsräume.
Einer der von Denys Kovalenko entworfenen Ausstellungsräume.

© Denys Kovalenko

Im Moment ist es allerdings nicht mehr als eine Fantasie. Die hat der Architekt Denys Kovalenko vor zwei Jahren im Rahmen seiner Masterarbeit für Architektur an der HTW Saar entwickelt. In einem Video stellt er das Projekt mit zahlreichen Bildern und Animationen so anschaulich vor, dass man fast meinen könnte, es sei schon Realität.

Wenn es nach Lisa Neun und ihren Mistreiter:innen geht, soll der Traum eines Tages Wirklichkeit werden. Die Informatikerin und Comiczeichnerin ist die Erste Vorsitzende des Vereins Comicmuseum Erlangen. „Die Zeit für so ein Museum ist reif“, sagt sie. Die 59-Jährige steht in einem ehemaligen Laden in der Altstadt von Erlangen, der seit zwei Jahren als Aktions- und Schauraum des Vereins dient.

Die rund 90 Quadratmeter große Fläche, aufgeteilt in zwei Räume, soll einen Vorgeschmack vermitteln auf das, was ein Comicmuseum in jener Stadt bieten könnte, die durch den seit 1984 stattfindenden Internationalen Comic-Salon für viele Menschen als die Hauptstadt des deutschen Comics gilt.

Lisa Neun hat sich vor vier Jahren mit anderen Menschen aus Erlangen und Umgebung zusammengetan, denen der Comic am Herzen liegt, darunter die Comiczeichner Michael Jordan, der zum Team der Comic-Salons gehört, und Ralf Marczinczik, der während des Comic-Salons ein sehr populäres Seminar für den zeichnenden Nachwuchs veranstaltet und Zweiter Vorsitzender des Vereins ist.

„Wir müssen was machen, sonst passiert nie was“

„Wir haben uns gesagt: Wir müssen was machen, sonst passiert nie was“, sagt Lisa Neun beim Treffen im Aktions- und Schauraum. Hier hat der Verein in Zusammenarbeit mit Partnern wie dem Comicsalon in den vergangenen Jahren einige Ausstellungen gezeigt, diese Woche kommt eine weitere hinzu: Die „Känguru-Comics“ von Marc-Uwe Kling und Bernd Kissel, präsentiert vom Erika-Fuchs-Haus – dem 2015 eröffneten Comicmuseum in Schwarzenbach an der Saale - und dem Carlsen-Verlag. .

Lisa Neun im Ausstellungsraum des Vereins Comicmuseum Erlangen.
Lisa Neun im Ausstellungsraum des Vereins Comicmuseum Erlangen.

© Lars von Törne

„Wir sind weit gekommen, dafür, dass wir eine so dünne Personaldecke haben“, sagt sie. In zahlreichen öffentlichkeitwirksamen Aktionen haben sie auf ihr Projekt aufmerksam gemacht, prominente Comicschaffende wie Flix und Olivia Vieweg haben mit Zeichnungen dafür geworben, es gibt seit 2019 ein virtuelles Museum, in dem Besucher am Computer durch digitale Räume spazieren können, in denen Arbeiten von Zeichner:innen wie Katja Klengel, Katharina Greve, Tobi Dahmen oder dem Cartoonzeichner Joscha Sauer zu sehen sind.

[Ausstellung: Marc-Uwe Kling und Bernd Kissel – Die Känguru-Comics, 16.-19. Juni, Aktions und Schauraum des Comicmuseums Erlangen e.V., Schiffstraße 9, 91054 Erlangen, Do 12-19, Fr/Sa 10-19, So 10-18 Uhr.]

Und es gibt – zumindest bis Ende dieses Jahres – den Schauraum in der idyllischen Altstadt von Erlangen. Die Mietkosten dafür kann der Verein dank einer Erbschaft tragen, die ein Comicfan dem Projekt gestiftet hat. Für einzelne Ausstellungen gibt es Projektzuschüsse, die Stadt Erlangen – die auch Trägerin des Internationalen Comic-Salons ist - unterstützt den Verein gelegentlich, indem die Arbeitsleistung beim Aufbau von Ausstellungen übernommen wird.

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Alles, was Lisa Neun und die anderen knapp 50 Vereinsmitglieder darüber hinaus in das Projekt an Zeit und Energie stecken, ist ehrenamtlich. „Langfristig brauchen wir einen Träger und die Finanzierung einer festen Kraft für das Projekt“, sagt sie.

Wie so ein Museum praktisch aussehen soll, ist im Moment noch der Fantasie überlassen. Vielleicht so, wie es der Architekt Denys Kovalenko in seiner Simulation entworfen hat, vielleicht aber auch ganz anders. „Es sollte Platz haben für eine große Sammlung von Originalen, für Dauer- und Sonderausstellungen, für eine Bibliothek“, sagt Lisa Neun. Dabei solle die ganze Bandbreite der Kunstform repräsentiert werden, von westlichen Comics bis Manga, dazu auch Cartoons und Animationskunst.

Im Aktions- und Schauraum zeigt der Verwein wechselnde Ausstellungen.
Im Aktions- und Schauraum zeigt der Verwein wechselnde Ausstellungen.

© Lars von Törne

Wo in Erlangen sich so etwas realisieren ließe? Die Stadt hat vor einigen Jahren das Museumskarree für das Stadtmuseum und dessen Erweiterung gekauft, berichtet Lisa Neun. Das aus mehreren historischen Gebäuden bestehende Areal soll nach und nach als Veranstaltungs- und Ausstellungsort ausgebaut werden. „Ein Traum wäre, da mit unterzuschlüpfen.“

Hier finden Sie weitere Tagesspiegel-Artikel über Erlangen, aktuelle Comics und Ausstellungen, die auf dem Comic-Salon präsentiert werden:

Jetzt freut Lisa Neun sich erstmal auf den Comic-Salon, wie es neben der Känguru-Comic-Ausstellung im Schauraum des Vereins auch Einblicke in das Museumsprojekt und das Vereinsarchiv geben soll, dazu eine Leseecke mit Comics, einige Originale von Marvel- und DC-Comics sowie ein großes Bierdeckelzeichnen, bei dem sich Comicschaffende Pappuntersetzer zu Kunstwerken machen.

„Wir sind ein kleiner Verein“, sagt Lisa Neun, „aber wir gehen mit Mut an die Sache – und es macht noch Spaß.“

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