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Der Stoff, aus dem die Träume sind: Superman-Stoffballen im Schaufenster eines Geschäfts in Toronto.

© Lars von Törne

Comic-Ikone: „Nichts für ungut, Supie, alles Gute zum Geburtstag!“

Nur wenige Figuren prägten die Popkultur so sehr wie Superman, der vor 75 Jahren seinen ersten Auftritt hatte: Neun Comicautoren erzählen, was sie an dem Helden fasziniert – und was sie an ihm gar nicht mögen.

Am 18. April ist es genau 75 Jahre her, dass die neue Comicreihe „Action Comics“ an die amerikanischen Kioske kam, auf ihrem Titel ein kostümierter Hüne, der ein Gangster-Autor in die Luft hebt und gegen einen Felsen rammt: Supermans erster Auftritt. Die von Joe Shuster und Jerry Siegel geschaffene Figur wurde zur Ikone, ebnete dem Medium des Comic-Hefts den Weg und prägte die Unterhaltungsindustrie bis in die Gegenwart. Im Sommer fügt der Hollywood-Film „Man of Steel“ der Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzu – einen neuen Trailer gibt es unter diesem Link zu sehen. Wir haben deutschsprachige Comiczeichner gefragt, welche Bedeutung die Figur für sie einst hatte oder noch hat. Hier die Antworten als Auftakt zu einer Reihe von Superman-Artikeln, die in den kommenden Wochen auf den Comicseiten des Tagesspiegels veröffentlicht werden. (lvt)

„Supermans Stärke und sein mutiger Kampf für das Gute haben mich als Kind schwer beeindruckt. Ich habe ihn oft gezeichnet. Ich wollte sein wie er. Doch irgendwann habe ich begriffen, dass Superman ein Außerirdischer ist, ich also nie so sein würde können wie er. Ich habe aufgehört ihn zu zeichnen und mich den „Losern“ wie Batman, Gaston und Donald Duck zugewandt. Und noch heute finde diese Figuren reizvoller.“
Flix
(Flix ist der Autor von „Don Quijote“, „Da war mal was…“ und vieler weiterer Comics - und er zeichnet alle vier Wochen einen Sonntags-Strip für den Tagesspiegels. Hier findet sich seine Website mit immer wieder neuen Strips)

„Für mich repräsentiert Superman den Wunsch der Menschen immer das Gute, bzw. „das Richtige“ zu tun. Deswegen geht er mir auch oft auf den Keks. Immer dieses Vor-einem-Rumtanzen, wie viel toller er ist, als wir alle. Aber was gut ist, war, dass sein Erfolg viele andere Superhelden hervorgebracht hat. Und da sind viele dabei, die zum Glück nicht so perfekt sind, wie er.“
Sarah Burrini
(Sarah Burrini ist unter anderem die Autorin des Comicstrips „Das Leben ist kein Ponyhof“, von dem in Kürze ein zweiter Sammelband erscheint und dessen neue Folgen stets hier zu finden sind)

„Mein erster Superman-Comic ist genau so alt wie ich. Mein Bruder bekam ihn 1975 geschenkt, und sowie ich meine Geburt verkraftet und genug Grips beisammen hatte, um dieses auf dünnem Papier gedruckte und in schnörkelloser Helvetica geletterte Kleinod zu schätzen zu wissen, riss ich es mir unter den Nagel. Es befindet sich bis heute in meinem Besitz, vergilbt, geknickt, zerfleddert. In diesem Heft rettet Superman die Verlobte eines kauzigen Seebären namens Käpt'n Strong aus den Klauen eines Carnox genannten extraterrestrischen Neandertalers. Außerdem prügelt er sich mit seinem obligatorischen Erzfeind Lex Luthor, weil dieser Superman skalpieren will, um dessen Skalp als Toupet zu verwenden. Das Heft würden viele Leser von heute als hoffnungslos veraltet abtun, aber ich vermisste den pulpigen Charme und die klassisch-zeitlosen Zeichnungen von Curt Swan in den späteren Superman-Comics. Richtig beeindruckt hat mich Superman dann wieder 1989, als die deutsche Ausgabe von Frank Millers einzigartigem „Die Rückkehr des dunklen Ritters“ erschien. Bei Miller führt Superman als Söldner im Dienst von Präsident Reagan Krieg gegen die Sowjets, und wird schließlich von Batman mit Hilfe von grünem Kryptonit, schmutzigen Tricks und knochensplitternder Brutalität verprügelt. Diese Zerrissenheit, dieses grandiose Scheitern unseres archetypischen primärfarbigen Superhelden hat mir gut gefallen. Nichts für ungut, Supie, und alles Gute zum Geburtstag!“
Bela Sobottke
(Bela Sobottke ist der Auto von „Krepier oder Stirb“, „König Kobra“ und anderen Comics, seine Website findet sich hier)

Premiere: In diesem Heft hatte Superman 1938 seinen ersten Auftritt.
Premiere: In diesem Heft hatte Superman 1938 seinen ersten Auftritt.

© Promo

„Als 10-Jähriger hab ich einige Zeit Superman-Hefte gesammelt. Mein älterer Bruder sammelte Batman. Batman war eindeutig cooler, aber deshalb eben schon vergeben. Also blieb mir nur Superman für mich. Die Geschichten selbst hab ich eher überflogen. Batman hatte auch die besseren Zeichner. Mein Bruder hat auch Aquaman gesammelt. Da blieb für mich nur die Grüne Leuchte. Auch kein Höhepunkt der Comickunst. Dann hab ich Gotlib entdeckt, und die Superhelden waren Geschichte. Sonst hab ich eigentlich wenig Bezug. Die Verfilmung mit Gene Hackman hab ich noch gesehen, aber die war überlang. Die alten Supermancover aber find ich immer noch interessant zum Anschauen. Über die literarische Qualität kann ich aber wenig sagen.“
Nicolas Mahler
(Nicolas Mahler ist der Autor von „Alte Meister“, „Alice in Sussex“ und zahlreichen anderen Comics, darunter auch der Superhelden-Persiflage „Engelmann“. Seine Website findet sich hier)

„Superman, und überhaupt die amerikanischen Superhelden waren nie so mein Ding. In den frühen 1970ern bin ich schon auf Underground-Comics abgefahren und die Super-Marvel-Bande gefielen mir nicht, zu sehr "Das Gute siegt", wobei unter Gut natürlich Law & Order zu verstehen waren, zum Teil kamen sie mir recht faschistoid vor. Generell waren sie mir zu „strange“ und gingen an allem vorbei, was mich damals interessiert hat, und das war eben der Aufstand gegen die Spießermoral, gegen Kriegs- und Faustrecht-Ideologie usw.“
Gerhard Seyfried
(Gerhard Seyfried hat neben zahlreichen Romanen unter anderem die Comics „Wo soll das alles enden“, „Invasion aus dem Alltag“ und „Flucht aus Berlin“ geschrieben und gezeichnet, seine Website findet sich hier)

„Mit Superman konnte ich noch nie was anfangen - nicht mal als Kind. Nicht als Comic, nicht als Film. Diese Superhelden blieben mir immer fremd, einzige Ausnahme war Batman in den Tim Burton Verfilmungen. Der Hulk war ok gebaut, aber zu grün."
Ralf König
(Ralf König ist der Autor von „Der Bewegte Mann“, „Elftausend Jungfrauen“, einer Bibeltrilogie du vieler weiterer Comics, seine Website findet sich hier)

Universales Symbol: Eine junge Frau mit Superman-Shirt auf dem Bangkoker Songkran-Festival.
Universales Symbol: Eine junge Frau mit Superman-Shirt auf dem Bangkoker Songkran-Festival.

© dpa

„Superman ist für mich der erste Superheld, an den ich mich bewusst erinnern kann. Als Kind war ich total fasziniert von dieser Figur und bin es bis heute irgendwie immer noch. "Irgendwie" deswegen, weil Superman im Vergleich zu anderen Superhelden eigentlich keine Schwächen hat, weder als Held noch als normaler Mensch. Dennoch haben Siegel und Shuster damals etwas Besonderes geschaffen, das bis heute Bestand hat. Und womöglich kann dieses Phänomen niemand so richtig erklären, was es nur um so faszinierender macht.“
Tomppa
(Tomppa ist der Autor der in Berlin spielenden Superhelden-Reihe „Der Engel“, in Kürze startet in den USA die von ihm gezeichnete Reihe „The Counselor“ - mehr auf seiner Website)

„Superman und seine ganzen späteren Kollegen hatten nie einen großen Einfluss auf mich. Ich meine, sie haben diese Superkräfte und sind unverwundbar, aber wie will man denn damit Drama in eine Geschichte bringen ? Also muss man sich eine Art neuen mythischen Olymp ausdenken, wer jetzt stärker ist als wer und unter welchen Umständen doch nicht ganz so unverwundbar ist, aber in den Massen der wie am Fließband produzierten verschiedenen Heftreihen geht irgendwann jede Logik verloren. Obelix ist am Prinzip auch eine Art Superheld, aber Goscinny hat es seinen Abenteuern geschafft, dass es um mehr als unendliche Muskelkraft geht. Zumindest taugen Superman & Co. als Parodie, falls sie das nich eh immer auch schon waren.“
Mawil
(Mawil ist der Autor von „Action Sorgenkind“, „Wir können ja Freunde bleiben“ und anderen Comics - und er zeichnet alle vier Wochen einen Sonntags-Strip für den Tagesspiegel. Seine Website findet sich hier.)

„Ich hab als Jugendlicher keine Superhelden-Comics besessen. Ein Freund hatte ein paar, die haben wir bei ihm immer gelesen. Superman hab ich nie gemocht. Der konnte ja alles und man musste sich schon was einfallen lassen, um ihn mal in die Bredouille zu bringen. Das war mir oft zu konstruiert, das hatte mit dem Leben draußen ja nichts mehr zu tun. Bei Batman konnte man sich ja noch einreden, dass der das wirklich alles kann, ohne Superkräfte, obwohl das ja nun wirklich NOCH unwahrscheinlicher erscheint. Aber erklär das mal einem Zwölfjährigen.“
Reinhard Kleist
(Reinhard Kleist ist der Autor von „Der Boxer“, „Cash – I see a Darkness“ und zahlreichen anderen Comics, so auch einer aktuell in der „zitty“ veröffentlichten Serie mit Berliner Stadt-Geschichten. Seine Website findet sich hier)

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