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Zweikampf: Eine Szene aus "Who Is The Black Panther Paperback" von Reginald Hudlin und John Romita Jr.

© Marvel

Comic-Held Black Panther: Auf königlichen Tatzen

Action, Abenteuer und politische Parabel: Pünktlich zum Kinofilm „Black Panther“ gibt es die modernisierte Herkunftsgeschichte des afrikanischen Superhelden auf Deutsch.

Keine Kriege, keine Krisen, keine Krankheiten – es klingt wie der Himmel auf Erden, doch die Bewohner des Königreichs Wakanda kennen in der Tat kein anderes Leben: Seit jeher ist das fiktive Volk dieses zentralafrikanischen Zwergstaates politisch unabhängig, verfügt über hoch entwickelte Technik und versorgt sich trotz reichhaltig vorhandener Bodenschätze mithilfe von regenerativen Energien. Und weil die Wakander genau wissen, wem sie das alles zu verdanken haben, halten sie dem Helden ihrer Hightech-Heimat und Thronfolger ihres traditionellen Tempelkultes die Treue – dem „Black Panther“.

Der erste schwarze Superheld

Diese Comic-Figur kämpfte als Teammitglied der Avengers zwar schon oft neben Rächer-Recken wie Captain America, Iron Man und Thor oder auf Seiten der Fantastic Four, dennoch ist Black Panther auch innerhalb des Marvel-Universums ein ganz besonderer Held.

Das zeigt sich alleine schon am brisanten historischen Hintergrund der Figur: Denn als sich insbesondere in der 1960-er Jahren reale Superhelden wie etwa Martin Luther King und Malcolm X gegen die Diskriminierung der afroamerikanischen Bevölkerung in den USA einsetzten, wurden die Bürgerrechtsbewegungen auch in Kunstformen wie dem Comic thematisiert.

Wer ist Black Panther? Cover des Handlungsbogens von Reginald Hudlin und John Romita Jr.
Wer ist Black Panther? Cover des Handlungsbogens von Reginald Hudlin und John Romita Jr.

© Panini

Dabei griffen etwa im Hause Marvel Starautor Stan Lee und Zeichnerikone Jack Kirby den zivilgesellschaftlichen Zeitgeist auf, indem sie den ersten dunkelhäutigen Superhelden in die Popkultur einführten: Sie nannten ihn mit bürgerlichem Namen T’Challa und schufen ihm einen aristokratischen Stammbaum mit einem futuristischen Dschungel-Königreich im Herzen Afrikas. Unter der Identität des Black Panthers debütierte der Held dann in der 52. „Fantastic Four“-Ausgabe im Juli 1966 – demselben Jahr, in dem auch die sozialistisch-revolutionäre „Black Panther Party“ gegründet wurde.

Hochwohlgeboren, trotzdem ein Mann des Volkes

Wer mehr über den Monarchen im pantherschwarzen Gewand herausfinden möchte, erfährt in der im Jahr 2005 erstveröffentlichten Herkunftsgeschichte „Wer ist Black Panther?“ von Autor Reginald Hudlin und Zeichner John Romita Jr. (Panini, 156 Seiten, 16,99 €) Genaueres zur Heimat, Königsfamilie und Regierungsweise des afrikanischen Superhelden. Denn in dem aus sechs Kapiteln bestehenden Comic blicken die Künstler einerseits auf die Historie Wakandas, andererseits auch auf T’Challas persönliche Geschichte zurück.

Sie erzählen, wie er als Kind ein Attentat auf seine königliche Familie miterleben musste oder wie er als würdiger Thronfolger seines Onkels S’Yan die Geschicke seines Landes auf konventionell diplomatische Weise lenkt – aber auch, wie T’Challa im Bedarfsfall die wakandische Staatsräson auf eine eher ungewöhnliche Art definiert, wenn er als behänder Black Panther in Mantel und Maske sein Volk vor Verbrechern beschützt.

Erste Offenbarungen: Im April 1971 erfuhren die Leser in „Avengers 87“ erstmals Genaueres zur Geschichte des Black Panthers.
Erste Offenbarungen: Im April 1971 erfuhren die Leser in „Avengers 87“ erstmals Genaueres zur Geschichte des Black Panthers.

© Marvel

Welch gute Figur seine Majestät dabei sowohl als durchs Dickicht schleichender Rächer als auch als bedachter Politiker abgibt, demonstriert John Romita Jr. in eindrucksvollen Bildern. So arbeitet der Sohn von Zeichnerlegende John Romita Sr. etwa in geometrisch einfach gehaltenen Panelrahmen seine detaillierten Illustrationen mit vielen graphischen Kontrasten aus. Beispielsweise lässt er aus einem wolkenlosen Himmel plötzlich einen scharfen Pfeilhagel regnen. Auf elegante Pirschbewegungen sich langsam umkreisender Kämpfer folgen kraftvolle Tritte und energiegeladene Faustschläge. Warme Farben malerischer Savannenpanoramen weichen düsteren Kolorierungen des nächtlichen Wüstenhimmels.

Ein Comic als politisches Plädoyer

Romita Jrs. kantige Zeichnungen bebildern zudem perfekt die sich immer weiter zuspitzende Drastik der Rahmenhandlung. Für diese entwarf Autor Reginald Hudlin eine Verschwörung der US-Regierung, die allegorisch betrachtet vor allem als für einen Mainstream-Comic bemerkenswerte Gesellschaftskritik verstanden werden kann: Denn Hudlins Storyline über wohlhabende westliche Verschwörer, die zum Raub wertvoller wakandischer Rohstoffe wie dem Metall Vibranium ausgeklügelte Intrigen spinnen und ausländische Söldner zur Usurpation des kleinen afrikanischen Landes anheuern, liest sich wie eine politische Parabel.

Ein Herz und eine Seele: Black Panther und Storm von den X-Men heirateten inmitten des hitzigen „Civil War“ zwischen Captain America und Iron Man. Zeichnung von Alan Davis.
Ein Herz und eine Seele: Black Panther und Storm von den X-Men heirateten inmitten des hitzigen „Civil War“ zwischen Captain America und Iron Man. Zeichnung von Alan Davis.

© Marvel

So erinnert etwa das Superschurken-Bündnis zwischen dem amerikanischen Spider-Man-Gegner Rhino, einem giftgrün strahlenden Russen namens „Radioactive Man“, dem französischen Söldner Batroc und dem im Vatikan auf einem geflügelten Pferd reitenden altenglischen Black Knight unter der Leitung von Black Panthers belgischem Erzfeind Ulysses Klaw an eine Allianz dekadenter und selbstgefälliger Groß- und Kolonialmächte. Indem die Künstler die Invasoren mit ihrem Plan kläglich scheitern lassen und zeigen, wie stark sich die vermeintlich wehrlosen Wakander gegen ihre Eindringlinge verteidigen, liefern Hudlin und Romita Jr. ein lesenswertes Plädoyer gegen westliche Überheblichkeit und rassistische Ressentiments ab.

Neben den Kämpfen um die Machtpolitik hebt sich „Wer ist Black Panther?“ zudem durch weitere Inhalte vom klassischen Superhelden-Comic ab. Denn Autor Hudlin, der für seine Arbeit als Produzent am Quentin-Tarantino-Western „Django Unchained“ für einen Oscar nominiert wurde, thematisiert etwa auch den Tierschutz, kritisiert Prostitution oder lässt seine Protagonisten Substantive wie „Apartheidsjahre“, „Blasphemie“ oder „Kleptokratie“ in den Mund nehmen.

Wakanda an der Leinwand

Panini veröffentlicht den Comic „Wer ist Black Panther“ pünktlich zum Kinostart des jüngsten Marvel-Kinofilms erneut. Denn nach seinem Leinwanddebüt in einer Nebenrolle im Blockbuster „Captain America: Civil War“ geht T’Challa als Black Panther ab dem 15. Februar in seinem eigenen Solo-Streifen innerhalb des „Marvel Cinematic Universe“ ins Rennen. Darin schlüpft erneut Chadwick Boseman in die Rolle des wakandischen Würdenträgers und trifft wie im Comic unter anderem auf seine Widersacher wie Erik Killmonger (Michael B. Jordan) oder Ulysses Klaw (Andy Serkis).

Letzteren kennen Kinogänger und Fans des Franchises bereits aus „Avengers: Age of Ultron“. Das Kinouniversum von Marvel erweitert sich somit also um ein neues Kapitel. Aber auch trotz einer zusätzlichen Figur wird es dabei zwischen der mittlerweile großen Anzahl an Kino-Superwesen nicht langweilig, da die Filmemacher erneut die Individualität ihres Heldenzuwachses erfolgreich in Szene zu setzen wissen – was in Black Panthers Fall sowohl seine spirituelle Selbstfindung im exotischen Großstadtdschungel als auch die Behauptung seiner Vormachtstellung inmitten traditioneller Wurzeln umfasst.

Black Panther startet im Kino durch: Das Filmplakat mit Chadwick Boseman als Hauptdarsteller.
Black Panther startet im Kino durch: Das Filmplakat mit Chadwick Boseman als Hauptdarsteller.

© Promo

Bei all den Vernetzungen der Marvel-Charaktere im Film bleibt für die Fans zu hoffen, dass sich demnächst auch zwei sich Liebende auf der Leinwand finden. Denn im Comic sind T’Challa und Ororo Munroe – einem breiteren Publikum besser bekannt als die weißhaarige Wettermutantin Storm von den X-Men – ein Paar. In den aufwühlenden Tagen des „Civil War“ geben sie sich sogar das Ja-Wort, zerstreiten sich allerdings in dem die Heldenschaft erneut spaltenden Großkonflikt „Avengers vs. X-Men“.

Handlungsstränge, an denen man sich für weitere Verfilmungen orientieren könnte, liegen also bereits vor. Und seitdem sich der Disney-Konzern durch Übernahme von 20th Century Fox auch die Filmrechte der X-Men-Reihe gesichert hat, sind zumindest die formalen Voraussetzungen für solche eine kinematographische Zusammenkunft gegeben.

Weitere Artikel zur Figur des Black Panther und dem Kinofilm folgen in den nächsten Tagen auf den Tagesspiegel-Comicseiten.

Leonard Hillmann

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