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Mitten im Mediendiskurs: Eine Szene aus „Captain Berlin gegen den horriblen VHS-Mann“.

© Weissblech Comics

Captain Berlin: Berliner Schutzpatron

In „Captain Berlin gegen den horriblen VHS-Mann“ geht es um Zensur und staatliche Bevormundung - und natürlich erneut die Rettung Berlins.

Berlin, Mitte der 1980er Jahre: Auf den Straßen herrscht Gewalt, die Bürger sind im Blutrausch. Liegt’s am Konsum von Horrorfilm-Videos, wie Staat und Medien behaupten – oder steckt etwas ganz anderes dahinter? Im aktuellen siebten Band der Superheldenserie „Captain Berlin“ wirft Regisseur und Autor Jörg Buttgereit seinen maskierten Superhelden mitten in einen Diskurs, an dem sich auch Buttgereit selbst mit seinen Horror- und Splatterfilmen immer wieder lustvoll beteiligt hat.

Knallbunte, oft selbstironisch gebrochene Action im Stile früher US-Superheldenhefte geht in „Captain Berlin gegen den horriblen VHS-Mann“ (36 S., 4,90 €) einher mit reflektierenden Momenten, in denen Themen wie Zensur und staatliche Bevormundung thematisiert werden.

Berliner Weltretter: Captain Berlin auf dem Cover des aktuellen Hefts.
Berliner Weltretter: Captain Berlin auf dem Cover des aktuellen Hefts.

© Weissblech Comics

Die kurzweilige Story ist erneut eine Kooperation von Buttgereit, dem versierten Zeichner, Autor und Verleger Levin Kurio (Weissblech Comics) und dem Zeichner Rainer F. Engel, der wie kein Zweiter den Stil der „Goldenen Ära“ des US-Heldencomics verinnerlicht hat. Dazu enthält das aktuelle Heft die Geschichte „Auf der Spur der East-Side-Zombies“, die Buttgereit zusammen mit dem Zeichner Steff Murschetz erarbeitet hat und die bereits im vergangenen Jahr im Magazin „U-Comix“ erschienen ist.

Ein Kinnhaken wie einst Captain America

Wie bedeutsam vor allem die US-Comic-Ikone Captain America als Vorbild ist, zeigt auch ein neuer Sammelband mit den Abenteuern aus den ersten vier teils vergriffenen Captain-Berlin-Heften, an denen noch weitere Zeichner beteiligt waren (130 S., 14,90 €). Auf dessen Cover versetzt der Berliner Schutzpatron, der laut Entstehungsgeschichte 1944 vom antifaschistischen Untergrund geschaffen wurde, Adolf Hitler einen ähnlich treffsicheren Kinnhaken wie einst Captain America 1941 auf seinem ersten Comicheft.

Klassischer Kinnhaken: Das Cover des Sammelbandes mi den Geschichten der ersten vier Bände.
Klassischer Kinnhaken: Das Cover des Sammelbandes mi den Geschichten der ersten vier Bände.

© Weissblech Comics

Der Berliner Schutzpatron erlebte seine erste Inkarnation 1982: in Buttgereits Super-8-Film „Captain Berlin – Retter der Welt“. Die Gegner des Superhelden von der Spree waren mannigfaltig: Nazi-Mutanten, japanische Killermaschinen und der Attentäter von Rudi Dutschke gehören ebenso dazu wie Fukushima-Mutanten und nordkoreanische Invasoren.

Besonders gut kommt der trashige Charme der Figur im Theaterstück „Captain Berlin versus Hitler“ zum Ausdruck, für den DVD-Mitschnitt wurde 2009 ein erster Comic als Beigabe produziert. „Damit ist Captain Berlin bei sich selbst angekommen“, sagt Buttgereit. „In bunten Bilderheftchen, dem Heimatmedium für Superhelden.“

Veranstaltungshinweis: Am Sonnabend, dem 7. Oktober, um 20 Uhr präsentieren Jörg Buttgereit und Rainer F. Engel ihre Captain-Berlin-Abenteuer in einer Lesung bei Modern Graphics, Kastanienallee 79, Prenzlauer Berg, danach Signierstunde.

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