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Kämpferisch: Conan in einer Szene aus dem besprochenen Band.

© Panini

Brian Woods "Conan, der Barbar": In Fleisch und Blut

Halb Softporno, halb Seeräuber-Romantik: Brian Wood erkundet den Kosmos von „Conan, dem Barbaren“. Das ist nur halb so klug wie behauptet, aber doppelt so unterhaltsam.

Vor ein paar Wochen sorgte eine Meldung für Erheiterung unter Filmfreunden. Arnold Schwarzenegger persönlich werde einmal mehr in die Rolle von „Conan, dem Barbaren“ schlüpfen, hieß es. Wer sich die Zeit bis zum noch undatierten Start von „The Legend of Conan“ etwas vertreiben will, findet dazu die beste Gelegenheit mit dem jetzt bei Panini erschienen ersten Sammelband der „Conan“-Interpretation von Autor Brian Wood. Seit 2012 schreibt der „X-Men“-Autor die Geschichte des klassischen Heroen für den Dark-Horse-Verlag fort, 25 Hefte sollen es insgesamt werden.

Was er sich dabei so gedacht hat, erzählt Wood in einem im Anhang des die ersten sechs Hefte umfassenden Bandes abgedruckten Interview. „Macho-Phantasien machen mir keinen Spaß“, behauptet er dort unter anderem, aber das ist natürlich Blödsinn. Sein „Conan“ ist genau das. Halb Softporno, halb Seeräuber-Romantik und so etwas wie eine überdrehte Kamikaze-Version von Woods ernstem Wikinger-Epos „Northlanders“.

Basierend auf der 1934 veröffentlichten Geschichte „The Queen of the Black Coast“ von Conan-Erfinder und H.-P.-Lovecraft-Kumpel Robert E. Howard schickt Wood einen noch jungen Krieger durch diverse Schlachten und in die Arme einer blutdurstigen Piratenbraut. Es gibt viele markige Sprüche, Sex und noch mehr Gewalt. Als Film bekäme „Die Königin der Schwarzen Küste“ kaum eine Jungendfreigabe, denn Conan ist wahrlich kein Zauderer, wenn es darum geht, sein Leben oder seine junge Liebe zu verteidigen:  „... und so kämpfte Conan wie ein Teufel mit der Hoffnung im Herzen, ihren weichen, weißen Leib wieder an sich drücken zu können“.

Wer solche Schund-Prosa ernst nimmt, muss sich zwangsläufig fragen, ob Wood noch alle beisammen hat, wenn er von Charakterentwicklung und „komplexen, starken Frauen“ redet, die seine Geschichte ausmachen sollen. Wer es jedoch schafft, sein Gehirn für 140 Seiten auszuschalten, wird sich blendend unterhalten fühlen von dem rasanten Flucht-Liebe-Rache-Vernichtungs-Plot.

Blut und Gewalt: Das Cover des aktuellen Bandes.
Blut und Gewalt: Das Cover des aktuellen Bandes.

© Panini

Vor allem, weil der Band auch zeichnerisch ein schwelgerisches Fernweh transportiert, was „Conan“ gelegentlich als eine Amok-Variante von Kapitän „Corto Maltese“ erscheinen lässt. Die ersten drei Hefte wurden von Becky Cloonan gezeichnet, die in jüngster Zeit an den DC-Serien „Swamp Thing“ oder „Batman“ mitmalte und einen recht bubblegumigen Stil hat, dessen Dynamik jedoch gut zu den Kämpfen zu Pferde und zu See passt.

Noch schöner anzusehen ist jedoch der zweite, von James Harren gestaltete Teil des Buches, in dem ein realistischerer, schrofferer Stil regiert, was die brutalen Momente noch unterstreicht, der aber vor allem durch die in Details schwelgenden Stadtpanoramen begeistert. Die Arbeit von Dark-Horse-Haus-und-Hof-Kolorist Dave Stewart ist eh über alle Zweifel erhaben.

Schwarzenegger muss sich anstrengen, um da mitzuhalten.

Brian Wood: „Conan, der Barbar – Die Königin der Schwarzen Küste“, Panini, 144 Seiten, 16,95 Euro

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