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Von Maria Skłodowska zu Marie Curie: Eine Szene aus „Ein Licht im Dunkeln“.

© Knesebeck

Biografie einer Ausnahme-Wissenschaftlerin: Marie Curies Leben als Comic

„Marie Curie – Ein Licht im Dunkeln“ inszeniert die Biografie der zweifachen Nobelpreisträgerin als grafische Performance, kann aber erzählerisch nicht überzeugen.

Gleich zweimal gewann sie den Nobelpreis, noch dazu als erste Frau überhaupt. Marie Curie hat Wissenschaftsgeschichte geschrieben. Ihre bahnbrechenden Forschungen im Bereich der Radioaktivität und die Entdeckung der chemischen Elemente Radium und Polonium machten sie weltweit berühmt.

Die polnische Illustratorin und Animatorin Anna Błaszczyk hat der Ausnahme-Wissenschaftlerin nun eine Graphic Novel gewidmet. Deren Biografie ist aktuell auch Thema eines Kinofilms der Regisseurin und ehemaligen Comiczeichnerin Marjane Satrapi.

An der Universität: Eine Doppelseite aus „Marie Curie – Ein Licht im Dunkeln“.
An der Universität: Eine Doppelseite aus „Marie Curie – Ein Licht im Dunkeln“.

© Knesebeck

Initiiert wurde der Comic „Marie Curie – Ein Licht im Dunkeln“ (Knesebeck, 136 Seiten, 22 Euro) von der dänischen Drehbuchautorin Frances Andreasen Østerfelt, die das Buch zusammen mit der ebenfalls aus Dänemark stammenden Astronomin Anja C. Andersen geschrieben hat.

In mehreren Etappen rekonstruieren sie darin die Lebensgeschichte der 1867 in Polen unter dem Namen Marya Skłodowska geborenen Forscherin. Die Kindheit in Warschau, ihre frühe Faszination für die Naturwissenschaften, ihr Studium an der Pariser Sorbonne. Denn Frauen im damaligen Polen ist der Zugang zur Universität verwehrt.

Elemente des Kubismus und des Futurismus

An der französischen Universität nimmt ihre wissenschaftliche Karriere ihren Lauf. Zusammen mit dem Physiker Pierre Curie, den sie 1895 heiratet, widmet sie sich der naturwissenschaftlichen Forschung.

1903 erhalten beide neben Henri Becquerel den Nobelpreis für Physik. 1911 wird Marie Curie die Ehrung ein zweites Mal im Fach Chemie verliehen. Als erste Frau wird sie außerdem Professorin an der Sorbonne.

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Die künstlerische Gestaltung des vorgelegten Bandes ist bestechend. Illustratorin Anna Błaszczyk experimentiert mit unterschiedlichen Techniken, Stilen und Kunstrichtungen. Sie lässt vielschichtige, oft farbenfrohe Bilder entstehen, die von der figurativen Kunst stellenweise in abstrakte Motive abgleiten.

Hervorzuheben ist etwa die Darstellung von Marie Curies Nervenzusammenbruch, die Elemente des Kubismus und des Futurismus vereint: Der Tod der Mutter und der Schwester kurz hintereinander, dazu die schwierige finanzielle Situation der Familie sind zu viel für die 15-Jährige: Kopf und Körper bersten in kantigen Einzelteilen auseinander, durchdringen so mehrere Bildebenen.

Das Titelbild des besprochenen Bandes.
Das Titelbild des besprochenen Bandes.

© Knesebeck

In vielen Collagen verbindet die Illustratorin außerdem Sieb- und Schablonendruck mit historischen Fotos und Dokumenten. Schrille Motive und knallige Farben stellen Bezüge zur Pop-Art her.

Chronologie statt neuer Perspektiven

Schade nur, dass diese künstlerische Wucht allzu oft durch das Schriftbild ausgebremst wird. Textblöcke in einfallsloser Standard-Schrift, oft weiß unterlegt, platzen etwas unbeholfen in die feinen Grafiken.

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Auch narrativ kann die Graphic Novel nicht so recht überzeugen. Die Erzählung wirkt glatt, die einzelnen Lebensabschnitte werden chronologisch abgearbeitet, statt neue Perspektiven auf Leben und Wirken der Wissenschaftlerin zu bieten. Darüber kann letztlich auch der visuelle Einfallsreichtum nicht hinweghelfen.

Birte Förster

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